DAZ aktuell

Optimistische Grundstimmung

WÜRZBURG (ri). Offensichtlich geht es der parmapharm recht gut: So wurde den Mitgliedern, die die Marketingmaßnahmen der Kooperation umsetzen, in einem so genannten Leistungsversprechen ab 2006 die Überweisung einer Prämie in Höhe von 500 Euro zugesichert. Diese Art der positiven Motivation anstelle von Sanktionen kann sich der Apothekerzusammenschluss (aktuell 866 Mitglieder) auch angesichts eines Überschusses von 1.177.000 Euro leisten.

Diese Summe steht auch im Zusammenhang eines 2002/2003 gescheiterten Zeitschriftenprojektes, das ein juristisches Nachspiel hatte, auf das sich die parmapharm mit der Bildung von Rücklagen vorbereitet hatte. Nachdem der Prozess gewonnen wurde, floss dieser Betrag in die Überschusssumme mit ein. Bevor die Geschäftsleitung auf ihrer Gesellschafterversammlung in Würzburg am 18./19. Juni 2005 weitere strategische Maßnahmen erläuterte, fasste Karl-Rudolf Mattenklotz in seiner Funktion als Mitglied des Beirates noch einmal die grundsätzliche Philosophie der Kooperation zusammen:

  • Die Kooperation will den eigenverantwortlichen, dem Gemeinwohl verpflichteten Apotheker unterstützen.
  • Der einheitliche Preis bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln soll erhalten bleiben. parmapharm setzt sich auch für einen einheitlichen GKV-Rabatt ein.
  • Die Gruppe fordert den Erhalt der freien Apotheken-Wahl und die Vergütung spezifischer Leistungen.
  • Die Apothekenpflicht auch bei den OTCs muss erhalten bleiben.
  • Das Sachleistungsprinzip muss weiterhin gelten.
  • parmapharm sorgt für innovative Werbe- und Marketingkonzepte vor Ort und betreibt Öffentlichkeitsarbeit für die Marke "gesund ist bunt".
  • parmapharm setzt sich für die verstärkte Zusammenarbeit von Pharmafirmen, Ärzten und Apothekern ein. Auch für Apotheker sollen Honorierungssysteme für bestimmte Leistungen analog den IGeL-Leistungsvergütungen bei Ärzten entwickelt werden.

Heiß begehrte

Gesundheitskarte

Mattenklotz informierte die Versammlung auch über den aktuellen Stand der Diskussion im Zusammenhang mit der Telematik. Derzeit gibt es Überlegungen, auf die Gesundheitskarte auch biometrischen Daten aufzunehmen. Mattenklotz wies darauf hin, dass auch der Mass Market (z. B. Lidl) Interesse daran habe, entsprechende Kundenterminals für die Gesundheitskarten in seinen Filialen zu installieren. Man müsse aufpassen, dass diese Terminals in den Apotheken blieben.

Geschäftsführer Thomas Worch wies in seiner Rede zunächst auf die Bedeutung des Außendienstes hin, der keine leichte Aufgabe habe, da es nicht darum gehe, eine Packung zu verkaufen, sondern ein ganzes Konzept. Als Erfolgsmodell pries er die 18 regionalen Arbeitskreise, die im Juni 2004 eingeführt wurden. In diesen Gruppen – etwa zur Homöopathie – werden Themen ausgearbeitet, deren Ergebnisse dann allen Mitgliedern der Kooperation zur Verfügung gestellt werden. Als einzigartig auch im Hinblick auf Verhandlungen mit den Krankenkassen bezeichnete Worch die "24-Stunden-Hotline" der parmapharm.

Der Geschäftsführer betonte, dass es sich bei der parmapharm um keine Einkaufskooperation handle und man sich von einem hauptberuflichen Einkäufer getrennt habe. Dessen ungeachtet gibt es aber eine Einkaufsabteilung in Bielefeld. In einer Pilotgruppe in Lübeck werden derzeit die Möglichkeiten ausgelotet, die regionale Einkaufsstrukturen bieten.

Als Erfolg wurden auch verschiedene Aktionen wie beispielsweise die Malaktion zu Weihnachten gewertet. Eine Werbeform, die sich als besonders wirksam herausgestellt hatte, war die einmonatige Schaltung einer Funkwerbung, die um bis zu 80 Prozent Umsatzsteigerungen zur Folge hatte.

Ablehnung der Payback-Karte

Ein Projekt, auf das man sich nicht einlassen wollte, war eine Zusammenarbeit mit den Machern der Payback-Karte. Aus der Sicht der parmapharm-Geschäftsführung ist bei dieser Karte entgegen allen öffentlichen Beteuerungen die Datensicherheit nicht gewährleistet. Worchs Geschäftsführer-Kollege Dr. Dirk Düvel kritisierte, dass die Daten einschließlich der Medikationsdaten aus der Apotheke hinauswandern und erst dann anonymisiert werden. Auch im Hinblick auf die Kosten müsse man bedenken, dass Linda momentan für die Payback-Karte noch Werbepreise zahle, die langfristig aber nicht reell seien. Bei parmapharm setzt man nun auf die so genannte Wincard als Kundenkarte, bei der die Anonymisierung der Daten unmittelbar in der Apotheke erfolgt.

Im Bereich der Eigenmarken wurde ein Umsatz von 135.000 Euro erzielt. Darüber hinaus konnte mit den besonders erfolgreichen Inkontinenz-Produkten ein Umsatz von 750 000 Euro erzielt werden.

Im Anschluss an Worch sprach Geschäftsführer Dr. Dirk Düvel. Er wies darauf hin, dass man gemäß den unterschiedlichen Bedürfnissen der verschiedenen Apothekentypen den Mitgliedern neuerdings zwei Varianten des Marketingpaketes anbietet. Neu ist auch die Bereitstellung von PR-Mailingtexten. Wer sich in den regionalen Arbeitskreisen engagiert, wird hierbei bevorzugt behandelt und bekommt insgesamt acht solcher Artikel. Die übrigen Mitglieder erhalten zwei.

Um bei den von Wille prognostizierten Strukturveränderungen im Gesundheitswesen hin zu Vernetzungen, Gemeinschaftspraxen, Medizinischen Versorgungszentren etc. als Apotheker nicht ins Hintertreffen zu geraten, wurden Kontakte zu Frielingsdorf Consult in Köln hergestellt. Frielingsdorf Consult berät auch Ärzte im Kontext der Medizinischen Versorgungszentren. Der exklusive Kontakt zu Frielingsdorf Consult dient der Vorbereitung der parmapharm-Mitglieder auf die Einbindung in entsprechende Strukturen.

Die Versammlung entlastete den Jahresabschluss, den Beirat und die Geschäftsführung. Die parmapharm-Mitbegründerin Karin Klindwort verließ den Beirat. Neu hinein gewählt wurde Karl-Rudolf Mattenklotz. In seinem Amt bestätigt wurde Tobias Loder.

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