Neue WHO-Studie

Rauchstopp mindestens vier Wochen vor OP

Düsseldorf - 23.01.2020, 13:14 Uhr

Raucher haben im Gegensatz zu Nichtrauchern ein signifikant höheres Risiko für Komplikationen nach einer geplanten Operation. Neben vermehrten und schwereren Infektionen sowie gestörter Wundheilung sind dies auch eine beeinträchtigte Herz- und Lungenfunktion. (Foto: Wordley Calvo Stock / stock.adobe.com)

Raucher haben im Gegensatz zu Nichtrauchern ein signifikant höheres Risiko für Komplikationen nach einer geplanten Operation. Neben vermehrten und schwereren Infektionen sowie gestörter Wundheilung sind dies auch eine beeinträchtigte Herz- und Lungenfunktion. (Foto: Wordley Calvo Stock / stock.adobe.com)


So beeinflusst Rauchen die Wundheilung

Ursächlich für die schlechteren Bedingungen bei Rauchern sind dabei viele Faktoren, die mit den Wirkungen der unterschiedlichen Stoffe im Rauch einhergehen. An erster Stelle stehen laut WHO und den Lungenexperten aber insbesondere das Kohlenmonoxid im Tabakrauch. Dieses und Nikotin senken den Gehalt an Sauerstoff im Blut. Bereits eine Zigarette, so betont die WHO, können auch bereits die Fähigkeit des Körpers deutlich senken, notwendige Nährstoffe für die Heilung bereitzustellen.

Bei langjährigen Rauchern kommen Effekte hinzu wie etwa eine geringere Sauerstoffaufnahme bereits in den Lungen durch deren Schädigung sowie die hemmenden Effekte auf die umgebende glatte Muskulatur der Gefäße, so dass deren Verengung oder Weitung gestört ist, erklären sowohl die WHO als auch Lungenexperten wie Professor Andreas. Neben der Wundheilung und einer erhöhten Anfälligkeit für Herz- und Lungenprobleme besonders nach einer OP ist auch das Immunsystem durch die Effekte des Rauchens unterdrückt, was schwere Infektionen begünstigt.

Tabakentwöhung im Krankenhaus etablieren

Aus der WHO-Zusammenfassung der Forschungsergebnisse der vergangenen Jahre solle man nun Schlüsse ziehen, sagt etwa Andreas für die Deutsche Lungenstiftung. „Es gibt bereits seit längerem Bemühungen, eine Tabakentwöhnung im Krankenhaus zu etablieren“, berichtet er. Dabei sei eine entsprechende Begleitung der Raucher durch Personal des Gesundheitswesens wünschenswert. „Es sollten auch Finanzierungsmöglichkeiten für eine solche Entwöhnung durch die Krankenkassen geben“, sagt er.

Auch Katrin Schuller, Mitarbeiterin des Deutschen Krebsforschungs-Zentrums DKFZ, fordert etwa mehr Aufklärung für medizinisches Personal über das „Operationsrisiko Rauchen“. Das DKFZ macht auf dieses ebenfalls seit längerem unter anderem in seinem Webauftritt aufmerksam. Als problematisch sieht die Einrichtung, dass Studien zufolge Ärzte zwar fast immer den Rauchstatus ihrer Patienten abfragten, aber nur ein Drittel der Ärzte vor einer OP vom Rauchen explizit abrieten. „Da braucht es mehr Schulung und Aufklärung in der medizinischen Ausbildung“, sagt Schuller. Krankenhäuser sollten ihrer Meinung nach komplett rauchfrei sein und flächendeckend ein Rauchstopp für Patienten vor Operationen gefordert werden.

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Auch die WHO stellt abschließend in ihrem Review fest, dass Ärzte, Schwestern und Pfleger – aber auch die Familien – wichtig seien, Patienten dabei zu unterstützen, mit dem Rauchen insbesondere vor einer Operation aufzuhören. Entsprechend zitiert der Bericht Shams Syed, Koordinator des WHO-Bereichs „Qualität der Pflege“.



Volker Budinger, Diplom-Biologe, freier Journalist
redaktion@daz.online


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