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Immer mehr Gesundheitsstörungen durch Alkohol

BERLIN (ks). Psychische und Verhaltensstörungen infolge Alkoholmissbrauchs sind bei Männern mittlerweile der zweithäufigste Anlass für eine Behandlung im Krankenhaus. Dabei ist die Behandlungsbedürftigkeit unter arbeitslosen Männern gut sechs Mal so hoch wie im Durchschnitt. Auch Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren landen wegen dieser Diagnose immer häufiger im Krankenhaus. Zu diesem Ergebnis kommt der GEK-Gesundheitsreport 2004, der am 11. Mai in Berlin vorgestellt wurde.

Die Zahl derjenigen, die mit der Diagnose "psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol" in eine Klinik eingeliefert werden, habe sich bei Männern in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt, sagte Dieter Hebel, Vorstandsvorsitzender der Gmünder Ersatzkasse (GEK) bei der Präsentation der Studie. Insgesamt waren im Jahr 2003 von 10 000 GEK-Versicherten 24 Personen betroffen.

Dabei nimmt die Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen, darunter insbesondere junge Frauen, in der Einweisungsstatistik 2003 einen Spitzenplatz ein. Diese Altersgruppe ist neben den 45- bis 49-Jährigen die größte Risikogruppe. Die Behandlungsrate unter jungen Männern habe sich seit 1990 mehr als verdoppelt und bei jungen Frauen fast verdreifacht, so Hebel. Angesichts dessen lobte der GEK-Chef das Vorgehen der Regierung gegen Alcopops – am 6. Mai hatte der Deutsche Bundestag beschlossen, künftig eine Sondersteuer auf die bei Jugendlichen besonders beliebten hochprozentigen Mixgetränke zu erheben.

Für die Studie hat das Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung (ISEG) die anonymisierten Routinedaten zu 2,1 Millionen Behandlungsfällen von GEK-Versicherten in Krankenhäusern von 1990 bis 2003 ausgewertet. Dabei wurde untersucht, wie viele der Versicherten in diesen Jahren wegen Alkoholmissbrauchs eingewiesen wurden und welche Auffälligkeiten dabei bestanden.

Hans Döring, ISEG-Geschäftführer, betonte, dass die Studie daher nur die "Spitze des Eisbergs" aufzeige – ambulante Daten konnten für die Untersuchung nicht herangezogen werden. Auch wurden nicht jene Patienten erfasst, die wegen physischer Störungen infolge Alkoholkonsums in die Klinik kamen.

Hebel kündigte an, die Entzugsmöglichkeiten für Alkoholkranke zu verbessern: "Neben gezielten Informations- und Präventionsangeboten wird die GEK ein Projekt fördern, das die nahtlose Betreuung zwischen Entgiftung und nachfolgender Therapie gewährleistet. Alkoholkranke Menschen dürfen nach dem Akutentzug nicht monatelang sich selbst überlassen bleiben, bis sich eine Reha-Maßnahme anschließt."

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