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Modellversuch: Honorar nur wenn die Leistung stimmt

SCHWÄBISCH GMÜND. Als erste deutsche Krankenkasse führt die Gmünder ErsatzKasse (GEK) bei der Honorierung medizinischer Leistungen im Reha- Bereich eine erfolgsorientierte Vergütung ein. Die Höhe des Pflegesatzes, den die Kasse an die behandelnde Klinik zahlt, orientiert sich dabei nicht mehr an einem festen Pflegesatz, sondern am Gesundheitszustand des Patienten nach der Behandlung.

Der Pilotversuch ist in der Startphase auf Rücken- und Knieerkrankungen begrenzt. Die zunächst am Projekt beteiligten Kliniken, die Fachklinik Bad Freienwalde und das Johannesbad Reha-Kliniken in Bad Füssing, erhalten über dem Durchschnitt liegende Pflegesätze, wenn die berufliche Ausfallzeit des Patienten nach der Therapie um 30 Prozent sinkt. Gelingt das nicht, wird die Vergütung um 20 Prozent gekürzt.

Hohes Rationalisierungspotenzial

Die fünftgrößte deutsche Ersatzkasse schätzt das Rationalisierungspotenzial für das deutsche Gesundheitswesen durch eine konsequent erfolgsorientierte Honorierung medizinischer Leistungen auf rund 25 Milliarden Mark. In der Einführung des Leistungsprinzips sieht die GEK vor allem auch Vorteile für die Patienten, denen unnötige Belastungen durch letztendlich oft uneffektive Therapieversuche erspart bleiben.

Die für die Pilotphase gewählten Indikationsfelder Knie und Rücken zählen heute zu den "Problemgebieten" bei der Rehabilitation. 11 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitstage resultieren laut Statistik der Ersatzkasse aus Rückenerkrankungen. Erhebliches Verbesserungspotenzial gibt es auch bei der Behandlung von Knieerkrankungen. Die Komplikationsrate nach Knieoperationen liegt nach GEK-Angaben im Bundesdurchschnitt um den Faktor 10 über der Quote, die den Lehrbüchern zufolge zu erwarten wäre.

Die in den Modellversuch eingebundenen Reha-Zentren, die Fachklinik Bad Freienwalde für Rückenerkrankungen und die Johannesbad Reha-Kliniken in Bad Füssing für die Knie-Reha zählen laut GEK Vorstandsvorsitzenden Dieter Hebel bereits heute zu den leistungsfähigsten Einrichtungen auf ihrem Gebiet in der Bundesrepublik. Sie haben sich freiwillig an dem Pilotprojekt beteiligt. Mit anderen Reha-Kliniken werde dagegen gesprochen. Die erfolgsorientierte Bezahlung der gebotenen medizinischen Leistung könne in Zukunft zu einem wirksamen Mittel werden.

Bundesregierung will prüfen

Die Einführung einer erfolgsbezogenen Honorierung will jetzt auch die Bundesregierung untersuchen lassen. Die vorgesehene Prüfungsphase für ein solches Vergütungsmodell bis zum Jahr 2008 "dauert uns aber viel zu lange", kritisiert Hebel.

Die GEK will den Modellversuch, der in Bad Füssing Anfang des Jahres 2000 beginnt und in Bad Freienwalde bereits seit einigen Wochen läuft, deshalb systematisch ausbauen. In der ersten Phase werden 300 Patienten in das Projekt eingebunden. Die Qualitätsbeurteilung der Therapie erfolgt 18 Monate nach Abschluss der Behandlung durch eine von Krankenkasse und Klinik akzeptierte neutrale Gutachter-Stelle, die Medizinische Hochschule Hannover.

Das Gesamtprojekt wird von einem Experten-Team unter Leitung des Vorsitzenden des medizinischen Sachverständigenrats, Prof. Dr. med. Friedrich Wilhelm Schwartz, wissenschaftlich begleitet. Bereits im kommenden Jahr sollen neue Indikationsgebiete, unter anderem die "Volkskrankheit" Depression, in das Modellvorhaben eingebunden werden.

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