Superfood – Beratungswissen Teil 6

Granatapfel – die paradiesische Frucht

Stuttgart - 03.11.2020, 15:15 Uhr

Im Märchen aus 1001 Nacht entfaltet der Granatapfel magische Kräfte. In der Realität konnten heilsame Eigenschaften aber bislang nicht wissenschaftlich bestätigt werden. (Foto: George Dolgikh / stock.adobe.com)

Im Märchen aus 1001 Nacht entfaltet der Granatapfel magische Kräfte. In der Realität konnten heilsame Eigenschaften aber bislang nicht wissenschaftlich bestätigt werden. (Foto: George Dolgikh / stock.adobe.com)


Kein Vorteil gegenüber Orangensaft

Auf der Internetseite „Klartext Nahrungsergänzung“, einer Gemeinschaftsaktion aller Verbraucherzentralen unter Federführung der Verbraucherzentralen in Hessen und Sachsen-Anhalt, fällt die Bewertung von Granatapfel-Produkten nüchterner aus: „Eindeutige wissenschaftliche Belege, die für Empfehlungen ausreichen, gibt es nicht. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat die wissenschaftliche Studienlage überprüft. Danach haben weder extrahierte Inhaltstoffe noch der Saft eine positive Wirkung hinsichtlich Herz-Kreislauf-Gesundheit, Blut-Cholesterin, Blutzucker. Die Nachweise zu positiven Auswirkungen auf die Potenz und die antioxidative Wirkung sind ebenfalls nicht bewiesen. Neuere Studien deuten darauf hin, dass ein erhöhter Blutdruck durch das regelmäßige Trinken von Granatapfelsaft etwas sinken könnte. Ähnliches ist aber auch schon für Orangensaft gezeigt worden.“

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) weist ganz allgemein darauf hin, dass der vermehrte Konsum pflanzlicher Lebensmittel einen nachweisbaren präventiven Effekt hat. Der gegenwärtige Kenntnisstand erlaubt es nach Ansicht der DGE nicht, Zufuhrempfehlungen für einzelne sekundäre Pflanzenstoffe zu geben.

Wechselwirkungen, Verfälschungen, Rückstände

Für die Apotheke wichtig zu wissen: Zwischen Granatapfelsaft und Arzneimitteln kann es – wie bei Grapefruitsaft – zu Wechselwirkungen kommen. So werden zum Beispiel Sildenafil (Viagra®) und Blutgerinnungshemmer (Phenprocoumon, Warfarin) durch Enzymhemmung langsamer abgebaut, was zu unerwünschten Wirkungen führen kann.

Auch wenn der Verzehr von Granatapfelfrüchten und -säften generell nicht bedenklich ist, weiß man bisher nicht, ob der dauerhafte Verzehr isolierter Granatapfel-Inhaltsstoffe ebenso zu bewerten ist. Die Verbraucherzentralen kennen Berichte über hochgradige Verfälschungen von Granatapfelsaft. Zur Streckung werden Trauben, Kirschen und Äpfel eingesetzt. Farbstoffe, Zucker und Säuren korrigieren den Geschmack. Verbraucher sollten die Zutatenliste lesen und darauf achten, wie hoch der Anteil an Granatapfel in einem Produkt tatsächlich ist. Nicht zuletzt warnt „Klartext Nahrungsergänzung“ vor Pestizid-Rückständen in Granatapfel-Untersuchungsproben.



Reinhild Berger, Apothekerin
redaktion@daz.online


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