Arzneimittel und Therapie

Rotavirus-Durchfälle: Schluckimpfung steht zur Verfügung

Seit dem 15. September 2006 steht eine neue Schluckimpfung gegen Rotaviren (Rotateq®) zur Verfügung. Sie schützt Säuglinge ab einem Alter von sechs Wochen vor den fünf wichtigsten Virustypen, die für über 90% aller Rotavirus-Durchfälle innerhalb Europas verantwortlich sind. Ähnlich wie bei der Virus-Grippe, treten auch bei Rotaviren unterschiedliche Virus-Typen auf, die in verschiedenen Ländern und von Jahr zu Jahr wechseln.

Fünf verschiedene Serotypen des Rotavirus sind dabei für über 90% aller Erkrankungen verantwortlich.

Brech-Durchfälle für kleine Kinder gefährlich Experten schätzen, dass allein in Deutschland jedes Jahr über 400.000 Kinder an Rotavirus-Durchfall erkranken: Davon müssen etwa 100.000 Kinder pro Jahr zum Arzt und ca. 13.000 Kinder müssen in das Krankenhaus eingewiesen werden.

Besonders Kinder bis zum vollendeten zweiten Lebensjahr erkranken durch die Rotaviren, manchmal sogar mehrmals pro Jahr. Bis zu 20 Brechattacken innerhalb von 24 Stunden, begleitet von heftigen Durchfällen, sind dann keine Seltenheit. Schwerer Brech-Durchfall führt zu enormen Flüssigkeitsverlusten: Besonders kleine Kinder trocknen regelrecht aus. Da Antibiotika – wie bei allen Viruserkrankungen – keine Wirkung zeigen, besteht die einzige Behandlung in der raschen Gabe von Elektrolyten.

Rotaviren sind hochgradig ansteckend Rotaviren verdanken ihren Namen dem charakteristischen Aussehen unter dem Elektronenmikroskop: Hier zeigen sie eine radähnliche Struktur (lat. Rota = das Rad). Sie sind weltweit verbreitet und die häufigste Ursache für schwere Brech-Durchfälle bei Kindern. Fieber, starke Bauchschmerzen und extrem hohe Flüssigkeitsverluste sind die typischen Begleiterscheinungen. Rotaviren sind sehr ansteckend. Kinder, die das Virus in sich tragen, scheiden große Mengen der Erreger über den Stuhl aus. Von Kind zu Kind verbreiten sie sich dann durch Schmierinfektion über verschmutzte Hände, Spielzeug, Geschirr oder Kleidung.

Rotaviren können aber auch über Lebensmittel oder verschmutztes Wasser übertragen werden. Besonders stark gefährdet sind Kleinkinder während eines Aufenthalts im Krankenhaus. Rotaviren sind die Hauptursache für Durchfallerkrankungen, mit denen sich Kleinkinder im Krankenhaus anstecken. Die Gefahr, sich mit Rotaviren anzustecken ist in den westlichen Industrienationen genauso hoch, wie in Entwicklungsländern. Moderne Hygiene-Maßnahmen bieten keinen Schutz vor einer Ansteckung.

Schluckimpfung: gebrauchsfertig und kinderfreundlich Der jetzt zur Verfügung stehende Schluckimpfstoff enthält fünf lebende, in Vero-Zellen gezüchtete human-bovine Rotavirus-Reassortanten der Typen G1, G2, G3, G4 und P1. Nach Gabe des Impfstoffs bildet das Immunsystem Antikörper gegen die geimpften Rotavirus-Typen. Der immunologische Mechanismus, aufgrund dessen RotaTeq® vor der durch Rotaviren ausgelösten Gastroenteritis schützt, ist noch nicht vollständig erforscht. Die Impfung verhinderte 98% der schwer verlaufenden Rotavirus-Durchfälle, verringerte die Krankenhauseinweisungen durch Rotavirus-Erkrankungen um 96% und senkte die Notfallbehandlungen durch Rotaviren um fast 94%. Geeignet ist die Schluckimpfung für alle Kleinkinder ab der sechsten Lebenswoche.

Anwendungs- und Lagerungshinweise Der Impfstoff, eine Entwicklung von Merck & Co. Inc., wird in Europa von Sanofi Pasteur MSD vertrieben. Rotateq® ist ein gebrauchsfertiger Flüssigimpfstoff, die erforderlichen drei Schluckimpfungen sollten im Abstand von vier bis zehn Wochen gegeben werden. Die erste Dosis kann ab Vollendung der 6. Lebenswoche, sollte jedoch nicht später als vor Vollendung der 12. Lebenswoche verabreicht werden. Ein Abstand von mindestens vier Wochen zwischen den einzelnen Dosen sollte eingehalten werden.

Zurzeit übernehmen die Krankenkassen die Kosten noch nicht. Eine Impfserie mit drei Schluckimpfungen kostet 187,80 Euro. Die Kosten für eine Einzeldosis betragen 62,60 Euro. Der Impfstoff, der in vorgefüllten ausdrückbaren Tuben geliefert wird, soll im Kühlschrank (2° bis 8°C) gelagert werden und sollte unmittelbar nach Entnahme aus dem Kühlschrank verabreicht werden. Die leere Dosiertube und die Verschlusskappe können entsprechend den nationalen Bestimmungen in dafür zugelassenen Behältern für biologische Abfälle entsorgt werden. ck

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