Personalmangel als Folge schlechter Honorare

Kammer Saarland: Viele Apotheken können keine marktgerechten Gehälter zahlen

04.01.2024, 16:45 Uhr

Der Präsident der Apothekerkammer des Saarlandes Manfred Saar sieht unzeitgemäße Apothekenhonorare als Ursache des Personalmangels. (Foto: imago-images / Becker&Bredel)

Der Präsident der Apothekerkammer des Saarlandes Manfred Saar sieht unzeitgemäße Apothekenhonorare als Ursache des Personalmangels. (Foto: imago-images / Becker&Bredel)


Personalmangel ist eine Hauptursache des fortschreitenden Apothekensterbens. Apotheken sei es nicht möglich, Angestellte angemessen zu bezahlen, dadurch blieben viele Stellen unbesetzt, sagt der Präsident der Apothekerkammer des Saarlandes, Manfred Saar. Nur mit einer zeitgemäßen Honorierung könnten Apotheken ihr Personal fair entlohnen.

Durch die zu geringe Honorierung ihres „Leistungsspektrums“ sei es vielen Apotheken „schlichtweg nicht möglich, übertariflich und damit marktgerechte Gehälter zu bezahlen“. Das sagte der Präsident der Apothekerkammer des Saarlandes, Manfred Saar, laut einer Pressmitteilung vom Donnerstag: „Eine Pharmazeutisch-Kaufmännische Angestellte verdient laut dem derzeit gültigen Tarifvertrag in den ersten beiden Berufsjahren genau 5 Cent über dem Mindestlohn, nämlich 12,46 Euro. Eine Pharmazeutisch-Technische Assistentin beginnt mit 14 Euro. Dies ist direkte Folge einer seit 10 Jahren nicht mehr angepassten Apothekenhonorierung.“

Saar verwies darauf, dass eine ungelernte Pflegekraft laut GKV-Spitzenverband im Vergleich dazu 17,53 Euro pro Stunde verdiene. Eine Pflegeassistenzkraft verdient nach einjähriger Ausbildung einen Stundenlohn von 19,53 Euro, Pflegefachkräfte sogar 23,75 Euro.

Personalmangel wegen mangelnder Honorierung

Unter diesen Umständen sei es kaum möglich, ausreichend geeignetes Personal für die Apotheken zu gewinnen. „Auch die vom Bundesgesundheitsminister bereits angekündigten Apothekenreformpläne sind in keiner Weise dazu geeignet, marktgerechte Gehälter zu bezahlen, die erforderlich sind, um unsere Patient:innen adäquat zu versorgen. Nur weil im Ergebnis das Apothekenentgelt in bester sozialistischer Manier umverteilt werden soll, führt dies nicht dazu, dass höhere Gehälter gezahlt werden können“, so Saar.

Für den Kammerpräsidenten laufen die Reformpläne hinsichtlich der Apothekenfinanzierung auf ein Nullsummenspiel hinaus: Die stufenweise Erhöhung des Fixbetrages von 8,35 Euro auf 8,73 Euro bis 2026 werde durch die Senkung des Aufschlags von drei auf zwei Prozent finanziert – für die Apotheken gebe es damit keine finanzielle Entlastung.

Kein zusätzlicher Lohn für Zusatzleistungen

Seit der COVID-19-Pandemie hat sich das Leistungsspektrum der Apotheker:innen deutlich erweitert. So werden mittlerweile beispielsweise die Medikationsberatung bei Polymedikation sowie Schutzimpfungen in Apotheken angeboten. Gestiegen sind damit aber auch die Anforderungen an das Apothekenpersonal. Laut Saar sei es wegen der mangelnden Honorierung aber nicht möglich, das entsprechende qualifizierte Personal vorzuhalten oder einzustellen. Wegen der schwierigen wirtschaftlichen Situation sei die Zahl der Apotheken im Saarland seit 2013 von 324 auf aktuell 263 gefallen.

Lauterbach ignoriert die Realität

Kein Verständnis hat Saar für die Haltung Karl Lauterbachs (SPD). Saar verweist auf einen Tweet des Ministers vom 6. Juni 2023, in dem er die Forderungen der Apotheker:innen nach angemessener Honorierung damit abtat, dass demgegenüber „wirklich schlecht“ in den Pflegeberufen verdient werde. Solche Aussagen zeugen für Saar von „Ignoranz und Nichtwissen“ des Ministers.


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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