Reaktionen auf das Thesenpapier

Wie viel Reformen braucht das Pharmaziestudium?

Stuttgart - 02.02.2017, 16:00 Uhr

Muss man das Studium grundlegend entrümpeln, so wie es die Studenten fordern? Wir haben Meinungen zu den Wünschen der zukünftigen Apotheker eingeholt. (Foto: eyetronic / Fotolia)

Muss man das Studium grundlegend entrümpeln, so wie es die Studenten fordern? Wir haben Meinungen zu den Wünschen der zukünftigen Apotheker eingeholt. (Foto: eyetronic / Fotolia)


Radikalumbau oder alles im Rahmen der bestehenden Studienordnung?

Grundsätzlich wird die Initiative der Studierenden, sich mit der Thematik zu befassen, als positiv bewertet. Insbesondere für die Methodik ernten sie einiges Lob und Anerkennung. So findet es Professor Ulrich Jaehde, klinischer Pharmazeut aus Bonn, zum Beispiel „bemerkenswert“, dass die Thesen nicht nur auf der Meinung einzelner, sondern auf einer Umfrage basieren, an der 1827 Studierende und PhiPs (Pharmazeuten im Praktikum) aller Studienorte teilgenommen haben. Auch dass die Studierenden nicht nur allgemeine Forderungen stellen, sondern auch Verbesserungsvorschläge machen und diese auch begründen, hält Jaehde für gelungen. Professor Theo Dingermann aus Frankfurt, der als Emeritus Wert darauf legt, den Prozess nur interessiert zu beobachten, aber nicht zu bewerten, ist „positiv überrascht“, wie er sagt. Das Papier sei originell und durchaus kreativ. Auch Dingermann lobt die „empirische Genese“ des Papiers. Dr. Christiane Eckert-Lill zollt dem Vorgehen der Studierenden hohen Respekt. Es sei eine Leistung, neben dem Studium dieses komplexe Thema so strukturiert anzugehen, sagt sie im Interview mit der DAZ.

„Hoher Respekt!“

ABDA-Geschäftsführerin Dr. Christiane Eckert-Lill nimmt Stellung zu Forderungen der Studenten. Das vollständige Interview finden Sie hier (vollständige Statements jeweils nur für DAZ-Abonnenten).

Doch wie sieht es mit den Inhalten aus? Muss grundlegend entrümpelt und erneuert werden oder birgt die bestehende Approbationsordnung genug Spielraum, um die Pharmazie zukunftsfit zu machen? Hier gehen die Meinungen weiter auseinander. Professor Martin Smollich, der an der Praxishochschule in Köln lehrt ist der Meinung, es brauche einen radikalen Umbau von Studium und Berufsbild. Nur so könne sich der pharmazeutische Berufsstand mittel- und langfristig jenseits von Rabatt- und Kosmetikaktionen etablieren. Gerade vor dem Hintergrund des EuGH-Urteils sei dies offensichtlich, erklärt Smollich.

PD Dr. Martin Hug, Leiter der Apotheke des Universitätsklinikums Freiburg, hingegen hält die derzeitige Ausbildung für zielführend. Das Studium sei besser als sein Ruf, findet Hug. Man müsse lediglich im Grundstudium einen besseren Bezug zum späteren Beruf herstellen – hier sieht er als Krankenhausapotheker und Hochschullehrer die Hochschullehrer, inklusive sich selbst, in der Pflicht. Einer neuen Studienordnung bedarf es dafür seiner Meinung nach nicht. 

„Der Studiengang besser ist als sein Ruf"

sagt Krankenhausapotheker PD Dr. Martin Hug zum Thesenpapier des BPhD in seiner Stellungnahme in der DAZ. 

Offizinapothekerin Andrea Hug sieht ebenfalls Defizite bei der Vermittlung des Praxisbezugs im Grundstudium. Ihrer Erfahrung nach sei aber fundiertes Wissen die Basis für eine respektvolle Zusammenarbeit, beispielweise mit den ärztlichen Kollegen. Die Zeit, Grundlagen aufzuholen, sei aber später nicht mehr gegeben. 

„Grundsätzlich erfreulich, aber ..."

findet Apothekerin Andrea Hug, die in der Offizin tätig ist, die Vorschläge des BPhD. Ihre Stellungnahme lesen Sie hier. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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