Versorgungsunterschiede in Gesundheitssystemen

Studie: Deutschland ist gut dabei

Berlin - 27.05.2013, 13:46 Uhr


Im Vergleich zu anderen OECD-Ländern schneidet das deutsche Gesundheitssystem bei der Versorgung gut ab. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor. Danach können sich der medizinische Leistungskatalog, die geringen Wartezeiten und Zuzahlungen sowie die Freiheiten bei der Ärzte- und Krankenhauswahl hierzulande sehen lassen. Für den NAV-Virchow-Bund ein Zeichen dafür, dass das Nebeneinander von GKV und PKV ein großer Vorteil für den Gesundheitsstandort Deutschland ist.

In den meisten der 14 untersuchten OECD-Staaten verfügt die Bevölkerung der WIP-Studie zufolge über eine Grundabsicherung im Krankheitsfall, die über ein öffentliches Steuer- oder Sozialversicherungssystem finanziert wird. Wo das öffentliche System nicht die gesamte Bevölkerung umfasst, existieren zum Teil Absicherungssysteme für bestimmte Gruppen (z.B. selbstständig Erwerbstätige) – teilweise ist ein kleiner Personenanteil auch gar nicht gegen Krankheit versichert. Nur in sehr wenigen Ländern verfügen relevante Teile der Bevölkerung über keinen – kollektiv finanzierten – Versicherungsschutz (z.B. Chile, USA, Mexiko, Türkei). In den USA wird der Versicherungsschutz zu 53 Prozent durch private Krankenversicherungen gewährleistet – Anspruch auf staatliche Hilfsprogramme wie Medicaid und Medicare haben rund 31 Prozent.

In allen einheitlich organisierten Gesundheitssystemen gibt es Rationierungen. Während es Leistungsausschlüsse in allen Systemen gibt, schränken steuerfinanzierte Gesundheitsdienste ihre Leistungen vor allem über Wartezeiten und die Begrenzung der Wahlfreiheit des Patienten ein und beitragsfinanzierte Krankenversicherungssystemen verlangen häufiger Zuzahlungen. Der Studie zufolge verschärft die aktuelle Finanz- und Schuldenkrise dieses Problem in vielen Ländern: Es werden Investitionen auf Eis gelegt, Löhne des Gesundheitspersonals gekürzt oder eingefroren, Zuzahlungen erhöht und Wartezeiten steigen weiter an.

Im Vergleich schneidet Deutschland dabei gut ab – insbesondere im Bereich der Wartezeiten. Gleichwohl es in Deutschland leicht abweichende Wartezeiten zwischen gesetzlich und privat krankenversicherten Personen gebe, seien die Wartezeiten insgesamt relativ gering, konstatiert die Studie. Einer Umfrage des Commonwealth Fund aus dem Jahr 2010 zufolge gaben 83 Prozent der befragten Deutschen an, weniger als einen Monat auf einen Facharzttermin warten zu müssen – nur bei sieben Prozent waren es zwei Monate oder länger. 78 Prozent erklärten, weniger als einen Monat auf einen operativen Eingriff im Krankenhaus gewartet zu haben.

„Damit ist das Hauptargument für eine rot-grüne Bürgerversicherung klar widerlegt“, erklärt dazu der Bundesvorsitzende des NAV-Virchow-Bundes, Dr. Dirk Heinrich. Es gebe in Deutschland kein „Wartezeitenproblem“ aufgrund einer Zwei-Klassen-Medizin durch das duale System aus Gesetzlicher und Privater Krankenversicherung gebe. „Das Nebeneinander von privaten und gesetzlichen Krankenkassen ist der große Vorteil für den Gesundheitsstandort Deutschland“, so Heinrich. Sollte die Bürgerversicherung nach den Plänen der Opposition kommen, drohe die Patientenversorgung Schaden zu nehmen.


Juliane Ziegler