Versandhandel

DocMorris will 50 Millionen Pakete pro Jahr verschicken

Berlin - 15.08.2018, 12:15 Uhr

Immer mehr: Langfristig gesehen will DocMorris aus dem niederländischen Heerlen 50 Millionen Arzneimittelpakete versenden. (c / Foto: Imago)

Immer mehr: Langfristig gesehen will DocMorris aus dem niederländischen Heerlen 50 Millionen Arzneimittelpakete versenden. (c / Foto: Imago)


Das Wachstum des niederländischen Versandhändlers DocMorris hat sich auch im ersten Halbjahr 2018 ungebremst fortgesetzt. In einer Mitteilung erklärte die DocMorris-Mutter Zur Rose, dass man im OTC-Bereich nach den Übernahmen anderer Versender um rund 78 Prozent gewachsen sei, bei Rx-Arzneimitteln betrug die Steigerungsrate knapp 10 Prozent. Zur Rose will nun nicht nur weiter expandieren, sondern auch ausbauen: Aus Heerlen sollen künftig bis zu 50 Millionen Pakete versendet werden können.

Die aggressive Wachstumsstrategie des niederländischen Versenders DocMorris und seines Mutterkonzerns Zur Rose trägt Früchte: Denn nach einem für die Niederländer sehr erfolgreichen Geschäftsjahr 2017 kann der Konzern auch für das erste Halbjahr 2018 positive Zahlen vorlegen. Zur Rose konnte in den ersten sechs Monaten dieses Jahres in Deutschland, also mit DocMorris, ein Umsatzplus von 38,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnen (in Lokalwährung). Insgesamt ergibt sich so ein Umsatz von etwas mehr als 291 Millionen Euro, im ersten Halbjahr 2017 waren es noch rund 210 Millionen Euro.

Natürlich liegt dies auch an den Übernahmen, die Zur Rose und DocMorris in den vergangenen Monaten tätigten. Im Oktober kündigten die Niederländer an, bei der deutschen Versandapotheke Eurapon einzusteigen, im November folgte dann die Nachricht, dass die Zur-Rose-Gruppe den Versender Vitalsana übernimmt. Das Versandgeschäft dieser beiden Zukäufe bezeichnete Zur Rose in einer Mitteilung als „sehr erfreulich“ – ohne genaue Zahlen zu den Umsätzen der beiden Versender zu nennen.

OTC: plus 78 Prozent, Rx: plus 10 Prozent

Sieht man sich die Umsatzzuwächse von DocMorris in Deutschland genauer an, fallen zunächst die großen Steigerungen im OTC-Bereich auf. Der OTC-Umsatz ist nach den Übernahmen um knapp 78 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2017 gewachsen, teilte Zur Rose mit. Insgesamt habe man knapp 158 Millionen Euro umgesetzt. Man habe nun die „OTC-Marktführerschaft in Deutschland“ übernommen, so Zur Rose. Und auch die intensiven Werbeaktionen des Konzerns im Rx-Bereich scheinen sich weiterhin auszuzahlen: Hier geht es um eine Umsatzsteigerung von knapp 10 Prozent im ersten Halbjahr 2018.

Das Wachstum des EU-Versenders setzt sich seit dem EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung somit ungebremst fort: Nach dem Urteil hatte Zur Rose viel Geld in eine große Werbekampagne zur Gewinnung von Kunden mit chronischen Krankheiten investiert. Schon 2017 konnte DocMorris ein Umsatzplus von rund 10 Prozent im Rx-Bereich erwirtschaften. Im OTC-Bereich war DocMorris in 2017 um knapp 39 Prozent gewachsen. Auch über den Kundenzuwachs können sich DocMorris und Zur Rose freuen: Laut Mitteilung hat sich die Kundenzahl im vergangenen Jahr um 66 Prozent gesteigert, mehr als drei Millionen Menschen sollen Konzernangaben zufolge inzwischen bei DocMorris bestellen.

Standort Heerlen wird ausgebaut

Geht es nach dem Schweizer Pharmahandelskonzern Zur Rose, soll diese Entwicklung von DocMorris fortgesetzt werden. Zur Rose verweist in seiner Mitteilung auf die derzeitige Marktkonsolidierung im Versandgeschäft und darauf, dass man im Mai bereits die Übernahme des Versandgeschäfts des deutschen Versenders apo-rot bekanntgegeben habe. Noch in diesem Jahr soll die gesamte Logistik von apo-rot nach Heerlen verlegt werden.

Grundsätzlich solle das Versandgeschäft hinter der niederländischen Grenze „gebündelt“ werden. Aufgrund des Wachstums habe man nun beschlossen, den DocMorris-Sitz in Heerlen auszubauen. Angrenzend an das bestehende Gebäude soll ein neues Logistikgebäude mit 20.000 Quadratmetern Fläche entstehen. Mit dem Ausbau verbindet der Konzern große Ziele: „Das neue Logistikgebäude (…) wird im ersten Halbjahr 2020 bezugsbereit sein. Die Versandkapazität des Standorts wird damit verdreifacht auf ein Volumen von 30 Millionen Pakete pro Jahr. Die Logistik kann in einer weiteren Ausbauphase auf ein Paketvolumen von 50 Millionen erhöht werden“, heißt es in der Mitteilung. Zum Vergleich: Laut Medienberichten verschickt DocMorris derzeit bis zu 20.000 Arzneimittelpakete pro Tag, das entspricht etwa 7,2 Millionen Paketen pro Jahr. Der Konzern bereitet sich also darauf vor, die Anzahl seiner Sendungen mehr als zu verfünffachen.

Zur Rose weiter in den roten Zahlen

Der Schweizer Pharmahandelskonzern wuchs aber nicht nur in Deutschland, sondern auch insgesamt. Laut Mitteilung stieg der Umsatz im Vergleich zum ersten Halbjahr 2017 um knapp 30 Prozent auf knapp 603 Millionen Schweizer Franken. So wie der DocMorris-Konkurrent Shop Apotheke führt die Expansionsstrategie aber auch bei Zur Rose/DocMorris dazu, dass der Konzern weiterhin in den roten Zahlen agiert: Denn das Unternehmensergebnis lag im ersten Halbjahr bei minus 17,6 Millionen Schweizer Franken.Schon bezogen auf das Gesamtjahr 2017 musste Zur Rose vor einigen Monaten mitteilen, dass der Konzern mit minus 36,3 Millionen Franken einen deutlich höheren Verlust als noch 2016 eingefahren hatte.

Schließlich unterstrich die Zur-Rose-Gruppe in ihrer Mitteilung erneut, dass sie das von der Bundesregierung geplante Rx-Versandverbot ablehne. Wörtlich heißt es dort: „Vor dem Hintergrund der andauernden Diskussionen um ein Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Medikamenten ist die Gruppe weiterhin der Auffassung, dass ein Verbot nicht im Einklang mit EU-Recht steht. Der deutsche Bundesgesundheitsminister ließ kürzlich verlauten, dass er lieber eine faire Lösung anstrebe als ein Verbot.“ Damit ist das Interview von Minister Jens Spahn (CDU) in der Apotheken Umschau gemeint, in dem sich der CDU-Politiker für einen „fairen Wettbewerb“ ausspricht. Was Spahn im Versandhandelskonflikt genau plant, ist aber weiterhin offen: Er gab bislang lediglich bekannt, dass er das Rx-Versandverbot aus europarechtlichen Gründen skeptisch sehe. Allerdings sagte er auch klar, dass er keine Rabatte auf Rx-Arzneimittel in Deutschland zulassen wolle.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Alte Freunde

von Pharmi am 15.08.2018 um 13:47 Uhr

Da wird Herr Spahn seinem alten Freund schon nicht das Geschäft kaputt machen... (Lesetipp: Schleppnetz)

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Doc Morris

von Conny am 15.08.2018 um 12:51 Uhr

Glückwunsch !

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