Trotz Widerstands in der SPD

Ampel einigt sich zu Cannabis Legalisierung

Berlin - 02.02.2024, 16:45 Uhr

Anbau und Besitz von Cannabis-Blüten sollen ab dem 1. April 2024 in bestimmten Grenzen legal sein. (Foto: imago-images / USA TODAY Network)

Anbau und Besitz von Cannabis-Blüten sollen ab dem 1. April 2024 in bestimmten Grenzen legal sein. (Foto: imago-images / USA TODAY Network)


Nach langem Ringen haben sich die Ampel-Fraktionen jetzt auf Details zur Cannabis-Legalisierung geeinigt. Ab dem 1. April sollen Besitz und Anbau erlaubt sein. Scharfe Kritik kam aus Bayern. Auch die Kritiker in der SPD sind nicht überzeugt worden. 

Die Ampel-Fraktionen im Bundestag haben sich geeinigt: Zum 1. April 2024 soll das Gesetz zur Legalisierung von Cannabis in Kraft treten, teilten die Vizefraktionschefs Dagmar Schmidt (SPD), Maria Klein-Scheink (Grüne) und Konstatin Kuhle (FDP) am Donnerstag mit. Die Deutsche Presseagentur (dpa) berichtete am Freitag über die Einigung. Das Gesetz soll in der Woche vom 19. bis zum 23. Februar im Bundestag verabschiedet werden. Der Bundesrat wird sich planmäßig am 22. März mit dem Gesetz befassen, es ist jedoch nicht zustimmungspflichtig – ein Einspruch ist unwahrscheinlich.

Mit der geplanten Legalisierung soll es dann für über 18-Jährige erlaubt sein, bis zu 25 Gramm Cannabis-Blüten zu besitzen, für junge Menschen zwischen 18 und 21 soll deren THC-Gehalt nicht höher als 10 Prozent sein, berichtete am Freitag die Berliner Morgenpost. Die monatliche Abgabe ist für diese Altersgruppe auf 30 Gramm pro Person beschränkt worden, für ältere Konsumenten soll eine monatliche Maximalabgabe von 50 Gramm gelten. Zudem dürfen Privatpersonen bis zu drei weibliche blühende Pflanzen anbauen. Ab dem 1. Juli sollen dann auch Cannabis-Clubs mit je maximal 500 Mitgliedern eröffnet werden können, die nicht gewinnorientiert wirtschaften. Mitglieder sollen am Anbau der Pflanzen beteiligt werden.

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Justizminister Marco Buschmann begrüßte die Einigung gegenüber der Berliner Morgenpost: „Die repressive Drogenpolitik der vergangenen Jahrzehnte ist gescheitert. Sie hat den Konsum nicht eingedämmt, sie hat unzählige Menschen in die Kriminalität gedrängt und einen blühenden Schwarzmarkt geschaffen. Wir brauchen eine bessere Drogenpolitik. Wir müssen Realismus mit Prävention verbinden.“

BMG erwartet Einsparungen

Bereits im November 2023 war der Gesetzesentwurf vom Bundesgesundheitsministerium vorgestellt worden. SPD-Innenpolitiker hatten danach jedoch Bedenken geäußert, beispielsweise wegen zu geringer Mindestabstände des Cannabiskonsums zu Schulen und Kindertagesstätten.

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) prognostiziert Einsparungen in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro durch die Legalisierung, vor allem bei Strafverfahren. Der Bund der Richter und Staatsanwälte äußerte jedoch Bedenken, wie die Berliner Morgenpost berichtete. Sie sehen einen „hohen behördlichen Kontrollaufwand“, sowie „neue Streitfragen“.

Wie die dpa berichtet, plant die Regierung umfassende und regelmäßige Evaluationen, bei der auch das Bundeskriminalamt mit einbezogen werden soll. Die erste soll nach einem Jahr, dann nach zwei Jahren und abschließend nach vier Jahren erfolgen. Die Daten sollen Aufschluss über die Auswirkungen für den Gesundheits- und Jugendschutz, sowie auf die Straßenverkehrssicherheit und Kriminalität geben.

Kritik aus Bayern

Die bayrische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) kritisierte die Pläne scharf: „Die Ampel-Koalition ignoriert die Warnungen von Ärzten vor diesem gefährlichen Vorhaben. Es ist unverantwortlich, die gesundheitlichen Risiken durch Cannabis insbesondere für junge Menschen zu verharmlosen. Dass Vertreter der Ampel-Koalition nun von einem ‚Meilenstein für eine moderne Drogenpolitik‘ und von einer Verbesserung des Gesundheitsschutzes sprechen, ist ein schlechter Witz.“ Sie sei entschlossen, in Bayern einen „maximal restriktiven Vollzug des Cannabis-Gesetzes“ umzusetzen. 

Sie bezweifelte die vom BMG veranschlagten Einsparungen und erwartet neue Kosten: „Nicht nur die Polizei müsste bei einer Legalisierung von Cannabis mehr Zeit und Personal etwa für die Überwachung von Anbauvereinigungen, den Schutz von Schulen und Kitas sowie die Überwachung des öffentlichen Raumes aufbringen. Darüber hinaus müsste ein kompletter neuer Verwaltungsapparat mit zusätzlichem Personal für Erlaubnisverfahren und Kontrollen aufgebaut werden – und das würde den Steuerzahler viel Geld kosten. In Zeiten knapper Kassen ist das nicht vertretbar.“

Anhaltende Bedenken in der SPD

Unterdessen berichtete Zeit-Online über anhaltenden Widerstand führender SPD-Innenpolitiker, beispielsweise des innenpolitischen Sprechers Sebastian Hartmann: „Die Bedenken, die ich hatte und die zur Verzögerung des Gesetzes geführt haben, sind weiterhin nicht ausgeräumt. Daher kann ich dem Vorhaben so nicht zustimmen. Der Koalitionsvertrag sah ursprünglich die kontrollierte Abgabe von Cannabis in zertifizierten Geschäften vor, aber das aktuelle Gesetz verlagert diese Abgabe in den privaten Bereich und damit in die Unkontrollierbarkeit." 

Auch der SPD-Abgeordnete Sebastian Fiedler äußerte sich weiterhin kritisch insbesondere zum Heimanbau: „Gleichzeitig bleibt der Privatanbau in Wohnungen völlig unkontrolliert. Selbst wenn Sie Bier brauen wollen, müssen Sie das beim Zoll anmelden. Selbst vorbestrafte Schwerkriminelle dürfen künftig selbst produzieren." Er kündigte an, im Bundestag gegen das Gesetz zu stimmen.


mz / dpa


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3 Kommentare

Die Deutschen

von Bart Wakker am 07.02.2024 um 21:50 Uhr

Sind echt verklemmt und machen aus alles ein Problem. In der Schweiz und Holland sorgt sich keiner drum, in Canada seit Jahren keine Verfolgung mehr, in den USA auch immer weniger Jagd auf Bürger die Hanf mögen, eine Substanz die weniger schädlich ist als vieles was nicht kriminalisiert wurde.

Aber viele Deutsche tun als ob es schlimm ist, Leute nicht mehr zu bestrafen für ihre persönlichen Vorlieben. Widerlich und hässlich ist das.

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Aus Kopfschütteln wurde Hoffnung

von Dr. House am 03.02.2024 um 12:19 Uhr

Die Cannabislegalisierung habe ich eigentlich kategorisch abgelehnt. Komische Begründungen, komisches Timing und möglicher Schleusenöffner für andere neue und alte "legal highs".
Aber inzwischen denk ich mir: Wenn schon denn schon! Dann aber nicht als Genussmittel, sondern als verordnete Pflichteinnahme. Eine Impfpflichtseinführung blieb erfolglos, vielleicht klappts dafür bei der Cannabispflicht. Auf Befehl kiffen.
Und zwar muss jeder Politiker demnächst bevor er irgendein Waffendeal beschließt, bevor ein Außenminister einem anderen Land den Krieg erklärt, bevor passiv die rücksichtslose Vernichtung von Menschenleben beschlossen wird, dann es doch mit einer "Kiff-Pflicht" eigentlich nur besser werden.

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AW: Aus Kopfschütteln wurde Hoffnung

von Dr. House am 03.02.2024 um 12:27 Uhr

Aus mangelnder Gegenlesung fehlt am Ende noch ein Verb. Sie können frei wählen zwischen einen durchziehen, quarzen, dampfen oder auch sehr schön (neulich gehört) "den Busch räuchern", einen Ludwig drehen, uvm. Sollte ja bald auch in jedem Apothekensynonymverzeichnis stehen, schließlich wollen wir ja auch diese Art der "Versorgung" für uns verhoheitlichen...

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