Arzneimittel und Therapie

Bald Impfstoff gegen Rotaviren

In den ersten Monaten des kommenden Jahres wird vermutlich ein Impfstoff gegen Rotaviren durch die EMEA zugelassen werden. Mit dem Vakzin, das von Sanofi Pasteur MSD entwickelt wurde und das sich durch eine hohe Effektivität und gute Verträglichkeit auszeichnet, sollen Kinder in den ersten Lebensmonaten geimpft werden, hieß es beim "4. Weltkongress für Infektionskrankheiten bei Kindern" in Warschau.

Infektionen mit Rotaviren sind im Kindesalter weit verbreitet. Praktisch jedes Kind macht die Infektion bis zu seinem fünften Lebensjahr durch, viele sogar mehrmals. Es kommt vor allem bei der Erstinfektion nicht selten zu einer massiven Gastroenteritis mit Übelkeit, Erbrechen, Fieber und insbesondere mit starken wässrigen Durchfällen. Der Infekt ist nicht unproblematisch, weil den Kindern die Dehydratation droht und viele von ihnen in die Klinik eingewiesen werden müssen. Denn nicht selten verläuft eine Rotavirus-Infektion sogar lebensbedrohlich: Weltweit zeichnen Rotaviren für rund 500.000 Todesfälle bei Kindern verantwortlich und auch in Europa ist die Mortalität mit jährlich rund 385 Todesfällen nicht zu unterschätzen.

Für Kinder ab der sechsten Lebenswoche

Vor allem vor den schweren Verlaufsformen, die eine stationäre Behandlung und eventuell sogar eine intensivmedizinische Versorgung notwendig macht, schützt ein pentavalenter Impfstoff (RotaTeq®), der in Kürze in Europa auf den Markt kommen soll. Das Vakzin richtet sich gegen fünf durch Reassortion von bovinen und humanen Viren gebildet Antigene (G1, G2, G3, G4, P1) des Virus. Es handelt sich um einen Lebendimpfstoff attenuierter Rotaviren, der oral verabreicht wird und mit dem bereits Kinder ab der sechsten Lebenswoche geimpft werden können. Das Vakzin kann problemlos auch mit anderen Vakzinen gemeinsam gegeben werden.

Die Effektivität und Sicherheit des neuen Impfstoffs belegt die REST-Studie (Rotavirus vaccine Efficacy and Safety Trial), in der das Vakzin bei mehr als 60.000 Kindern erprobt wurde. Die Verabreichung erfolgte dreimal im Abstand von jeweils zwei Monaten beginnend mit dem zweiten Lebensmonat der Kinder. Dies führte zu einer Reduktion der Gesamtrate an Infektionen um 74% und zu einer Reduktion der schweren Infektionen um 98%. Die Häufigkeit notwendiger Klinikeinweisungen wurde durch die Impfung um 96% gesenkt und die Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Behandlung um 93%, so die neuen in Warschau vorgestellten Daten.

Durch die neue Impfmöglichkeit lassen sich somit die Morbidität wie auch die Mortalität der Rotavirus-Infektion beträchtlich senken und damit zugleich die wirtschaftliche Belastung für die Krankenkassen und auch die Belastungen für die Eltern minimieren. Deren Fehlzeiten am Arbeitsplatz infolge der Betreuung der kranken Kinder sank in der REST-Studie um 86%.

Christine Vetter, freie Medizinjournalistin

 

Quelle

Prof. Dr. Klaus-Peter Zimmer, Münster; Dr. Barbara Kuter, Blue Bell/Pennsylvania; Dr. Nathalie Parez, Paris; Prof. Dr. Stanley Plotkin, Doylestown/Pennsylvania; Dr. Luc Hessel, Lyon: Pressekonferenz und Sympo- sium „Innovative vaccines Broadening the horizon of prevention“ beim 4. Weltkon- gress zu pädiatrischen Infektionskrankhei- ten, Warschau, 1. September 2005, veran- staltet von Sanofi Pasteur MSD.

 

RotaTeq®

ist ein oraler, attenuierter, flüssiger Impfstoff, der die fünf humanen Serotypen G1, G2, G3 bis G4 und P1 enthält. Diese Serotypen sind weltweit Ursache der meisten Rotavirus-Erkrankungen. In Europa verursachen sie über 90% der Rotavirus-Infektionen. Im Mai 2005 hatte Sanofi Pasteur MSD den Antrag auf Zulassung des Lebendimpfstoffs bei der Europäischen Gesundheitsbehörde (European Medicines Agency, EMEA) eingereicht, mit einer Zulassung wird Anfang 2006 gerechnet.

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