Trauriger Rekord

Zahl der Apotheken auf 17.571 gefallen

Berlin - 25.01.2024, 17:05 Uhr

ABDA-Präsidentin Regina Overwiening hat die neuen Apothekenzahlen vorgestellt. (Foto: ABDA)

ABDA-Präsidentin Regina Overwiening hat die neuen Apothekenzahlen vorgestellt. (Foto: ABDA)


Die Apothekenzahl ist im vergangenen Jahr so stark gesunken wie nie zuvor in der gesamten Geschichte der Bundesrepublik. Die ABDA fordert nun ein Apothekenrettungsgesetz, um dem Trend entgegenzuwirken.

Die Zahl der Apotheken ist im Jahr 2023 um 497 auf 17.571 gesunken – ein neues Rekordtief. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor, die die ABDA an diesem Donnerstag veröffentlichte. 559 Apotheken mussten schließen, lediglich 62 Neueröffnungen wirkten dem Negativtrend entgegen. Vor allem Haupt- und Einzelapotheken waren von den Schließungen betroffen, die Zahl sank gegenüber dem Vorjahr um 405, bei den Filialapotheken um 92. Erstmals fiel die Zahl der Einzelapotheken ohne Filialstruktur unter die Marke von 10.000.

ABDA-Präsidentin Regina Overwiening verdeutlichte vor diesem Hintergrund die Auswirkungen für die Bürger:innen: „Jede Apotheke, die schließt, ist ein herber Verlust für die Patientinnen und Patienten. Immer häufiger entstehen weitere Wege zur nächsten Apotheke. Ohne die Apotheken wäre die Lieferengpasskrise nicht zu schultern“, so Overwiening, „auch die erklärungsbedürftige Einführung des E-Rezeptes würde die Gesellschaft ohne die Expertise der Apothekenteams überfordern.“

Overwiening fordert Apothekenrettungsgesetz

Die Nichtanpassung der Apothekenhonorare seit mehr als zehn Jahren, sowie die faktische Kürzung im Februar 2023, stünden in eklatantem Widerspruch zu den massiv gestiegenen Kosten – der ABDA zufolge stiegen die Kosten der Apotheken in den vergangenen zehn Jahren um 60 Prozent. Sie appellierte an die Bundesregierung, ein „Apotheken-Rettungsgesetz“ auf den Weg zu bringen. Zudem sei es notwendig, dass die Honorare zukünftig automatisch an die allgemeine Preisentwicklung angepasst werden.

Die Ampelregierung forderte Overwiening zum Handeln auf. Man habe in den vergangenen Monaten mehrfach bundesweit demonstriert und auf Missstände hingewiesen, aber das Bundesgesundheitsministerium habe nur „gefährliche Pläne“ vorgelegt. Sie betonte, dass diese zu einer weiteren wirtschaftlichen Schwächung und einer „Zwei-Klassen-Versorgungen“ führen würden.

Versorgungsdichte deutlich unter EU-Standard

Im Jahr 2008 standen laut ABDA bundesweit noch 4031 Apotheken mehr für die Vor-Ort-Versorgung zur Verfügung. Seitdem sank die Zahl bis heute um knapp 18 Prozent. Damit liegt die Apothekendichte in Deutschland deutlich unter dem europäischen Durchschnitt. Hierzulande versorgen durchschnittlich 21 Apotheken 100.000 Einwohner:innen, in der EU sind es im Schnitt 32.


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

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von Andreas Grünebaum am 25.01.2024 um 20:32 Uhr

Die Politik kontert mit den unseligen PDLs: 300 Millionen plus werden nicht abgeholt und den Apotheken geht es deshalb immer noch gut!
Da hätte die ABDA frühzeitig intervenieren müssen: "Kostendeckend" ist nicht "Vollkostendeckend", denn dann müsste mein Elektriker auch keine 65 bis 80 Euro Netto (!) pro Stunde für einen Gesellen berechnen. Bekannterweise verdient der angestellte Geselle im Elektrohandwerk auch bei Vollzeit und unter Berücksichtigung von Urlaub und Krankheit, sowie Arbeitgeberzuschuss zu GKV, Rente und Pflege keine 180.000 Euro pro Jahr!

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