Arzneimittel und Therapie

Aus der Forschung: Neues elektronisches Insulin-Inhalationssystem geht in Phase

Inhaliertes Insulin, das über ein elektronisches Insulin-Inhalationssystem, AERx® insulin Diabetes Management System (iDMS), verabreicht wird, erzielt bei Patienten mit Typ-2-Diabetes den gleichen Blutzuckerspiegel wie eine intensive Therapie mit mehrfachen Injektionen, wie Novo Nordisk mitteilte. Eine klinische Konzeptbeweisstudie hat gezeigt, dass zur Essenszeit inhaliertes Insulin sicher und wirkungsvoll über das elektronische Insulin-Inhalationssystem abgegeben wird.

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, dass das Inhalationssystem über ein günstiges Wirksamkeits- und Sicherheitsprofil verfügt, was die Entscheidung unterstützt, mit umfangreicheren Phase-III-Studien zu beginnen, die für eine behördliche Genehmigung zur Marktzulassung eines Produkts nötig sind.

Vergleichbare und signifikante Senkung des HbA1c-Werts

Die Untersuchung wurde multinational an mehreren Zentren als offene, randomisierte 12-Wochen-Studie durchgeführt und umfasste 107 Nichtraucher mit Typ-2-Diabetes und einem durchschnittlichen HbA1c-Wert von 8,5%. Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip entweder der Gruppe 1 zugeteilt, in welcher die Probanden drei Insulin-Inhalationen über das AERx® iDMS-System erhielten, oder der Gruppe 2, in welcher den Patienten drei subkutane Injektionen von löslichem humanem Insulin verabreicht wurden. Beide Gruppen erhielten eine Nachtdosis NPH-Insulin (basales Insulin).

Die Versuchsergebnisse zeigten eine vergleichbare und signifikante Senkung des HbA1c-Werts bei beiden Gruppen. Die Teilnehmer, die inhaliertes Insulin über das AERx® iDMS-System erhielten, berichteten 151 hypoglykämische Zwischenfälle, gegenüber 211 solcher Fälle in der Gruppe, die Insulin subkutan injizierten.

Einhaltung einer korrekten Atemtechnik kontrollieren

Das AERx® iDMS-System entspricht den Anforderungen für eine präzise und reproduzierbare Dosierung von inhaliertem Insulin, die das System nicht nur effizient, sondern auch sicher und zuverlässig machen, so Novo Nordisk. Dies wird durch flüssiges Insulin in Aerosolform erzielt, welches schrittweise in Einzeldosen abgegeben wird, sowie mithilfe eines Atmungs-Kontrollsystems, mit dem die Patienten zur korrekten Atemtechnik angeleitet werden. Dadurch kann sichergestellt werden, dass das Insulin mit jeder Dosis tief in die Lunge gelangt. Dies sind wichtige Parameter, um sicherzustellen, dass die Patienten jedes Mal die korrekte Dosis Insulin auf die richtige Art und Weise erhalten.

Das System verfügt zudem über eine Funktion zum Herunterladen von Daten, die eine Überprüfung der Dosierungsdaten und der Atemtechnik erlaubt und möglicherweise zu einer Compliance-Verbesserung führt. Wie Novo Nordisk betonte, unterscheidet sich das elektronische Inhalationssystem stark von herkömmlichen Inhalationsgeräten und Inhalatoren, die je nach Anwendung des Gerätes und nach Atemmuster des Anwenders verschiedene Dosen abgeben und keine Möglichkeit bieten, die Compliance zu überwachen.

Ziel: schmerzfreie und einfache Insulinapplikation

Eine strenge Kontrolle der Blutzuckerwerte kann das Auftreten diabetischer Komplikationen und vorzeitigen Tod verhindern oder verzögern. Eine intensivere Verabreichung von Insulin wird gegenwärtig als der Goldstandard in der Insulintherapie anerkannt. Multiple Insulininjektionen haben sich jedoch für viele Patienten als Belastung erwiesen, und die Injektionstherapie kann sogar ein Hindernis für den Beginn der Behandlung mit Insulin sein, wodurch eine optimale Kontrolle gefährdet wird.

Die Idee eines Inhalationssystems zur Insulinabgabe ist nicht neu. Auch andere Resorptionswege (Schleimhäute von Nase, Mund, Dünndarm, Rektum) wurden ebenfalls untersucht. Es zeigte sich jedoch, dass Insulin ohne weitere Zusätze über die Schleimhäute nur in geringen Mengen resorbiert wird. Über die Nasenschleimhaut lässt sich Insulin schmerzfrei und relativ unauffällig einatmen. Die Wirkung setzt sofort ein und hält etwa drei bis sechs Stunden an. Allerdings ersetzt die Inhalation nur die Insulin-Injektion vor den Mahlzeiten.

Um den Grundbedarf zu decken, müssen die Diabetiker nach wie vor ein- bis zweimal täglich ein lang wirkendes Insulin injizieren. Außerdem benötigt der Körper bei der Aufnahme über die Lunge die zehnfache Menge des Wirkstoffes, um eine vergleichbare Wirkung wie bei der Injektion zu erzielen. Nach derzeit vorliegenden Ergebnissen werden etwa zehn Prozent des inhalierten Insulins resorbiert, nach subkutaner Injektion über 80 Prozent.

Kastentext: Schmerzfreie Kontrolle des Blutzuckerspiegels durch ein Tattoo?

Seit Jahren wird versucht, den Blutzuckerspiegel schmerzfrei zu bestimmen. US-Forscher entwickeln zurzeit ein "intelligentes Tattoo", das Diabetikern durch intensives Leuchten einen zu niedrigen Glukosespiegel anzeigt.

Bei der Tätowierung handelt es sich um Polyethylenglycol-Kügelchen, die von fluoreszierenden Molekülen umhüllt werden. Anders als bei herkömmlichen Tattoos, die aus Farbpartikeln bestehen und von den Hautzellen aufgenommen werden, werden die Moleküle unter die Haut gespritzt und bleiben aufgrund ihrer Größe in der Flüssigkeit, die die Zellen umgibt.

Der Glukosespiegel in dieser Flüssigkeit korreliert direkt mit dem Blutglukosespiegel. Vorhandene Glukose vermindert die Fluoreszenz-Intensität, so dass der Fluoreszenz-Wert bei einem niedrigen Blutzuckerspiegel des Körpers sehr hoch ist, das Tattoo leuchtet. Wie die Entwickler, Forscher der Texas A&M University und der Penn State University im Fachmagazin Chemistry & Industry erklären, verliefen erste Tierversuche erfolgreich. Die Forscher hoffen, dass das vollständig entwickelte Tattoo eine 24-Stunden-Überwachung des Glukosespiegels ermöglicht und die Ergebnisse der Fluoreszenzwerte mittels einer Uhr abgerufen werden können.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.