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Neue Ära durch die MDR eingeläutet
Schweiz nun wie Drittstaat behandelt: Ist die Diabetikerversorung gefährdet?
Verhärtete Fronten
Die EU geht aktuell nicht davon aus, dass es durch die neue Situation während der COVID-19-Pandemie große Störungen im Gesundheitssektor geben wird. Trotzdem hatte sie der Schweiz am 30. März vorsorglich eine begrenzte Änderung des Abkommens über die gegenseitige Anerkennung vorgeschlagen. Damit sollte für bestehende schweizerische Konformitätsbescheinigungen ein Übergangszeitraum bis höchstens 26. Mai 2024 eingeräumt werden, und auch bestehende in der EU ausgestellte Bescheinigungen sollten so lange gültig bleiben. Auch hierüber konnte jedoch bisher keine Einigung erzielt werden.
Schweiz wahrscheinlich stärker betroffen
Die Schweiz exportiert 46 Prozent ihrer Medizinprodukte in die EU und importiert 54 Prozent aus der EU. Zum Vergleich: Die EU führt 10 Prozent der Medizinprodukte aus der Schweiz ein und nur 5 Prozent der Medizinprodukte in die Schweiz aus. Die „Ärzte Zeitung“, die das Thema ebenfalls aufgegriffen hat, nennt die Versorgung von Diabetikern als Beispiel für einen Sektor, der von der neuen Situation betroffen sein könnte. Große schweizerische Hersteller von Blutzuckerteststreifen, Glucosemessgeräten und -systemen oder auch Insulinpumpen hätten den deutschen und den gesamten EU-Markt bisher reibungslos bedient, berichtet die Zeitung.
Auf „Drittstaat“ zurückgestuft
Der schweizerische Branchenverbandes Swiss MedTech gibt sich indessen relativ gelassen, denn damit sei eingetroffen, was sich bereits vor zwei Jahren als mögliches Szenario abgezeichnet habe, heißt es in einer Pressemitteilung, die Rückstufung der Schweizer Medizintechnikbranche auf „Drittstaat“. Zwar müssten Schweizer Unternehmen für den Export ihrer Medizinprodukte in die EU ab sofort erhöhte Anforderungen erfüllen, aber man habe sich „mit großem Einsatz so gut wie möglich auf diesen Tag vorbereitet“. Mit Enttäuschung nimmt Swiss Medtech allerdings zur Kenntnis, dass sich die Schweiz und die EU bis heute nicht auf eine gemeinsame Interpretation des geltenden MRA und entsprechende Übergangsbestimmungen für Medizinprodukte mit Altzertifikaten geeinigt haben. „Wir hoffen, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist“, sagt der Präsident von Swiss Medtech, Beat Vonlanthen. „An einer pragmatischen Lösung, um die lückenlose Patientenversorgung in der Schweiz und in der EU aufrechtzuerhalten, müssen beide Seiten interessiert sein.“ Vonlanthen erwartet von der Politik, dass sie die Gesundheitsversorgung ihrer eigenen Bevölkerung über verhandlungstaktische Interessen stellt.
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