Erlebnisbericht aus Hamburg

Wie gut ist „Pharma-Beauty“? Beratungscheck bei Douglas Pro

Stuttgart - 05.10.2018, 12:45 Uhr


Douglas' neues Store-Konzept, „Douglas Pro“,  das vergangene Woche im Hamburger Stadtteil Eppendorf vorgestellt wurde, hat im Apothekenmarkt für Unruhe gesorgt: Unter dem Label „Pharma Beauty“ wird dort im großen Stil Apothekenkosmetik angeboten. Aber wird auch dazu beraten? Die Apothekerin und DAZ-Autorin Gode Chlond hat sich für DAZ.online in der neuen Filiale einmal umgesehen. 

La Roche Posay, Vichy, Avène, Eucerin, Lierac, Caudalie und Bioderma – vieles, was in der Apothekenkosmetik Rang und Namen hat, vertreibt Douglas unter dem Dach seines neuen Store-Konzepts „Douglas Pro“: In der vergangenen Woche eröffnete eine Filiale in Hamburg Eppendorf, aber zum Teil auch online. Die Hersteller stehen nach eigener Aussage größtenteils nicht dahinter. Die Ware stamme aus dem Graumarkt, heißt es. Ein Grund dafür, warum sie auf die Apotheke als Vertriebskanal setzten, sei, dass die Beratungsqualität sichergestellt ist. So erklärt beispielsweise Avène-Hersteller Pierre Fabre in einer Stellungnahme: 


Die Marken aus dem Hause Pierre Fabre inklusive der Marke Avène sind aus gutem Grund apothekenexklusiv und entsprechend gekennzeichnet. Durch Ihre Beratung in der Apotheke wird den Kunden das am besten geeignete Produkt angeboten.“

Stellungnahme von Pierre Fabre


Hautpflege und dermatologische Nahrungsergänzungsmittel

Doch wie sieht das mit der Beratung bei Douglas Pro aus? Proben, Tester und Schulungen bekommt das Unternehmen beispielsweise von L’Oreal, dem Unternehmen hinter Vichy, La Roche Posay und ScinCeuticals, laut einem Unternehmenssprecher nicht. Sind also Kunden mit Hautproblemen, die auf der Suche nach gut verträglicher Dermokosmetik sind, bei einer Parfümeriekette – auch wenn sie scheinbar Fachpersonal beschäftigt – gut aufgehoben? Im Auftrag von DAZ.online hat sich die Pharmazeutin und Fachjournalistin Gode Chlond den Store genauer angesehen. Ihre ersten Eindrücke nach dem Betreten des Ladens schildert sie so: „Die Hautpflegeprodukte der Medical Brands sind in der Mitte des Ladengeschäftes um einen großzügigen Beratungstisch herum platziert und erstrecken sich längs der einladenden Fensterfronten. Das Angebot wird zusätzlich durch dermatologische Nahrungsergänzungsmittel ergänzt."

Sortimente sind unvollständig, die Beratung schlecht

Die Produkte der Pharmacy Brands werden gesondert im Eingangsbereich in unmittelbarer Nähe zur Kasse präsentiert. Die Apothekenkosmetik habe durch die optische Trennung vom Hauptraum einen ganz besonderen Platz erhalten. Es werde der Eindruck einer „kleinen, modernen Apotheke“ vermittelt, so Chlond. „Gleich beim Betreten des Stores läuft man an den großen Regalflächen vorbei, an welchen die großen Lettern „Pharma Beauty“ prangen. Und auch während man an der Kasse zum Bezahlen ansteht, kann die Apothekenkosmetik noch einmal genau in Augenschein genommen werden.“ Die Produktpalette der Apothekenmarken umfasst viele der bekannten, bisher exklusiv in Apotheken erhältlichen Kosmetikmarken wie La Roche Posay, Vichy, Avène, Eucerin, Lierac, Caudalie und Bioderma. Zudem sind noch apothekenübliche Marken wie Dado Sens, Nuxe, Darphin und Dr. Hauschka unter den Pharma Beauty-Produkten zu finden.

Durch eine relativ große Markenvielfalt an Apothekenkosmetik wird der Anschein des großen Warensortiments einer Apotheke erweckt. Dennoch findet der Kunde längst nicht alles, was die einzelnen Marken zu bieten haben. Die Sortimente sind nicht vollständig.

Kein Internetzugang in der Filiale

Aber schafft Douglas Pro, was sich Konzern-Chefin Tina Müller vorgenommen hat? Gibt es eine Beratung auf pharmazeutisch hohem Niveau? Chlond findet: „Nein. Die dort angebotene Beratung schaffe es nicht, mit der einer Apotheke zu konkurrieren. Auf ihre Nachfrage zu einem neuen Eucerin-Produkt, konnte die extra hinzugeholte, für die Pharmacy Brands zuständige Douglas-Expertin keine Antwort geben. „Sie wusste nicht, um welches Produkt es sich handelt. Ebenfalls hatte sie keine Möglichkeit, sich darüber Informationen zu verschaffen, da ihr – wie sie sagte – dafür kein Internetzugang in der Filiale zur Verfügung steht“, berichtet die Pharmazeutin.

Apropos Internetzugang: Auch online sucht man vergebens nach Informationen oder einer Möglichkeit, sich zu Apothekenmarken beziehungsweise Hautproblemen beraten zu lassen. Ruft man unter der allgemeinen Kontakt-Rufnummer an, wird man an die Filialen verwiesen. In den Produktdetails sind lediglich sporadisch Angaben zu den Produkteigenschaften und den Hauttypen zu finden, für die das Produkt geeignet ist. Hat man Fragen – hat man Pech gehabt.



Cornelia Neth, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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