Beratungs-Quickie

Wenn`s brennt – Monuril bei Harnwegsinfektionen

Stuttgart - 18.08.2016, 15:30 Uhr

Es brennt wie Feuer: Wasserlassen bei Harnwegsinfektionen. (Foto:  Romolo Tavani / Fotolia)

Es brennt wie Feuer: Wasserlassen bei Harnwegsinfektionen. (Foto:  Romolo Tavani / Fotolia)


Auch noch wichtig

Eine antibiotische Therapie verringert die Symptomdauer und somit die Beschwerden der Patientinnen um etwa dreieinhalb Tage – und der Leidensdruck ist bei Betroffenen meist hoch. Zusätzlich kann der Apotheker nichtmedikamentöse Maßnahmen empfehlen, die prophylaktisch, unterstützend und synergistisch wirken:

  • Patientinnen mit Harnwegsinfektionen sollten auf eine ausreichende Trinkmenge von mindestens zwei Litern täglich achten.
  • Die Blase sollte regelmäßig und vollständig entleert werden. 
  • Einer der häufigsten Risikofaktoren einer Harnwegsinfektion ist Geschlechtsverkehr („Honeymoon-Zystitis“) – direkte Miktion nach dem Geschlechtsverkehr senkt die Wahrscheinlichkeit einer Infektion.
  • Eine übertriebene Genital-Hygiene stört das mikrobielle Gleichgewicht im Vaginalbereich und begünstigt aszendierende bakterielle Infektionen im Bereich der ableitenden Harnwege.
  • Wissenschaftlich nicht belegt ist die Empfehlung einer Abwischtechnik nach dem Stuhlgang von vorne nach hinten.

Einen Risikofaktor für Harnwegsinfekte stellt neben Geschlechtsverkehr auch die Verhütung mit Diaphragma oder Spermiziden dar. Eine vorhergehende Antibiotikaeinnahme, anatomische Besonderheiten der Harnwege oder Diabetes mellitus begünstigen ebenfalls das Auftreten von Harnwegsinfektionen.

Unkomplizierte Harnwegsinfektionen lassen sich in untere (Zystitis) und obere (Pyelonephritis) differenzieren. Zu den häufigsten Erregern der meist schmerzhaften Infektion zählen E.coli (70 bis 80 Prozent), Proteus mirabilis, Klebsiella pneumonia sowie Enterobacter. Patientinnen mit Zystitis leiden meist unter Schmerzen beim Wasserlassen (Dysurie), Pollakisurie und imperativem Harndrang. In 30 bis 50 Prozent der Fälle heilt eine unkomplizierte Zystitis spontan aus – auch ohne Antibiose. Bei Flankenschmerzen, Fieber (> 38 Grad) und klopfschmerzhaftem Nierenlager ist an eine Pyelonephritis zu denken. Diese erfordert grundsätzlich eine antibiotische Versorgung. Firstline-Therapie sind hier Ciprofloxacin (zwei Mal 500 mg für sieben bis zehn Tage) oder Levofloxacin (einmal 500 mg für sieben bis zehn Tage).

Insbesondere bei rezidivierenden Infektionen – häufiger als zwei Mal pro Halbjahr – sind zunächst oben genannte Empfehlungen zur Trinkmenge zu berücksichtigen, bevor eine sechsmonatige antibiotische Minimalprophylaxe umgesetzt wird.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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7 Kommentare

Monuril 3000

von Eckardt am 02.02.2020 um 11:02 Uhr

Warum " nur" bei Frauen?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Da fehlt noch was

von Brigitte Hillner am 23.08.2016 um 20:00 Uhr

Leider wurden weder Canephron noch Aqualibra als Alternative zu den i.Ü. umstrittenen Bärentraubenblätterpräparaten genannt. Arbutin gilt als potenziell Krebs erregend und hat deswegen die Anwendungsbeschränkung auf zehn Tage und maximal fünfmal pro Jahr. Besonders Canephron ist auch in höherer Dosierung gut verträglich und wirkt sehr schnell. Grade bei rezidiveren Harnwegsinfekten ist auch eine Kombi aus Canephron und Angocin sehr zu empfehlen. Zusammen mit einer DEUTLICHE erhöhten Trinkmenge (3-4 Liter) kann frau so sehr wohl komplett auf ein Antibiotikum verzichten.
Solidagoren und Cystinol Long sind als Akutmedikation IMHO nicht die erste Wahl. Die würde ich so wie Cranberry Päparate nur zur Rezidiv Prophylaxe einsetzten.
Nichts für ungut, aber diesen Quicky fand ich jetzt doch arg armselig.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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Ciprofloxacin als Firstline bei Pyelonephritis

von Joachim Sievers am 19.08.2016 um 11:18 Uhr

m.E. ist der Einsatz von Fluorchinolone als Firstline obsolet. In der abgelaufenen S3 Leitlinie heisst es:

Aus der Gruppe der für die Therapie der unkomplizierten
Harnwegsinfektion prinzipiell geeigneten oralen Antibiotika bzw.
Antibiotikaklassen – Aminopenicilline in Kombination mit einem
Betalaktamaseinhibitor, Cephalosporine der Gruppe 2 und 3, Fluorchinolone,
Fosfomycintrometamol, Nitrofurantoin, Pivmecillinam,Trimethoprim bzw.
Cotrimoxazol – ist die Gefahr für mikrobiologische „Kollateralschäden“ in Form
von Selektion multiresistenter Erreger oder einem erhöhten Risiko für Clostridium
difficile-assoziierte Colitis bei Fluorchinolonen und Cephalosporinen am höchsten
(IIIb). Konsens 12/12.
Die klinische Konsequenz einer vermehrten Resistenz gegen
Fluorchinolone und/oder Cephalosporine sollte im Hinblick auf die notwendige
Verwendung dieser Substanzen auch bei anderen Indikationen zudem als
gravierender eingestuft werden als bei den anderen genannten Antibiotika (B-V).
Konsens 12/12.
Solange therapeutische Alternativen mit vergleichbarer Effizienz und
akzeptablem Nebenwirkungsspektrum bestehen, sollten deshalb Fluorchinolone
und Cephalosporine nicht als Antibiotika der ersten Wahl bei der unkomplizierten
Zystitis eingesetzt werden (B-V). Konsens 12/12.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Fluorchinolone erste Wahl bei unkomplizierter Pyelonephritis

von Celine Müller am 19.08.2016 um 12:59 Uhr

Lieber Herr Sievers, vielen Dank für Ihre Anmerkung. Fluorchinolone gelten in der Tat nicht als first-line-Therapie einer unkomplizierten Zystitis. Anders verhält es sich allerdings bei einer unkomplizierten Pyelonephritis. Hier trifft die S3-Leitlinie eine klare Aussage:
„Milde und mittelschwere pyelonephritische Infektionen sollten bei
ansonsten gesunden Frauen in der Prämenopause mit oralen Antibiotika
behandelt werden (B-Ib). Bei schweren Infektionen mit systemischen
Begleiterscheinungen, wie Übelkeit, Erbrechen, Kreislaufinstabilität, sollte die
Therapie initial mit hohen Dosen parenteraler Antibiotika begonnen werden (B-Ib).
Konsens 12/12.
Eine 2-wöchige Therapiedauer ist bei milder oder mittelschwerer
Pyelonephritis und klinisch unauffälligem Verlauf bei ansonsten gesunden Frauen
in der Prämenopause in der Regel ausreichend. Mit Fluorchinolonen kann die
Therapie auf 7-10 Tage und bei höheren Dosen, z.B. Levofloxacin 750 mg einmal
täglich, sogar auf 5 Tage verkürzt werden (B-Ib). Konsens 9/12 (3 Enthaltungen).
Fluorchinolone sollten als Mittel der ersten Wahl angesehen werden, falls
die lokale Escherichia coli Resistenzrate <10% liegt (B-Ib). Konsens 12/12.“

Auch im Beratungs-Quickie bezog ich mich bei der First-line-Therapieempfehlung der Fluorchinolone auf die Pyelonephritis.

Beste Grüße, Celine Müller

Zusatzhinweis zur Einnahme

von Bolouri am 18.08.2016 um 22:31 Uhr

Sollte nicht noch der Hinweis erfolgen, dass die Trinkmenge bei Fosfomycin nicht über 1,5-2l/Tag liegen sollte, da sonst der Wirkstoffspiegel zu sehr ausgedünnt wird?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Begrenzung der Trinkmenge bei Monuril

von Celine Müller am 19.08.2016 um 9:26 Uhr

Danke für den Hinweis. Die Fachinformation zu Monuril gibt keine Empfehlungen zur täglichen Trinkmenge. Die Überlegung ist aber durchaus plausibel.

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