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LAV Baden-Württemberg: Versorgungsprogramme für chronisch Kranke

Strukturierte Behandlungsprogramme (Disease-Management-Programme, DMPs) für chronisch Kranke sollen die Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung bremsen und zugleich die Qualität der Versorgung steigern. In die Diskussion um DMPs schalten sich immer häufiger auch die Apotheker ein. Sie wollen sich dabei um den Bereich kümmern, der unmittelbar mit dem Arzneimittel zu tun hat.

DMP-Module der Apotheker

Nahezu mit jeder chronischen Krankheit geht eine mehr oder weniger umfassende Arzneimitteltherapie einher. Die DMPs setzen darauf, den chronisch erkrankten Patienten besonders zu betreuen und in seiner Krankheit zu führen. So sollen z. B. Fehler im Selbstmanagement oder auch Doppeluntersuchungen und -verordnungen vermieden werden.

Da die Arzneimitteltherapie die häufigste aller Therapieformen ist, fällt auf die Apotheker ein besonderes Gewicht in den DMPs. "Wir haben insgesamt neun Module entwickelt, wie wir Patientinnen und Patienten in solchen Programmen besonders wirkungsvoll unterstützen können", erklärt Karin Graf, die sich für den Landesapothekerverband Baden-Württemberg besonders tief in die Materie eingearbeitet hat. In einigen Modulen geht es vor allem darum, mit Unterstützung modernster Datenbanksysteme eventuelle arzneimittelbezogene Probleme in der Therapie von chronischen Erkrankungen zu entdecken und aufzufangen.

Patienten sollen vom Apotheker lernen

Über neue Elemente wollen die Apotheker betroffene Patienten, die freiwillig an DMPs teilnehmen, besonders intensiv betreuen. "Das kann schon mal so weit gehen, dass wir Patienten telefonisch befragen, wie sie mit einer neuen Arzneimitteltherapie zurechtkommen", schildert Graf die Überlegungen der Apotheker. Letztlich aber stehe eine Bemühung immer im Vordergrund: "Der Patient ist ein erwachsener, mündiger Bürger. Er soll seine Krankheit selbst managen können. Das ist das übergeordnete Ziel aller Anstrengungen in diesem Modell. Dazu muss er aber viele Dinge auch neu erlernen. Wir helfen ihm dabei, wenn es um das Arzneimittel geht."

Die Weinheimer Apothekerin erkennt aber auch Aufgaben für die Apotheke, die abseits der eigentlichen pharmazeutischen Betreuung des Kranken zu sehen sind. "Stellen Sie sich einen Asthma-Patienten mit Übergewicht vor, der noch dazu leidenschaftlich raucht. Dass das kontraproduktiv ist, wird wohl jeder schnell erkennen. Wir Apothekerinnen und Apotheker können uns aber begleitend, gemeinsam mit dem Patienten auch dieser Probleme annehmen und Hilfestellungen leisten", schildert Karin Graf.

Gespräche mit den Krankenkassen

Derzeit führt der Apothekerverband Baden-Württemberg intensive Gespräche mit einigen Krankenkassen, um die Ideen der Apotheker schon von Beginn an in die Diskussion einfließen zu lassen. "Leider sind auch unsere Gesprächspartner durch die aktuellen Diskussionen in diesem Bereich unschlüssig", schildert Graf den aktuellen Stand. Aber die Apotheker wollen für ihre Patienten und für das Gesamtsystem eine gute Lösung mitentwickeln. "Die Apotheke ist gerade für chronisch kranke Menschen ein immens wichtiger Ort. Sie ist nah, sie ist schnell, und sie ist persönlich. Darauf wollen wir aufbauen, wenn es um neue Versorgungsmodelle und -programme geht."

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