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Ausbildung

Nachwuchssorgen

Wünsche und Erwartungen von Pharmaziestudierenden

Die Situation der öffentlichen Apotheken hat sich in den zurückliegenden Jahren deutlich verschärft. Zwei Ereignisse sind dabei von besonderer Bedeutung: Zum einen ist es das EuGH-Urteil zur deutschen Arzneimittelpreisbindung vom 19.10.2016. Zum anderen liegt seit Ende Dezember 2017 das vom Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegebene Gutachten „Ermittlung der Erforderlichkeit und des Ausmaßes von Änderungen der in der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) geregelten Preise“ auf dem Tisch, das bei einer Eins-zu-eins-Umsetzung den Apotheken eklatante Ertragseinbußen bescheren würde – und das zugleich die Empfehlung ausspricht, den (ausländischen) Versandhandel zu forcieren. Und nicht zuletzt gibt die demografische Entwicklung, verbunden mit einem intensiven Wettbewerb um den Nachwuchs, vor allem innerhalb der Sozial- und Heilberufe, Anlass zu großer Sorge. |  Von Uwe Hüsgen

Die Apothekergenossenschaft Noweda startete 1997 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg die Seminarreihe „Praxisnahe betriebswirtschaftliche Ausbildung für Pharmaziestudierende“, die mittlerweile an insgesamt 15 Universitäten Studierenden aus dem 6. bis 8. Semester angeboten wird. Schon im Sommersemester 2015 wurden die Seminarteilnehmer an elf dieser Universitäten angesprochen und zu ihren Zukunftsperspektiven befragt (siehe Pharmazeutische Zeitung 46/2015). Der gegenüber der Umfrage aus dem Jahre 2015 leicht erweiterte Fragebogen wurde diesmal im Sommersemester 2018 an 13 Universitäten im Rahmen des Seminars ausgelegt. Letztlich konnten in die aktuelle Studie 620 auswertbare Fragebogen einfließen (Rücklaufquote: 80 Prozent). Die Aggregation und Auswertung der Fragebogen erfolgte mithilfe des Pivot-Verfahrens, zusammen mit Prof. Dr. B. Strobel, Hochschule Worms.

An 22 deutschen Universitäten kann man derzeit Pharmazie studieren. Dabei waren im Wintersemester 2017/18 exakt 15.894 Studentinnen und Studenten im Fach Pharmazie eingeschrieben, davon waren 86 Prozent deutsche Staatsbürger und 14 Prozent Ausländer. Der Anteil der Studentinnen betrug gut zwei Drittel (68,6 Prozent). Die Zahl der Studien­anfänger hat sich bei etwa 2750 eingependelt. Die korrespondierende Zahl an Approbationen beträgt aktuell etwa 2200 – eine Abbrecherquote also von rund 20 Prozent.

Geschlecht, Alter und Herkunft

Wie im Gesundheitswesen generell feststellbar, ist auch bei den Pharmaziestudierenden der Frauenanteil sehr hoch; ihr Anteil im Rahmen der vorliegenden Studie macht 74,9 Prozent aus. Die männlichen Seminarteilnehmer waren damit nicht nur absolut, sondern auch mit Blick auf die geschlechtsbezogene Verteilung aller Pharmazie-Studierenden in Deutschland unterrepräsentiert, obwohl ihr Anteil mit 25,1 Prozent gegenüber der Erhebung aus 2015 mit 21,8 Prozent zulegen konnte.

Zum Vergleich: Der Frauenanteil der in öffentlichen Apo­theken tätigen Pharmazeuten betrug im Jahre 2017 nach Angaben der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände 72,6 Prozent.

Zum Zeitpunkt der Erhebung betrug das Durchschnittsalter der Seminar-Teilnehmer 23,2 Jahre.

Von denjenigen, die 2018 Angaben zu ihrem Alter gemacht haben, waren 85,4 Prozent zwischen 21 und 25 Jahre alt. Damit ist diese Altersgruppe derart dominant, dass im Folgenden auf altersgruppenspezifische Detail-Analysen verzichtet wird.

Die Frage nach der Herkunft („Ich komme aus einer Apotheker- bzw. Arzt-Familie“) wurde von einzelnen Teilnehmern als Standesdünkel interpretiert. Der Grund ist ein anderer. Den Initiatoren dieser Umfrage war daran gelegen, in Erfahrung zu bringen, inwieweit das Elternhaus die Seminar-Teilnehmer bei der Wahl des Studiums (inkl. Berufswunsch) geprägt hat.

Und das Ergebnis hat – um es vorwegzunehmen – ein wenig überrascht. Von den Teilnehmern, die eine Rückmeldung auf diese Frage gegeben haben, kommen immer noch 14,3 Prozent aus einer Apotheker- oder Arzt-Familie. Nach Geschlechtern differenziert sind das 21,1 Prozent der männlichen und (nur) 12,1 Prozent der weiblichen Befragten.

Und das, obwohl die kritischen Stimmen zur Ausübung des Apothekerberufes innerhalb der Kollegenschaft seit Jahren zu­nehmen.

Rund jeder zehnte Befragte konnte bisher noch keine berufsprak­tischen Erfahrungen sammeln. Bezogen auf die bereits praxis­erfahrenen Studentinnen und Studenten haben 96,0 Prozent sich solche in öffentlichen Apotheken verschafft. Folglich haben nur vier Prozent praktische Erfahrungen außerhalb einer öffentlichen Apotheke gesammelt, wie in Kliniken oder in der Industrie.

Noten für universitäre ­Ausbildung und Praktikum

Im Rahmen der Umfrage haben die Universitäten bei der Bewertung anhand von Schulnoten recht gut abgeschnitten; die „beste“ Universität erreichte einen Notendurchschnitt von 2,29, das Schlusslicht immerhin noch eine Durchschnitts-Note von 3,00.

Neben der Ausbildungs-Note wurden an dieser Stelle auch „Anregungen zwecks Verbesserung“ erfragt. Allein aufgrund der Fragestellung waren kritische Antworten – bewusst – vorprogrammiert. Rund die Hälfte fordert mehr Apotheken- bzw. Praxisbezug. Außerdem gibt es For­derungen nach Aktualisierung von Studieninhalten und der Approbationsordnung.

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Schlechter als die Schulnote 3,0 vergaben die Befragten keiner Hochschule. Besser als 2,3 war aber auch kein Standort.

Wie geht es weiter nach dem Studium?

Auf die Frage „Welche Pläne haben Sie nach bestandenem Staatsexamen?“ hat gut die Hälfte der Befragten (51,6 Prozent) geantwortet, direkt ins Berufsleben zu starten.

An der Universität promovieren wollen nach aktuellem Stand 14,4 Prozent der Befragten. Bei den männlichen Studenten machte der Anteil immerhin 30,8 Prozent aus, während der Anteil bei den Studentinnen mit 8,9 Prozent wesentlich niedriger ausfiel.

Noch keine konkreten Zukunftspläne hatten 31,1 Prozent der Studierenden. Hier lag der Anteil der Studentinnen (mit 29,7 Prozent) unter dem ihrer männlichen Kollegen (34,7 Prozent).

Interessiert hat natürlich auch, was den angehenden Pharmazeutinnen und Pharmazeuten mit Blick auf den zukünftigen Arbeitsplatz wichtig ist (s. Abb. 1). An erster Stelle steht für die junge Generation nach wie vor die „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ (80,7 Prozent), wobei dieser Wert gegenüber der Erhebung in 2015 (82,4 Prozent) etwas nachgelassen hat. Dabei ist die unterschiedliche Bedeutung dieser Ausprägung bei Frauen (mit 85,0 Prozent) und Männern (mit 69,4 Prozent) beachtlich.

Abb. 1: Was ist für Sie wichtig im Hinblick auf die Attraktivität Ihres zukünftigen Arbeitsplatzes? Mehrfachnennungen möglich.

An die zweite Stelle der Prioritätenliste geschoben hat sich im Jahr 2018 die „Angemessene Vergütung“ (68,0 Prozent), die die Aussicht auf „Karrieremöglichkeit“ diesmal – denkbar knapp – auf den dritten Platz (67,0 Prozent) verwiesen hat. Der Wunsch, Karriere zu machen, lag bei den angehenden männlichen Pharmazeuten mit 78,9 Prozent an vorderster Stelle, während die Studentinnen dies immerhin noch mit 62,0 Prozent für wichtig erachteten.

Ähnlich, aber nicht ganz so ausgeprägt, ist die Spreizung bei der Vergütung. Für knapp zwei Drittel der Studentinnen (64,2 Prozent) ist eine angemessene Vergütung wichtig; dagegen halten mehr als drei Viertel der männlichen Kommilitonen (76,8 Prozent) diese für essenziell.

Die aktuellen Vorstellungen der angehenden Apothekerinnen und Apotheker zum angestrebten Jahresgehalt liegen bei knapp 77.000 Euro, und damit um fast 24 Prozent über dem Durchschnittswert aus 2015.

Ein „Familiäres Betriebsklima“ schätzen insbesondere die Studentinnen (57,6 Prozent); bei den männlichen Kommilitonen beträgt der Wert gerade einmal 41,1 Prozent.

Eine konkrete Zusage, nach Studienabschluss übernommen zu werden, hatten bereits 16 Studierende, davon 15 weibliche und ein männlicher Kandidat. Von einer öffentlichen Apotheke übernommen werden soll(t)en elf Studentinnen, von einer Krankenhaus-Apotheke zwei. Der männliche Aspirant wartet auf seinen (reservierten) Arbeitsplatz bei der Bundeswehr. Daneben haben zwei Studentinnen keine weiteren Angaben zu ihren Zusagen gemacht. Bezeichnend für den zunehmenden Nachwuchsmangel, dass 2015 erst drei Studierende über eine konkrete Zusage nach Studien­abschluss verfügten.

Wunscharbeitsplatz

Die öffentliche Apotheke ist nach wie vor der bevorzugte Arbeitgeber für angehende Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (s. Abb. 2). Gegenüber der Erhebung aus 2015 ist dies, mit einem Anteil von 65,8 Prozent, eine Steigerung um starke 7,0 Prozent-Punkte.

Abb. 2: Wo möchten Sie nach Ihrem Studium arbeiten? Mehrfachnennungen möglich.

Dabei liegt der Anteil der Studentinnen, die nach Studien­abschluss in einer öffentlichen Apotheke arbeiten wollen, mit 69,7 Prozent um exakt 20 Prozent-Punkte über dem ihrer männlichen Kollegen (mit 49,7 Prozent).

Bei den Wunscharbeitsplätzen für angehende Apothekerinnen und Apotheker liegt die Krankenhaus-Apotheke an zweiter Stelle mit 55,8 Prozent. Gegenüber 2015 ist dies eine Steigerung von 13,6 Prozent-Punkten. Der Attraktivitätszuwachs der Krankenhaus-Apotheke als Arbeitgeber ist enorm, wohl nicht zuletzt aufgrund der politischen Absichtserklärung, (zumindest in Niedersachsen) für jede Station verpflichtend eine(n) Apotheker(in) anzustellen. Vielleicht auch deshalb könnte sich jede(r) Zweite aktuell gut vorstellen, den zukünftigen Arbeitsplatz im Krankenhaus zu finden.

Mit geringem Abstand folgt der Wunsch nach einem Arbeitsplatz bei der pharmazeutischen Industrie (47,7 Prozent). Bei den männlichen Studierenden besitzt die pharmazeutische Industrie bei dieser Frage sogar erste Priorität (66,0), während die weibliche Zustimmungsquote (41,2 Prozent) doch deutlich geringer ausfällt.

Standortbedingt nachvollziehbar, dass die angehenden Pharmazeutinnen und Pharmazeuten aus Mainz geschlechterübergreifend das Ranking (mit 63,6 Prozent Zustimmung) anführen, ist das Rhein-Main-Gebiet doch ein Kernland der pharmazeutischen Industrie in Deutschland.

Immerhin mehr als jeder Vierte (26,6 Prozent) plant, in Wissenschaft und Lehre tätig zu werden. Bei den Männern hegen mehr als ein Drittel (36,1 Prozent) diesen Wunsch, während es bei den angehenden Pharmazeutinnen nur knapp ein Viertel (23,2 Prozent) sind.

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Für zwei Drittel der Befragten steht die öffentliche Apotheke als Wunscharbeitsplatz ganz hoch im Kurs. Vor allem das „patientenorientierte Arbeiten“ schätzen die meisten.

Dass sie aus einer Apotheker- oder Arztfamilie stammen, hatten 84 Seminar-Teilnehmer angegeben. Interessiert hat natürlich, welchen Berufswunsch diese Studierenden anstreben, wobei hier selbstverständlich auch wieder Mehrfachnennungen zugelassen waren.

Am häufigsten genannt wurde der Wunsch, nach Studien­abschluss in einer öffentlichen Apotheke tätig zu werden (58,3 Prozent). Einen Arbeitsplatz bei der pharmazeutischen Industrie könnte 48,8 Prozent gefallen, während für 42,9 Prozent das Krankenhaus infrage käme. Weitere 29,8 Prozent von diesen angehenden Pharmazeutinnen und Pharmazeuten streben einen Arbeitsplatz im Bereich Wissenschaft und Lehre an, und 14,3 Prozent können sich einen Arbeitsplatz im Öffentlichen Dienst, bei einer Behörde, einer Krankenkasse bzw. der Bundeswehr vorstellen.

Erwartungen an die Tätigkeit in einer Apotheke

Die Frage „Welche Bedeutung haben folgende Aspekte im Rahmen Ihrer zukünftigen Tätigkeit?“ richtete sich zunächst nur an diejenigen Seminar-Teilnehmer, die sich für eine Tätigkeit in einer Apotheke entschieden hatten. Anhand einer Bewertungsskala von „0 = keine Bedeutung“ bis „5 = große Bedeutung“ konnten die Befragten jeweils Punkte für vierzehn Ausprägungen geben, sowie zum Schluss noch einen Aspekt aufführen, dem sie eine besondere Bedeutung im Rahmen ihrer zukünftigen Tätigkeit beimaßen (s. Tab. 1).

Tab. 1: Welche Bedeutung haben folgende Aspekte im Rahmen Ihrer Tätigkeit in einer Apotheke? 0 = keine Bedeutung bis 5 = große Bedeutung, Gegenüberstellung von ­öffentlicher Apotheke, Krankenhaus-Apotheke und „alle“
Nr.
Bedeutung für die Tätigkeit in einer öffentlichen Apotheke (nach Priorität sortiert)
Durchschnitt
öff. Apo.
KH-Apo.
alle
1
Patientenorientiertes Arbeiten
4,65
4,62
4,60
2
Fort- und Weiterbildungsangebot
4,33
4,34
4,30
3
Kooperation mit Ärzten
4,32
4,36
4,30
4
Familiäres Klima
4,18
4,08
4,09
5
Mitsprache bei wichtigen Entscheidungen
3,97
3,93
3,94
6
Flexible Arbeitszeit
3,78
3,71
3,74
7
Individuelle Wochenarbeitszeit
3,77
3,64
3,69
8
Eigenständiger Arbeitsbereich
3,72
3,71
3,73
9
Bürokratieabbau
3,55
3,54
3,51
10
Transparenz der betrieblichen Information
3,52
3,51
3,52
11
Moderner Arbeitsplatz
3,45
3,51
3,53
12
Leistungsabhängige Vergütung
3,23
3,31
3,26
13
Wissenschaftsorientiertes Arbeiten
3,19
3,36
3,26
14
Beteiligung am Gewinn
3,13
3,12
3,16
15
Sonstiges
(4,50)
(4,33)
(4,30)

Wenn auf einer solchen Skala ein Durchschnittswert von vier oder mehr erzielt wird, darf man davon ausgehen, dass es sich um einen sehr bedeutenden Aspekt handelt; mit einem Mittelwert zwischen 2 und 2,5 hat man einen eher ambivalenten Zustand.

Ordnet man die vierzehn Kategorien mit Blick auf die Bedeutung für diejenigen Seminar-Teilnehmer, die einen Arbeitsplatz in einer öffentlichen Apotheke anstreben, nach Prioritäten, so erreicht das „Patientenorientierte Arbeiten“ mit einem Durchschnittswert von 4,65 die höchste Zustimmung. Hinsichtlich des Arbeitsplatzwunsches Krankenhaus-Apotheke wird mit 4,62 in dieser Kategorie ebenfalls ein Spitzenwert erreicht. Dass der Wert über alle Befragten abnimmt, ist der Tatsache geschuldet, dass einem patientenorientierten Arbeiten außerhalb der Apotheke sicher nicht eine solche Bedeutung beizumessen ist wie in einer Apotheke.

Das Fort- und Weiterbildungsangebot ist allen Studierenden sehr wichtig.

Dicht gefolgt rangiert an dritter Stelle (mit Blick auf den ­Arbeitsplatz öffentliche Apotheke) das kooperative Arzt-Apotheker-Verhältnis (mit einem Wert von 4,32). Dass das Verhältnis unter diesen Heilberufen für die angehenden Apothekerinnen und Apotheker, die einen Arbeitsplatz im Krankenhaus anstreben, noch wichtiger ist, beweist der zugehörige Wert von 4,36.

Von besonderer Bedeutung ist den angehenden Offizin-Apothekerinnen und -Apothekern auch das familiäre Betriebsklima (mit einem Wert von 4,18), der im Krankenhaus (mit 4,08) doch um einiges unterschritten wird.

Selbst die Mitsprache bei wichtigen Entscheidungen (mit 3,97) und auch die übrigen abgefragten Ausprägungen sind für die Seminar-Teilnehmer (ausnahmslos mit Werten über 3,1) von besonderer Wichtigkeit/Bedeutung, wie die Tabelle zeigt.

Selbständig oder ­angestellt?

Die Frage, „Welche Position streben Sie langfristig (z. B. innerhalb der nächsten zehn Jahre) an?“, richtete sich wieder nur an diejenigen Seminar-Teilnehmer, die eine Stelle in einer öffentlichen Apotheke anstrebten.

Als selbständige(r) Apotheker-Unternehmer(in) möchten langfristig 24,3 Prozent tätig sein, also jede(r) Vierte. Zum Vergleich: Im Jahre 2015 lag die Quote erst bei 20,1 Prozent (s. Abb. 3). Bei Studierenden, die aus einer Apotheker- oder Arzt-Familie stammen und die den Wunsch haben, später in einer öffentlichen Apotheke tätig zu werden, sind es da­gegen 69,4 Prozent.

Abb. 3: Welche Zukunftspläne haben Pharmaziestudierende in der öffentlichen Apotheke?

Bei aktuell rund 2.200 Approbationen pro Jahr würden demnach jährlich rund 550 Apothekerinnen und Apotheker als Apotheken-Unternehmer(innen) neu an den Start gehen können. Bei derzeit etwa 15.200 Haupt- bzw. Einzelapotheken (mit einer Betriebserlaubnis nach § 2 Apothekengesetz) und unter Berücksichtigung der aktuellen Altersstruktur der Apotheken-Inhaber(innen) dürfte die Zahl der Studierenden, die später eine Apotheke übernehmen wollen, damit wohl kaum ausreichen.

Angesichts der Geschlechterverteilung bei den Pharmaziestudierenden ist positiv zu vermerken, dass immer mehr Pharmazeutinnen den Weg in die Selbständigkeit suchen und finden. Ein Grund dürfte sein, dass die Zahl der Apotheken, die in der Rechtsform einer OHG (gemäß § 8 Apothekengesetz) geführt werden, entgegen dem allgemeinen Trend zunehmen. Während die Zahl der Haupt- bzw. Einzelapotheken von Ende 2015 bis Ende 2017 nach Angaben der ABDA um 4,6 Prozent abgenommen hat, stieg die Zahl der OHG-Apotheken im selben Zeitraum um 7,1 Prozent an.

Gründe gegen die Selbständigkeit

Im Anschluss an die Frage „Welche Position (in einer öffentlichen Apotheke) streben Sie langfristig an?“ stand natürlich die Frage an diejenigen, die sich gegen eine Selbständigkeit entschieden hatten, im Raum: „Was spricht gegen eine Selbständigkeit?“ Wie zentral diese Gründe sind, beweist die Tatsache, dass jeder „Skeptiker“ durchschnittlich mehrere zur Auswahl anstehende Aspekte angekreuzt hat. Vor allem war 44,6 Prozent der Befragten das „Finanzielle Risiko“ einer selbständigen Tätigkeit zu hoch. Weitere 42,9 Prozent waren der Auffassung, die Pharmazie komme aufgrund der Bürokratie viel zu kurz, dicht gefolgt von der Gruppe, die sich nicht zum Unter­nehmer geboren fühlt (42,4 Prozent). Zum viertwichtigsten Ablehnungsgrund wurden (40,2 Prozent) die fehlenden betriebswirtschaftlichen Kenntnisse, gefolgt von denjenigen, die der Auffassung sind, dass die persönliche Freiheit als Unternehmer zu kurz komme (36,6 Prozent). Allerdings waren nur 20,1 Prozent der Meinung, dass ihnen die Zukunft der Vor-Ort-Apotheken insgesamt zu unsicher ist. Und 8,9 Prozent gaben Gründe an, die sich so interpretieren lassen, als befinde man sich noch in einer Phase des Nachdenkens und der Orientierung. |


Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Michael P. Kuck, Noweda: "Zeiten werden ungemütlicher"

Autor

Dipl.-Math. Uwe Hüsgen

war lange Jahre Geschäftsführer des Apothekerverbands Nordrhein. Heute ist er als Berater und Autor, u. a. des regelmäßigen „Rohertrags-Monitors“ in der AZ, tätig.

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