COVID-19

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Rauchen und schwerem Corona-Verlauf?

Düsseldorf - 16.04.2020, 17:45 Uhr

In aktuellen Studien geht es um einen möglichen, ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Rauchen und einem schweren Verlauf der Lungenkrankheit COVID-19. (c / Foto: imago images / photothek)

In aktuellen Studien geht es um einen möglichen, ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Rauchen und einem schweren Verlauf der Lungenkrankheit COVID-19. (c / Foto: imago images / photothek)


Nachdem mehrere Studien bereits einen statistischen Zusammenhang zwischen Rauchen und einem schweren Verlauf der Lungenkrankheit COVID-19 aufgezeigt haben, stellt eine jetzt erschienene Arbeit einen möglichen Grund für den Zusammenhang in den Fokus. Experten und Politiker fordern nun, Rauchern beim Aufhören Hilfe zu geben.

Dass Rauchen nicht gesund ist, ist eine Binse – schließlich steht bereits auf den Zigarettenpackungen „Rauchen ist tödlich“. „Wir wissen, dass jede Art von Lungenerkrankung bei Rauchern häufiger und meist schwerer auftritt“, sagt Prof. Dr. Stefan Andreas, Ärztlicher Leiter der Lungenfachklinik Immenhausen und Leiter des Bereichs Pneumologie an der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Uniklinik Göttingen, als Experte für die Deutsche Lungenstiftung.

Und das gilt auch für die durch das Virus SARS-CoV-2 ausgelöste Lungenkrankheit COVID-19. Mehrere Studien, die insbesondere Patientendaten aus China und Italien zu Grunde legten, konnten bereits einen statistischen Zusammenhang darstellen zwischen einem schweren oder gar tödlichen Verlauf der Krankheit und dem Umstand, ob die Patienten Raucher oder Nichtraucher waren.

Einige Beweise dafür, dass Raucher eher schwer an COVID-19 erkranken

Laut zweier Metaanalysen, die in den Fachportalen „Tobacco induced diseases“ und „MedRxiv“ veröffentlicht wurden, haben Raucher eine um den Faktor 1,4 höhere Wahrscheinlichkeit für einen schwereren Verlauf von COVID-19. Die Wahrscheinlichkeit, intensivmedizinische Betreuung oder Beatmung nötig zu haben oder gar zu sterben, liegt laut der Studie von Varavas et al. sogar um den Faktor 2,4 höher als bei Nichtrauchern. Alle Metaanalysen stützen sich dabei unter anderem auf eine Auswertung von Patientendaten aus China, die im New England Journal of Medicine erschienen ist.

Auch wenn alle Studienautoren einschränken, dass die Evidenz des Zusammenhangs aufgrund der Zahl der ausgewerteten Patientendaten noch nicht abschließend als signifikant eingestuft werden könne – wobei die Studie aus China immerhin 1100 Patientendaten umfasste –, liegt für Experten wie Professor Andreas eine Kausalität auf der Hand. „Rauchen ist immer ein Risikofaktor für einen schweren Verlauf“, sagt er. Studien zu anderen respiratorischen Erkrankungen wie Influenza zeigten dies evident und eindeutig auch auf. Zu COVID-19 könne man sich auf die Erfahrungen aus China stützen. „Unter Pneumologen gilt das höhere Risiko durch Rauchen als eindeutig“, sagt er.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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