Arzneimittel und Therapie

CETP-Hemmung – ein neuer Therapieansatz

Bei der Therapie von Fettstoffwechselstörungen gewinnt neben der Senkung des LDL-Cholesterols die Anhebung des HDL-Cholesterol-Wertes immer mehr Bedeutung. Eine neue Klasse von Medikamenten zur Erhöhung der HDL-Werte sind Inhibitoren des Cholesteryl-Ester-Transfer-Proteins (CETP-Hemmer). Nachdem der erste Vertreter dieser Wirkstoffgruppe aufgrund unerwünschter Wirkungen nicht eingesetzt wird, zeigen anfängliche Untersuchungen mit dem Wirkstoff Anacetrapib vielversprechende Ergebnisse.

Die Hemmung des Cholesteryl-Ester-Transfer-Proteins (CETP) ist ein neuer Ansatzpunkt zur Behandlung von Fettstoffwechselstörungen. CETP-Inhibitoren erhöhen vor allem die HDL-Fraktion des Gesamtcholesterols, führen aber auch zu einer Abnahme der LDL-Werte, haben also im Hinblick auf die Dyslipidämie eine zweifach positive Wirkung. Die Ergebnisse mit dem ersten Vertreter dieser neuen Wirkstoffgruppe, Torcetrapib, waren enttäuschend, da unter der Therapie Blutdruck und Mortalität der Patienten anstiegen, so dass die Studien gestoppt wurden. Nun befindet sich mit Anacetrapib ein weiterer CETP-Inhibitor in der klinischen Prüfung, der gegenwärtig in Phase-I-Studien erprobt wird. Ziel zweier doppelblinder, randomisierter und placebokontrollierter US-Studien war es, die Auswirkung einer Therapie mit Anacetrapib auf LDL-Werte und HDL-Werte sowie auf den Blutdruckverlauf zu ermitteln.


Cholesterol-Transfer-Protein CEPT
Neben der Sekretion des Cholesterols durch die Leber in Form von VLDL-Partikeln kommt es unter Beteiligung verschiedener lipidmodifizierender Enzyme wie der Lipoproteinlipase zur Entstehung von LDL-Partikeln. Diese sind cholesterol- bzw. lipidreich und können durch entzündliche Prozesse leicht oxidiert werden. Diese oxidierten LDL-Partikel werden von Makrophagen/Monozyten über den Scavanger-Rezeptor A (SR-A) aufgenommen und abgebaut. Der reverse Cholesteroltransport dient dem Abbau überschüssigen Cholesterol, wobei Cholesterol unter Beteiligung von ATP-Bindungskassetten-Transporter (ABCA 1) aus der Zelle ausgeschleust und HDL übertragen wird. Von HDL kann Cholesterol durch das Cholesterol-Transfer-Protein (CEPT) auf LDL übertragen werden. Die Hemmung dieses Enzyms führt zur Erhöhung des HDL-Cholesterols bei gleichzeitiger Senkung des LDL-Cholestrolspiegels. Quelle: Arzneimittel in der Pipeline 1/2005 S. 3 - 4

Zwei Phase-I-Studien

In der ersten Studie wurden die Wirkungen von Anacetrapib auf das Lipidmuster von 50 Patienten im Alter von 18 bis 75 Jahren mit einer Dyslipidämie untersucht. 40 Probanden erhielten während 28 Tagen einmal täglich 10 mg, 40 mg, 150 mg oder 300 mg Anacetrapib, die restlichen Probanden ein Placebo. Festgehalten wurden die Serumlipide und die Lipoproteine. Ferner wurden klinische Parameter zur Überwachung der Therapiesicherheit sowie unerwünschte Wirkungen der Therapie festgehalten.

In der zweiten Studie wurde mit einem Crossover-Design das Blutdruckverhalten unter der Gabe von Anacetrapib anhand einer ambulanten 24-Stunden-Blutdruckmessung bei 22 gesunden Teilnehmern gemessen. Die Probanden im Alter von 45 bis 75 Jahren erhielten zehn Tage lang täglich entweder einmal täglich 150 mg Anacetrapib oder ein Placebo. Nach einer Auswaschphase wurden die Therapien gewechselt. Neben dem Blutdruck wurden ebenfalls Sicherheit und Verträglichkeit der Behandlung erfasst.

Cholesteryl-Ester-Transfer-Protein

HDL-Cholesterol ist für den Rücktransport von Cholesterol aus den Zellen und Gefäßen in die Leber zuständig ("reverse cholesterol transport"). Das überschüssige Cholesterol wird jedoch von den HD-Lipoproteinen nicht vollständig an die Leber zurückgegeben und dann über die Galle ausgeschieden. Ein Teil gelangt über den LDL-Rezeptor der Hepatozyten wieder in den Cholesterol-Pool des Körpers, ein anderer Teil wird an die VLD- und LD-Lipoproteine zurückgegeben. Hierbei spielt das Cholesteryl-Ester-Transfer-Protein (CEPT) eine wichtige Rolle. CEPT ist ein Plasma-Glykoprotein, das den Transfer von Cholesterylestern von HDL-Cholesterol zu Apolipoprotein-B-enthaltenden Lipoproteinen erleichtert. Das heißt, wird die Bildung oder Aktivität von CEPT unterdrückt, wird die Rückgabe von Cholesterol von den HD-Lipoproteinen an die VLD- und LD-Lipoproteine verhindert und dadurch das HDL-Cholesterol erhöht. Auf diesem Hintergrund basiert die Entwicklung von CEPT-Inhibitoren.

Vielversprechende Ergebnisse

Anacetrapib führte dosisabhängig zu einem Anstieg der HDL-Konzentration und erreichte unter der höchsten Dosierung eine Anhebung um 129%. Gleichzeitig nahmen die LDL-Werte um bis zu 38% ab. Ferner konnten Apolipoprotein A1 gesteigert und Apolipoprotein B gesenkt werden. In der zweiten Studie wurde kein Einfluss von Anacetrapib auf den Blutdruck festgestellt und die 24-Stunden-Blutdruckprofile unterschieden sich in den zwei Gruppen nicht. Die Therapie mit Anacetrapib wurde von allen Studienteilnehmern gut vertragen und es wurden keine ernsthaften Nebenwirkungen festgestellt.

Ein Kommentator wertet die Ergebnisse dieser zwei Phase-I-Studien positiv, warnt aber vor einer überschnellen Euphorie. Auch beim ersten Vertreter der CEPT-Hemmer, Torcetrapib, hätten sich die unerwünschten Wirkungen, die im Dezember 2006 zu einer vorzeitigen Abbruch der Studien führten, erst nach längerer Anwendung und bei Einschluss vieler Patienten herauskristallisiert. Ferner müsse gezeigt werden, ob der ausgeprägte Anstieg der HDL-Werte und die Abnahme der LDL-Werte auch tatsächlich zu einer Reduktion kardiovaskulärer Risiken führe.

 

Quelle

Krishna R., et al.: Effect of the cholesteryl ester transfer protein inhibitor, anacetrapid, on lipoproteins in patients with dyslipidaemia and on 24-h ambulatory blood pressure in healthy individuals: two double-blind, randomised placebo-controlled phase I studies. Lancet 370, 1907-1914 (2007).

Duriez P.: CETP inhibition. Lancet 370, 1882-1883 (2007)

 


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

 

 

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