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Kassenärztliche Bundesvereinigung: Budgets in neun KVen aufgebraucht

KÖLN (im). Die Arznei- und Heilmittelbudgets sind Anfang Dezember bereits in neun von 23 Kassenärztlichen Vereinigungen aufgebraucht. Dies teilte die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) Ende vergangener Woche mit. Die Organisation will die niedergelassenen Mediziner weiter zum Sparkurs bei Arzneimittelverschreibungen anhalten. Verschiebungen durch Einholen einer Zweitmeinung bei teuren Präparaten bestätigte KBV-Vorstandsmitglied Dr. Jürgen Bausch der Deutschen Apotheker Zeitung.

In fünf Regionen Überschreitungen von bis zu fünf Prozent Nur Hessen, Südwürttemberg und Trier bleiben nach Berechnungen der KBV unter den staatlich festgelegten Grenzen. In fünf Regionen rechnet die Vertretung der 110000 niedergelassenen Ärzte mit einer Überschreitung von bis zu fünf Prozent, in den übrigen mit noch größeren Übertritten.

Auf Basis der Daten der Apothekenrechenzentren von Januar bis Oktober ergebe sich gegenüber 1998 eine bundesweite Steigerung in Höhe von 8,9 Prozent. Allein vier Prozent gehen nach Ansicht der KBV auf politische Maßnahmen wie die abgesenkten Zuzahlungen zu Arzneimitteln zurück. Darüber hinaus bergen teure Innovationen Sprengsatz für die gesetzliche Krankenversicherung. Als Beispiel nennt der Arzneimittelexperte des Vorstands Bausch die Tumornekrosefaktor-Inhibitoren.

"Segelanweisung" zum Sparen

Der Kinderarzt bestätigte den Versand einer so genannten Segelanweisung über die Landes-KVen an die niedergelassenen Mediziner. Sie sieht unter anderem die konsequente Umstellung auf Generika oder die Verordnung von Bagatellarzneimitteln auf Privatrezepten vor. Zudem werden Beispiele für Verordnungseinschränkungen aufgeführt, etwa Choleretika, Artischockenblätterextrakt und Schöllkrautextrakt als Gallenwegstherapeutika, bei denen nach kritischen Zitaten zur Wirkung aus dem Arzneimittelkursbuch und dem transparenz-telegramm im Einzelfall der Einsatz nichtmedikamentöser Maßnahmen wie Diät und Gewichtsabnahme empfohlen wird.

Sparpotential wird auch noch bei "umstrittenen" Arzneimitteln vermutet. Allerdings räumte Bausch in diesem Zusammenhang ein, dass die Ärzte solche Präparate in den vergangenen Jahren bereits immer weniger verschrieben. Gleichwohl sah er sowohl hier als auch bei Generika trotz deren großen Anteil an den Verordnungen noch Einsparmöglichkeiten. Der KBV-Arzneiexperte verwies auf die drohende Regressgefahr. Es sei nicht einzusehen, dass Ärzte "umstrittene" Arzneimittel bei Budgetüberschreitungen aus der eigenen Tasche bezahlten.

Umgang mit teuren Arzneien

Angesichts hochpreisiger neuer Therapiemöglichkeiten werde den niedergelassenen Ärzten vermehrt die Einholung einer Zweitmeinung geraten. Wie Bausch sagte, solle das nicht für sämtliche Behandlungen gelten, sondern für die teuren, die Therapiekosten bis zu 50000 Mark jährlich pro Patient bedeuteten. Die KBV ist insgesamt der Meinung, dass die staatlich festgezurrten Budgets falsch, weil zu knapp bemessen waren. Die Kassenärzte hätten versucht, die Mehrausgaben im ersten Halbjahr 99 anschließend ohne Qualitätsverlust auszugleichen.

Der Bundesgesundheitsministerin wurde vorgeworfen, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Sie habe zwar das gemeinsame Aktionsprogramm mit KBV und Krankenkassen noch unterzeichnet, anschließend jedoch mehrere Termine zur Fortsetzung abgesagt. Es drohten Honorarverluste zwischen 10000 und 17000 Mark für über 100000 Ärzte. Nur etwa 10000 Mediziner blieben voraussichtlich vom Regress verschont.

Eine Tabelle, die den Zeitpunkt der Budgetausschöpfung für die einzelnen Kassenärztlichen Vereinigungen zeigt, finden Sie auf der nächsten Seite.

Die Arznei- und Heilmittelbudgets sind Anfang Dezember bereits in neun von 23 Kassenärztlichen Vereinigungen aufgebraucht. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung will die niedergelassenen Mediziner weiterhin zum Sparkurs bei Arzneimittelverschreibungen anhalten.

Massagen belasten Arzneimittel Das Zusammenwürfeln von Medikamenten und Massagen in einem gemeinsamen Budget – dem für Arznei- und Heilmittel – hat negative Folgen für die Arzneien. In einigen Kassenärztlichen Vereinigungen schaffen die Ärzte die Einhaltung des Arzneimittelbudgets so gerade, überschreiten zugleich aber mit den Heilleistungsverordnungen so kräftig, dass das überkompensiert wird.

Ein Beispiel: In der KV Koblenz lagen die Arzneimittelausgaben bis Oktober kumuliert um 1,58 Prozent unter dem rechnerischen Budget zu diesem Zeitpunkt. Im selben Zeitraum betrug die Abweichung des Heilmittelbudgets plus 30 Prozent, so dass sich insgesamt eine Überschreitung von fast drei Prozent bis Oktober ergibt. (im)

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