Superfood – Beratungswissen Teil 6

Granatapfel – die paradiesische Frucht

Stuttgart - 03.11.2020, 15:15 Uhr

Im Märchen aus 1001 Nacht entfaltet der Granatapfel magische Kräfte. In der Realität konnten heilsame Eigenschaften aber bislang nicht wissenschaftlich bestätigt werden. (Foto: George Dolgikh / stock.adobe.com)

Im Märchen aus 1001 Nacht entfaltet der Granatapfel magische Kräfte. In der Realität konnten heilsame Eigenschaften aber bislang nicht wissenschaftlich bestätigt werden. (Foto: George Dolgikh / stock.adobe.com)


Die Fakten

Der Granatapfel, lateinisch Punica granatum, war ursprünglich im heutigen Iran, Armenien und in Nordindien heimisch und wird dieser Tage im gesamten west- und mittelasiatischen Raum sowie in den Mittelmeerländern angebaut. Der sommergrüne kleine Baum wird auch als Strauch kultiviert. Die sehr attraktive rote Blüte entwickelt sich selbst- und fremdbestäubt zum Granatapfel, der botanisch eine Scheinfrucht darstellt. Sie besteht aus der Schale, dem Fruchtfleisch und fleischig ummantelten Samenkernen, die dekorativ angeordnet sind. Während Schale und Fruchtfleisch bitter und ungenießbar sind, schmecken die Kerne aromatisch süß-sauer. Für die Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln werden die Kerne ausgepresst und der Saft konzentriert, fermentiert oder auch gefriergetrocknet.

100 Gramm des essbaren Anteils am Granatapfel enthalten ca. 19 Gramm Kohlenhydrate, davon ca. 14 Gramm Zucker und ca. 4 Gramm Ballaststoffe. Der Protein- und Fettanteil liegt bei 1,7 bzw. 1,2 Gramm, der Rest ist Wasser. Der Zucker besteht jeweils ungefähr zur Hälfte aus Fructose und Glucose. Mit 74 kcal pro 
100 Gramm liegen Granatapfelkerne gleichauf mit dem Energiegehalt von Feigen, sie gehören also zu den süßen und energiereichen Obstsorten.

Was die Mikronährstoffe betrifft, so enthalten Granatapfelkerne Kalium, Calcium, Eisen, Magnesium, Vitamin B6 und Vitamin C, alles in relativ kleinen Mengen. Mit weniger als 10 mg Vitamin C pro 100 Gramm kann der Granatapfelkern nicht mit anderen Obstsorten mithalten (z. B. der Orange 50 mg/100 g). Darüber hinaus enthält der Granatapfel allerdings einen hohen Gehalt an sekundären Pflanzenfarbstoffen, insbesondere ein breites Gemisch an Polyphenolen, darunter Anthocyane, Ellagsäure und Punicalagin. Dieses antioxidativ wirkende Gemisch an Farb- und Gerbstoffen soll die vielen gesundheitsfördernden Wirkungen des Granatapfels erklären.

Polyphenole im Blickpunkt

Bei fast allen Zivilisationskrankheiten sowie chronisch-entzündlichen und neurodegenerativen Erkrankungen spielt oxidativer Stress als krankheitsfördernder Faktor eine Rolle. Im Zusammenhang mit Granatapfel-Polyphenolen wurden verschiedene tier- und humanexperimentelle sowie klinische Studien durchgeführt, die Hinweise auf prophylaktische und therapeutische Wirkungen bei Arteriosklerose, Bluthochdruck, bakteriellen Infektionen, Brust- und Prostatakrebs geben sollen. In Internetforen, die der Verkaufsförderung von Granatapfelprodukten dienen, ist von wundersamen Wirkungen zu lesen: Die „kraftvollen Polyphenole“ der Granatapfelkerne sollen das Risiko für verschiedene Krebsarten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle reduzieren, Prostataprobleme verhindern, Hormone regulieren, die Gehirnfunktion stärken, Gelenke stabilisieren, das Immunsystem positiv beeinflussen sowie Alzheimer verhindern. Vor allem soll die sexuelle Gesundheit von Männern erhalten bleiben. Kurzum: Granatapfel-Produkte werden als Allround-Heilmittel für alle denkbaren Gesundheitsprobleme beschrieben.



Reinhild Berger, Apothekerin
redaktion@daz.online


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