Ausbildung

Radikaler Umbau notwendig!

Prof. Dr. Martin Smollich, Praxishochschule Köln

Gerade vor dem Hintergrund des EuGH-Urteils ist doch eigentlich offensichtlich, dass kurzfristig vielleicht ein Rx-Versandverbot hilfreich sein könnte, dass sich der pharmazeutische Berufsstand aber mittel- und langfristig nur dann jenseits von Rabatt- und Kosmetikaktionen etablieren kann, wenn es auch in Deutschland zu einem radikalen Umbau von Studium und Berufsbild kommt. Die letzten Jahre haben in den einzelnen Projekten gezeigt, wie maßgeblich in diesem Kontext die Klinische Pharmazie, evidenzbasierte Pharmakotherapie und AMTS sind – da ist es wirklich eine Schande, wie stiefmütterlich die Klinische Pharmazie in aller Regel an den Universitäten noch behandelt wird! Tatsächlich sollte gerade sie der absolute Markenkern des Pharmaziestudiums sein. Das zeigt auch das Thesenpapier des BPhD in eindrücklicher Weise. Denn es ist genauso, wie eine kanadische Kollegin in DAZ 2016, Nr. 45, S. 22 beschrieben hat: Die Absolventen können in aller Regel die Strukturformel von Metoprolol zeichnen, würden sich aber fast nie trauen, dazu Ärzte oder Patienten jenseits von Einnahmehinweisen zu be­raten. Damit (wie in anderen Ländern üblich) Pharmazeuten wirkliche therapeutische Mitverantwortung übernehmen, muss aber nicht nur der objektive Studienverlauf radikal umgebaut werden, um dafür zu qualifizieren, sondern auch die subjektive Wahrnehmung des Berufsstandes muss sich grundlegend ändern: aus praktischen Erfahrungen mit Pharmazeuten im Praktikum im Krankenhaus weiß ich, dass viele geradezu Angst davor haben, zu entscheiden, welche Dosis von welchem Wirkstoff jetzt angewendet wird – da ist die juristische Letztverantwortung von Ärzten häufig eine gern gesehene Schutzfunktion. Im ­interprofessionellen Team macht man sich damit aber lächerlich … |

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.