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Pharmaziepraktikanten-Umfrage in Berlin: Pharmaziestudium – und dann?

Die Apothekerkammer Berlin führte im Wintersemester 2000/2001 eine Umfrage unter Pharmaziepraktikanten durch, um zu erfahren, welche Berufswünsche nach dem Studium vorherrschen. Nach wie vor beabsichtigt die Mehrzahl, in der öffentlichen Apotheke zu arbeiten.

Im Wintersemester 2000/2001 nahmen 86 Praktikantinnen und Praktikanten an den praktikumsbegleitenden Unterrichtsveranstaltungen der Apothekerkammer Berlin teil. Der Frauenanteil erreichte den Höchststand von 81%, deshalb die durchgehend weibliche Titulierung in diesem Beitrag. Anlässlich der Abschlussveranstaltung ermittelte die Kammer per Fragebogen die beruflichen Wünsche und Perspektiven der angehenden Apothekerinnen. 78 der Pharmazie-Praktikantinnen (91%) beteiligten sich daran.

Die Geburtsjahrgänge der Teilnehmerinnen umfassten einen Zeitraum von fast 20 Jahren (1958 - 1977), wobei die Jahre 1973 bis 1976 mit insgesamt 54 Praktikantinnen (69%) am zahlreichsten vertreten waren. Fünf der Teilnehmerinnen gaben (auch) eine ausländische Staatsbürgerschaft (Norwegen, Palästina, Türkei) an.

Über die Hälfte der Praktikantinnen (53%) gaben als Studienbeginn WS 1995/1996 oder SoSe 1996 an. Die Anzahl der Fachsemester (FS) bis zur Anmeldung zum 2. Staatsexamen variierte von 8 bis 20, der Durchschnitt lag bei unter 9 FS. Als Studienort nannten alle Praktikantinnen Berlin, ein Studienortwechsel war, wie in allen bisherigen Umfragen, sehr selten (Marburg, Greifswald). Bei Wahl des Praktikumsortes blieben 72, und damit ein Großteil der angehenden Pharmazeutinnen dem (mittlerweile) vertrauten Berlin verhaftet. Acht sammelten praktische Erfahrungen im benachbarten Brandenburg und drei in anderen Bundesländern.

Der Anteil der Praktikantinnen, die vor dem Studium eine Berufsausbildung absolviert hatten, lag stabil bei rund einem Drittel. Die Hälfte derer bauten auf den Abschluss als PTA. Die Dauer der Berufstätigkeit variierte von bis 0,5 bis 20 Jahre. Knapp drei Viertel der Praktikantinnen gaben einen Zeitraum von bis zu einem Jahr an.

Bei der Angabe der Berufswünsche waren Mehrfachnennungen möglich. Ein Großteil derjenigen, die sich selbstständig machen wollen, gab an, zunächst als Angestellte berufliche Erfahrungen sammeln zu wollen. Die künftigen Arbeitnehmerinnen stellen sich zu gut über 60% eine Tätigkeit in der Offizin, 14% in Krankenhausapotheken, 10% in der Industrie, 12% in der Forschung und 2% in der öffentlichen Verwaltung vor.

Im Vergleich zur vorigen Umfrage stieg das Interesse an einer Tätigkeit in der öffentlichen Apotheke wieder, das in der Industrie sank um fast 10 Prozentpunkte. Über 40% der angehenden Apothekerinnen streben in die Selbstständigkeit, im Vergleich zur Umfrage im Sommer-Semester (SoSe) 2000 ist die Anzahl derjenigen, die eine Apotheke übernehmen bzw. eine Neueröffnung planen um elf Prozentpunkte gestiegen. Knapp 90% stellen sich eine Vollzeitbeschäftigung vor. Die Zahl der Promovenden sank wieder um 10% auf rund 20%, vergleichbar dem vorhergehenden WS. Die Anzahl derer die ein Zweitstudium beginnen wollen, liegt bei vernachlässigbaren 2%.

Weniger Interesse an Industrietätigkeit

Mehrfachnennungen waren bei dem geplanten Ort der Berufsausübung möglich. 71% der angehenden Pharmazeutinnen gaben Berlin an, 14% Brandenburg, die anderen Bundesländer waren mit 21% vertreten, 9% ziehen das Ausland in Betracht. Die Aufschlüsselung ist, bei Abnahme des Interesses in anderen Bundesländern oder im Ausland zu arbeiten, in etwa gleich geblieben. Von denjenigen, die in Berlin bleiben (55), wollen sich 19 mit einer Apotheke selbstständig machen, größtenteils handelt es sich um Übernahmen (17), an einer Neueröffnung sind nur zwei Praktikantinnen interessiert. Damit ist die Anzahl derer, die in die Selbstständigkeit streben, im Vergleich zum SoSe 2000 wieder gestiegen. 32 Praktikantinnen stellen sich eine Angestellten-Tätigkeit in der Offizin vor. Die Krankenhaus-Apotheke ist mit drei Nennungen vertreten. Die wissenschaftliche Tätigkeit in der Forschung wurde sieben-, die Industrie fünfmal und die öffentliche Verwaltung nur einmal genannt. Das grundsätzliche Interesse an einer Tätigkeit in der Industrie bzw. einer Krankenhaus-Apotheke ist gesunken. Gerade zum Tag der Apotheke, der in diesem Jahr bekanntermaßen unter dem Motto "Berufschance Gesundheit" stattfindet, sicherlich interessante Ergebnisse.

Die nachrückenden Kolleginnen sind flexibler geworden, was ihre beruflichen Wünsche angeht. Gerade in Berlin hat die im Umbruch befindliche Krankenhaussituation sicher dazu beigetragen, dass das Interesse an der Arbeit in einer Krankenhausapotheke nachgelassen hat. Auch die Industrie lockt nicht mehr so wie noch vor einem Jahr.

Der Anteil derjenigen, denen Wissenschaft und Forschung als die Zukunft erscheinen, bleibt stabil. Nach wie vor strömt der größte Teil der Pharmazeutinnen in die öffentlichen Apotheken. Doch sind sie vorsichtiger geworden, was die Selbstständigkeit betrifft. Erfahrungen als Angestellte sammeln, das wollen mittlerweile fast alle. Der Sprung ins kalte Wasser wird erst mit dem Polster der Erfahrung gewagt.

Allen Praktikantinnen viel Glück bei ihren abschließenden Prüfungen. ...und allen Apothekenleiterinnen und Apothekenleitern die dringend gesuchten motivierten neuen Mitarbeiterinnen.

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