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Niedergelassene Ärzte: Neues Sparprogramm für Arzneien in den Startlöchern

BONN (im). Die niedergelassenen Ärzte werden in wenigen Tagen ein neues Sparprogramm starten, um die Arzneimittelkosten herunter zu fahren. Das 2000er "Aktionsprogramm" ähnele dem von 1999 und sattele auf der Aktion von 1996 auf, sagte Dr. Jürgen Bausch von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) am 15. September vor Journalisten in Bonn.

Nach Angaben von Bausch ist ein Schwerpunkt die noch stärkere Umstellung der Verordnungen auf preiswerte Generika sowie die strikte Beachtung bisheriger Verordnungsausschlüsse - zum Beispiel § 34 SGB V Abs. 1, wonach Erwachsene grundsätzlich keine Präparate gegen Erkältungen oder Abführmittel auf Rezept erhalten dürfen.

Bei so genannten Me-too-Präparaten sollen sich die Mediziner künftig noch mehr als bisher an den Preisen orientieren, so der Sparappell der KBV, der Vertretung der rund 110 000 niedergelassenen Ärzte. Bei Therapien mit vielen Wirkstoffen auf dem Markt (zum Beispiel Betablocker) werden Preiskorridore angegeben und Empfehlungen an die niedergelassenen Ärzte gegeben.

Entlassungsempfehlung im Visier

Erstmals soll es besondere Hinweise für den Umgang mit Entlassungsempfehlungen aus dem Krankenhaus geben. Die niedergelassenen Mediziner "sollen nicht jedes Rezept aus der Klinik als Dogma verstehen, sondern selbstbewusst selbst entscheiden", sagte Bausch. Er spielte darauf an, dass Klinikärzte unbelastet vom Budgetdruck und Preisen den Kranken Arzneimittel verabreichen und teils teure Weiterbehandlungsempfehlungen mitgeben.

Die KBV wird ihr Programm, das mit den Krankenkassen detailliert besprochen worden sei, als Beilage über das Deutsche Ärzteblatt publik machen.

Kritik an Fischer

Insgesamt warf Bausch der Bundesgesundheitsministerin vor, sie lasse die Ärzte mit der gesetzlichen Budgetierung der Arzneiausgaben allein. Andrea Fischer solle wie die Ärzte ihre Hausaufgaben machen, mahnte der KBV-Arzneiexperte, und zum Beispiel die gestoppten Festbeträge rechtlich absichern. Er forderte die Ministerin zum raschen Handeln auf. Die Ärzte hätten bereits einige Anstrengungen unternommen, was die weiterhin rückläufigen Verordnungszahlen bei den so genannten umstrittenen Medikamenten zeigten.

Allerdings gebe es deutliche Ausgabenschübe durch innovative, aber teure Arzneimittel. Besonders gentechnisch hergestellte Arzneimittel mit vergleichsweise hohen Preisen kämen zunehmend auf den Markt. Vor allem die Verordnungen von Spezialpräparaten, die Lösungen für Probleme darstellten, die vor wenigen Jahren noch undenkbar erschienen, würden weiter ansteigen. Als ein Beispiel wurden die Tumornekrosefaktor-Inhibitoren mit Jahrestherapiekosten von 40 000 Mark pro Patient genannt. Da es sich um hochwirksame Therapien handele, könne hier nicht zurückhaltend verordnet werden.

Bausch, der auch Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen ist, konstatierte anhand der Zahlen aus dem zweiten Quartal 2000 seiner KV einen unaufhörlichen Anstieg bei den Kosten für unumstrittene Arzneimittel und eine Zunahme des Strukturkomponente, worunter die Verordnung neuer, innovativer, teurer Präparate zu verstehen ist.

Erstmals sei mit der in Hessen erstellten Studie "Die Rationierung wird sichtbar" bei der Behandlung von Alzheimer und Schizophrenie gezeigt worden, dass es durch die staatlichen Budgets zur Unterversorgung von Kranken komme (DAZ Nr. 34 vom 24.8.).

Bausch forderte von der Ministerin die Anpassung der Arzneibudgets, bei denen zum Beispiel die höhere Morbidität in den neuen Bundesländern berücksichtigt werden müsse, nach oben. Besser als Budgets seien Richtgrößen für die einzelnen Ärzte, da die Zwänge des wirtschaftlichen Verordnens insgesamt blieben. Außerdem gebe es noch Ärzte, die "Marketing mit dem Rezeptblock" machten, fügte er selbstkritisch an. Insgesamt forderte er, die gesamte Arzneimittelpolitik auf den Prüfstand zu stellen, worunter auch die Mehrwertsteuer für Medikamente, die Preispolitik der Industrie sowie die Distribution falle.

Die niedergelassenen Ärzte werden in wenigen Tagen ein neues Sparprogramm starten, um die Arzneimittelkosten herunter zu fahren. Das 2000er Aktionsprogramm ähnele dem von 1999 und sattele auf der Aktion von 1996 auf, sagte Dr. Jürgen Bausch von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) am 15. September in Bonn.

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