Kommentar

Geschlossen? Geht doch!

Stuttgart - 15.06.2023, 07:00 Uhr

Deutschlandweit bleiben gestern Apotheken geschlossen. (Foto: DAZ)

Deutschlandweit bleiben gestern Apotheken geschlossen. (Foto: DAZ)


Deutschlandweit sind am gestrigen Mittwoch Apothekenteams auf die Barrikaden gegangen. Es gab Infostände und Demonstrationen und – das kann man wohl als den größten Erfolg verbuchen – es blieben flächendeckend Apotheken geschlossen. So viel Geschlossenheit! Vielleicht lässt sich davon ja etwas beibehalten. Wünschenswert wäre es. Ein Kommentar von DAZ-Chefredakteurin Julia Borsch. 

Eines ist den Apotheken in Deutschland mit ihrem Protest auf jeden Fall schon einmal gelungen: Sie haben Aufmerksamkeit erregt. Die deutschlandweiten Kundgebungen und Protestmärsche mit Tausenden Teilnehmer:innen, aber vor allem die Apothekenschließungen am gestrigen Mittwoch, waren Thema in nahezu allen Medien. Die Berichterstattung war größtenteils sachlich und faktenbasiert. Offensichtlich fanden die Aussagen der Standesvertretung und der Kolleg:innen vor Ort bei vielen Journalist:innen größeres Gehör als das Faktenblatt aus dem Bundesgesundheitsministerium.

Mehr zum Thema

Aber der Apothekerschaft ist gestern noch etwas viel Größeres gelungen: Sie hat endlich einmal Geschlossenheit gezeigt – und das nicht nur in dem Sinne, dass sie ihre Apotheken zugesperrt hielt. In den Tagen vor dem Protest hatte es sich bereits abgezeichnet, dass diesmal tatsächlich viele mitmachen werden und die Mehrheit der Apotheken geschlossen bleiben. Mehrere Verbände hatten im Vorfeld von einer Beteiligung von etwa 90 Prozent gesprochen. Eine Umfrage der ABDA bestätigt das. 

In der Vergangenheit sind Protestaktionen immer wieder an der Angst gescheitert, dass der Wettbewerber nicht mitmachen und den Umsatz seines Lebens machen könnte. Und ja, auch dieses Mal gab es abtrünnige Kollegen, die einfach normal geöffnet hatten, teils sogar ohne jeglichen Hinweis auf den Protest. Aber die waren in der Minderheit. Die Kolleg:innen in der näheren Umgebung haben sich aber davon nicht abhalten lassen und einfach trotzdem zugemacht. Chapeau! Zu beobachten war das beispielsweise in der Stuttgarter Innenstadt: Fünf Apotheken auf engstem Raum, eine davon offen, der Rest geschlossen (übermäßig viel los war bei der geöffneten Apotheke übrigens nicht).

Neue Geschlossenheit?

Um von der neuen Geschlossenheit der Apothekerschaft zu sprechen, dazu ist es wohl zu früh. Wenn aber ein bisschen davon erhalten bleiben könnte – während der weiteren Proteste und am besten auch noch darüber hinaus – wäre es immerhin ein guter Anfang.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Geschlossenheit

von A.Gramberg am 15.06.2023 um 22:42 Uhr

Schön,daß ENDLiCH mal die Mehrheit der Aportheken an einem Strang gezogen hat!!! Anders geht es auch nicht! Doch solange es immer noch Kollegen gibt ,die Kapital aus den Versuchen Anderer schlagen wollen, etwas zu bewegen,wird sich nix ändern. Seit 25 Jahren mindestens geht die Talfahrt nach unten, aber scheinbar geht es manchen Inhabern noch gut genug!!! Doch auch diese sollten langsam kapieren: es wird Zeit, was zu tun!!! Nachwuchsfördeung und Motivation zur Fortbildungen sieht anders aus!!! Lieben Gruss an die Schlafmützen! Mit 4!!! ;0)

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.