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Trotz Widerstands in der SPD
Ampel einigt sich zu Cannabis Legalisierung
Nach langem Ringen haben sich die Ampel-Fraktionen jetzt auf Details zur Cannabis-Legalisierung geeinigt. Ab dem 1. April sollen Besitz und Anbau erlaubt sein. Scharfe Kritik kam aus Bayern. Auch die Kritiker in der SPD sind nicht überzeugt worden.
Die Ampel-Fraktionen im Bundestag haben sich geeinigt: Zum 1. April 2024 soll das Gesetz zur Legalisierung von Cannabis in Kraft treten, teilten die Vizefraktionschefs Dagmar Schmidt (SPD), Maria Klein-Scheink (Grüne) und Konstatin Kuhle (FDP) am Donnerstag mit. Die Deutsche Presseagentur (dpa) berichtete am Freitag über die Einigung. Das Gesetz soll in der Woche vom 19. bis zum 23. Februar im Bundestag verabschiedet werden. Der Bundesrat wird sich planmäßig am 22. März mit dem Gesetz befassen, es ist jedoch nicht zustimmungspflichtig – ein Einspruch ist unwahrscheinlich.
Mit der geplanten Legalisierung soll es dann für über 18-Jährige erlaubt sein, bis zu 25 Gramm Cannabis-Blüten zu besitzen, für junge Menschen zwischen 18 und 21 soll deren THC-Gehalt nicht höher als 10 Prozent sein, berichtete am Freitag die Berliner Morgenpost. Die monatliche Abgabe ist für diese Altersgruppe auf 30 Gramm pro Person beschränkt worden, für ältere Konsumenten soll eine monatliche Maximalabgabe von 50 Gramm gelten. Zudem dürfen Privatpersonen bis zu drei weibliche blühende Pflanzen anbauen. Ab dem 1. Juli sollen dann auch Cannabis-Clubs mit je maximal 500 Mitgliedern eröffnet werden können, die nicht gewinnorientiert wirtschaften. Mitglieder sollen am Anbau der Pflanzen beteiligt werden.
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Justizminister Marco Buschmann begrüßte die Einigung gegenüber der Berliner Morgenpost: „Die repressive Drogenpolitik der vergangenen Jahrzehnte ist gescheitert. Sie hat den Konsum nicht eingedämmt, sie hat unzählige Menschen in die Kriminalität gedrängt und einen blühenden Schwarzmarkt geschaffen. Wir brauchen eine bessere Drogenpolitik. Wir müssen Realismus mit Prävention verbinden.“
BMG erwartet Einsparungen
Bereits im November 2023 war der Gesetzesentwurf vom Bundesgesundheitsministerium vorgestellt worden. SPD-Innenpolitiker hatten danach jedoch Bedenken geäußert, beispielsweise wegen zu geringer Mindestabstände des Cannabiskonsums zu Schulen und Kindertagesstätten.
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) prognostiziert Einsparungen in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro durch die Legalisierung, vor allem bei Strafverfahren. Der Bund der Richter und Staatsanwälte äußerte jedoch Bedenken, wie die Berliner Morgenpost berichtete. Sie sehen einen „hohen behördlichen Kontrollaufwand“, sowie „neue Streitfragen“.
Wie die dpa berichtet, plant die Regierung umfassende und regelmäßige Evaluationen, bei der auch das Bundeskriminalamt mit einbezogen werden soll. Die erste soll nach einem Jahr, dann nach zwei Jahren und abschließend nach vier Jahren erfolgen. Die Daten sollen Aufschluss über die Auswirkungen für den Gesundheits- und Jugendschutz, sowie auf die Straßenverkehrssicherheit und Kriminalität geben.
Kritik aus Bayern
Die bayrische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) kritisierte die Pläne scharf: „Die Ampel-Koalition ignoriert die Warnungen von Ärzten vor diesem gefährlichen Vorhaben. Es ist unverantwortlich, die gesundheitlichen Risiken durch Cannabis insbesondere für junge Menschen zu verharmlosen. Dass Vertreter der Ampel-Koalition nun von einem ‚Meilenstein für eine moderne Drogenpolitik‘ und von einer Verbesserung des Gesundheitsschutzes sprechen, ist ein schlechter Witz.“ Sie sei entschlossen, in Bayern einen „maximal restriktiven Vollzug des Cannabis-Gesetzes“ umzusetzen.
Sie bezweifelte die vom BMG veranschlagten Einsparungen und erwartet neue Kosten: „Nicht nur die Polizei müsste bei einer Legalisierung von Cannabis mehr Zeit und Personal etwa für die Überwachung von Anbauvereinigungen, den Schutz von Schulen und Kitas sowie die Überwachung des öffentlichen Raumes aufbringen. Darüber hinaus müsste ein kompletter neuer Verwaltungsapparat mit zusätzlichem Personal für Erlaubnisverfahren und Kontrollen aufgebaut werden – und das würde den Steuerzahler viel Geld kosten. In Zeiten knapper Kassen ist das nicht vertretbar.“
Anhaltende Bedenken in der SPD
Unterdessen berichtete Zeit-Online über anhaltenden Widerstand führender SPD-Innenpolitiker, beispielsweise des innenpolitischen Sprechers Sebastian Hartmann: „Die Bedenken, die ich hatte und die zur Verzögerung des Gesetzes geführt haben, sind weiterhin nicht ausgeräumt. Daher kann ich dem Vorhaben so nicht zustimmen. Der Koalitionsvertrag sah ursprünglich die kontrollierte Abgabe von Cannabis in zertifizierten Geschäften vor, aber das aktuelle Gesetz verlagert diese Abgabe in den privaten Bereich und damit in die Unkontrollierbarkeit."
Auch der SPD-Abgeordnete Sebastian Fiedler äußerte sich weiterhin kritisch insbesondere zum Heimanbau: „Gleichzeitig bleibt der Privatanbau in Wohnungen völlig unkontrolliert. Selbst wenn Sie Bier brauen wollen, müssen Sie das beim Zoll anmelden. Selbst vorbestrafte Schwerkriminelle dürfen künftig selbst produzieren." Er kündigte an, im Bundestag gegen das Gesetz zu stimmen.
3 Kommentare
Die Deutschen
von Bart Wakker am 07.02.2024 um 21:50 Uhr
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Aus Kopfschütteln wurde Hoffnung
von Dr. House am 03.02.2024 um 12:19 Uhr
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AW: Aus Kopfschütteln wurde Hoffnung
von Dr. House am 03.02.2024 um 12:27 Uhr
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