Coronakrise

Medizinprodukte: Blitzumfrage zeigt Probleme bei Produktion und Zulieferern

Berlin - 18.03.2020, 17:30 Uhr

Atemschutzmasken und andere Medizinprodukte werden durch die Ausbreitung des neuen Coronavirus knapp. Viele Firmen haben Probleme dem hohen Bedarf gerecht zu werden, dies zeigt eine Blitzumfrage des Bundesverbandes Medizintechnologie. ( r / Foto: imago images / Dirk Sattler)

Atemschutzmasken und andere Medizinprodukte werden durch die Ausbreitung des neuen Coronavirus knapp. Viele Firmen haben Probleme dem hohen Bedarf gerecht zu werden, dies zeigt eine Blitzumfrage des Bundesverbandes Medizintechnologie. ( r / Foto: imago images / Dirk Sattler)


Im momentanen Coronavirus-Krisenmodus hat auch die Medizintechnikbranche immense Probleme damit, die Produktion aufrechtzuerhalten, weil die dafür notwendige Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel fehlen. Darauf macht der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) aufmerksam.

Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel werden nicht nur in Krankenhäusern, bei Ärzten und in anderen Einrichtungen der Gesundheitsversorgung und der Pflege benötigt. Auch die Medizinproduktehersteller brauchen diese selbst in ihren Produktionsstätten. Nach den Ergebnissen einer Blitzumfrage des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed) zu den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie haben 35 Prozent der MedTech-Unternehmen aktuell Probleme, diesen Bedarf sicherzustellen. An der Umfrage hatten sich 87 Hersteller beteiligt. 6 Prozent der Unternehmen gaben an, den Bedarf überhaupt nicht mehr decken zu können, 29 Prozent können ihn kaum decken.

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52 Prozent der MedTech-Unternehmen befürchten außerdem eine langsamere Verteilung der Produkte durch die zentrale Beschaffung für medizinische Schutzprodukte durch staatliche Stellen. 48 Prozent bemängeln die zusätzliche Bürokratie. Knapp 60 Prozent der Unternehmen berichten zudem über Probleme mit ihren Zulieferbetrieben und 45 Prozent über einen erhöhten Krankenstand bei den Mitarbeitern. 

Countdown für den Geltungsbeginn der MDR

Die Coronavirus-Pandemie trifft die deutsche und die gesamte europäische Medizinprodukteindustrie in einer besonders kritischen Phase. In wenigen Wochen, ab dem 26. Mai 2020, wird die EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR) gelten, auf die sich die Unternehmen schon seit Monaten mit allen Kräften vorbereiten. Branchenfachleute befürchten schon seit geraumer Zeit Versorgungsengpässe bei Medizinprodukten, weil der Industrie und auch den Benannten Stellen, die für die CE-Zertifizierung für eine Vielzahl von Produkte zuständig sind, ohnehin die Zeit davon läuft. Und jetzt noch die Coronaviruskrise. „Erste Benannte Stellen schließen oder sind in ihrer Tätigkeit eingeschränkt. Experten und Auditoren dürfen nicht mehr reisen. Behörden sind betroffen. Produktionsstätten sind betroffen. Lieferanten brechen weg“, resümiert BVMed-Geschäftsführer Marc-Pierre Möll die mehr als angespannte Situation.

BVMed fordert „MDR-Notfallplan“

Der BVMed fordert deshalb eine Aussetzung des Geltungsbeginns der MDR auf europäischer Ebene und für die nationale Ebene einen „MDR-Notfallplan“. Dieser soll unter anderem eine Sonderzulassung für die gesamte „altzertifizierte“ Produktpalette ermöglichen. Damit sind Produkte gemeint, die noch nicht nach der neuen MDR zertifiziert sind und die deswegen ab dem 26. Mai 2020 nicht mehr verkehrsfähig wären. „Im Mittelpunkt steht die Aufrechterhaltung der Patientenversorgung“, betont Möll. „Dafür brauchen wir geeignete politische Maßnahmen, damit die Produktion von notwendigen Medizinprodukten auch in Coronavirus-Krisenzeiten sichergestellt ist“, kommentiert BVMed-Geschäftsführer Marc-Pierre Möll die Umfrageergebnisse. „Dazu gehören der freie Warenverkehr, flexible regulatorische Maßnahmen und ein MDR-Moratorium.“

Am letzten Sonntag hatte die Europäische Kommission eine Durchführungsbestimmung veröffentlicht, wonach persönliche Schutzausrüstungen nur noch mit Genehmigung der Mitgliedstaaten in Länder außerhalb der EU exportiert werden dürfen. Das betrifft zum Beispiel Schutzkleidung und -brillen sowie Atemmasken. Gleichzeitig arbeitet die Kommission mit der Industrie zusammen, um die Produktion von Schutzausrüstung anzukurbeln.


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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