Landesapothekerkammer Niedersachsen

Burs lobt Spahn und macht Apothekern Mut

Hannover - 20.11.2019, 12:44 Uhr

Niedersachsens neue Kammerpräsidentin Cathrin Burs will die Novellierung der Approbationsordnung zu einem ihrer Top-Themen machen. (c / Foto: eda)

Niedersachsens neue Kammerpräsidentin Cathrin Burs will die Novellierung der Approbationsordnung zu einem ihrer Top-Themen machen. (c / Foto: eda)


In der Landesapothekerkammer Niedersachsen hat kürzlich ein Generationenwechsel stattgefunden: Nach 19 Jahren trat Magdalene Linz als Präsidentin ab, jetzt ist die Braunschweiger Apothekerin Cathrin Burs an der Spitze der Kammer. Bei der heutigen Kammerversammlung in Hannover hielt sie ihren ersten Bericht zur Lage. Im Vergleich zu ihrer Vorgängerin tritt sie weniger konfrontativ auf, ist aber in einigen Punkten sehr resolut. Eines ihrer Schwerpunktthemen soll die Novellierung der Approbationsordnung werden.

Wenn man in den vergangenen Jahren zu Versammlungen der Landesapothekerkammer Niedersachsen reiste, konnte man sich stets auf eine kampfeslustige und wortgewandte Präsidentin Magdalene Linz freuen, die sowohl die Politik aber auch die Berliner Standesvertretung teils vehement anging. Doch die Ära Linz ist nach 19 Jahren vorbei: Im Frühjahr dieses Jahres wurde Linz von ihrer Kammer verabschiedet.

Cathrin Burs folgte ihr und leitete am heutigen Mittwoch ihre erste komplette Kammerversammlung. In ihrem Bericht zur Lage wirkt die Braunschweigerin zunächst etwas unsicher, bewies dann bei den einzelnen Themen schnell, dass sie sich längst inhaltlich eingearbeitet hat, um ihren Kolleginnen und Kollegen vom aktuellen Stand der apothekenpolitischen Debatten berichten zu können. Burs ist wortgewandt, wirkt dabei aber kontrolliert und findet in ihrem Vortrag immer wieder einzelne Themen, bei denen man ihr anmerkt, wie viel Herzblut sie als Präsidentin dort investieren wird.

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Burs über Spahn: basisnah, agil, tonangebend

Bestes Beispiel dafür: die Novellierung der Approbationsordnung. Dass sich die Mitgliederversammlung der Bundesapothekerkammer kürzlich dafür aussprach, dass die Novellierung jetzt aktiv angegangen werden soll, findet sie „super“. Dass es aber so lange gedauert hat, bis sich die Apotheker dazu entschlossen haben, ihre Studienordnung zu reformieren, bezeichnet sie als „Possenspiel“. Immer wieder habe die Kammer Niedersachsen Handlungsbedarf angemahnt, so Burs. „Das ist doch ein Possenspiel. Es kann doch nicht sein, dass die Angst vor der Degradierung unseres Staatsexamens uns daran hindert, uns auf diesen steinigen Weg zu begeben.“ Klar ist: Das Staatsexamen in Pharmazie müsse bestehen bleiben, aber inhaltlich gehört das Studium aus Sicht von Burs überprüft.

Auffällig ist auch, dass Burs der Politikstil von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) offenbar zusagt. Spahn sei „basisnah, agil, tonangebend“. Er befinde sich im Dialog mit den Apothekern, das hätten seine Besuche bei der ABDA-MV und beim DAT gezeigt. „Das ist ein Zeichen der Wertschätzung“, so die Präsidentin. Burs sagt das zu, schließlich sei es in Zeiten von Frust und Politikverdrossenheit wichtig, einen guten und engen Kontakt mit den Bürgern zu halten.

Burs: Lassen Sie sich nicht entmutigen!

Was Spahns Apotheken-Stärkungsgesetz und das darin enthaltene Rx-Boni-Verbot für GKV-Versicherte betrifft, will Burs sich nicht festlegen. Das Gesetz hängt derzeit zur Abstimmung zwischen dem BMG und der EU-Kommission fest. Burs sagte, dass keine schnelle Lösung zu erwarten sei, selbst der ursprünglich anvisierte 1. Dezember zur Einsetzung der neuen EU-Kommission drohe zu kippen. Inhaltlich ist die neue Präsidentin hier aber auf ABDA-Kurs unterwegs: Burs sagte klar und deutlich, dass das Rx-Versandverbot eigentlich „die wirksamste Maßnahme“ sei, viele namhafte Juristen hätten die Machbarkeit des Verbots bestätigt. „Aber der wehmütige Blick zurück hilft nicht. Es gibt keinen politischen Willen, keine Mehrheiten dafür.“ Auch mit der Entscheidung des Bundesrates, der Bundesregierung das Rx-Versandverbot nahezulegen, verbindet Burs wenig Hoffnung. „Es glaubt wirklich niemand daran, dass der Bundesrat hier sein Initiativrecht nutzen wird und einen Gesetzesentwurf vorlegt“, so Burs. Es helfe nichts, man müsse nun abwarten, wie es mit der Apothekenreform weitergeht.

Umso wichtiger sei es, dass andere „Entschädigungen“ – wie Burs sie nannte – durchgesetzt werden. In erster Linie gehören dazu laut Burs ein „undurchlässiges“ Makelverbot mit Blick auf die Einführung des E-Rezeptes sowie die Einführung der vergüteten pharmazeutischen Dienstleistungen. Was die Dienstleistungen betrifft, verteidigte Burs die Bundesapothekerkammer (BAK). In den vergangenen Monaten stand die BAK des Öfteren in der Kritik, weil nach wie vor – zumindest in der Öffentlichkeit – keine Vorschläge für solche konkreten Dienstleistungen bekannt gegeben wurden. Burs machte ihren Kolleginnen und Kollegen hier aber Hoffnung: „Die BAK ist da zurecht sehr vorsichtig. Aber ich kann versprechen: Alle, wirklich alle Apotheken werden die von uns vorgeschlagenen Dienstleistungen abrechnen können. Es wird nicht nur das Medikationsmanagement geben, sondern ein breiteres Leistungsspektrum.“

Burs bei Grippeimpfungen entspannt

Eine große Rolle – auch in der anschließenden Diskussion mit den Apothekern – spielten die geplanten Modellvorhaben zu Grippeimpfungen in Apotheken. Burs erinnerte daran, dass es nicht die Apotheker gewesen seien, die das Thema der Impfungen aufgebracht hätten, sondern Spahn. Dieser habe „vielleicht zur Ablenkung ein kleines Feuer“ zwischen den Apothekern und den Ärzten gelegt. Sie selbst sehe der Kommunikation mit den Ärzten aber entspannt entgegen.

Auch die PTA-Berufsreform scheint ein besonderes Thema für Burs zu sein – dabei wurde sie in ihren Ausführungen recht deutlich. Insbesondere die Forderung des Bundesrates, den PTA mehr Kompetenzen zukommen zu lassen, scheint die neue Präsidentin zu bewegen. „Wir sollen den Kompetenzrahmen nur mit Bedacht anfassen und den PTA nicht zu viel zumuten. Ihre Ausbildung ist mit dem langen Studium und der Apothekerausbildung einfach nicht vergleichbar.“ In Richtung PTA stellte sie die Frage: „Wollen die PTA wirklich so viel mehr Verantwortung haben, mit allen Konsequenzen, auch in der Haftung?“

Wichtig war es Burs, dass die Kolleginnen und Kollegen mit einem positiven Blick in die Zukunft schauen. „Es gibt derzeit viele Herausforderungen für unseren Beruf, doch Herausforderungen gab es schon immer. Wir dürfen uns nicht entmutigen lassen, im Apothekerberuf steckt viel Potenzial.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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4 Kommentare

Frau Burs

von Cornelia Bergemann am 22.11.2019 um 9:34 Uhr

Ich kenne und schätze Frau Burs als starke Kollegin seit vielen Jahren und wünsche mir hier mehr Wertschätzung. Wir Pharmazeuten neigen zu einer generell sehr kritischen Grundhaltung. Ich bitte auch Personen nicht miteinander zu vergleichen. Frau Linz hat das Amt klasse gemacht und Frau Burs wird es anders machen, ist am Start und motiviert mutig nach Vorne zu schauen. Viel Kraft dafür.
Cornelia Bergemann

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@Holger

von Conny am 21.11.2019 um 12:37 Uhr

Weil meine harte Linie bei den ganzen Abnickern keine Mehrheit finden würde

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Frau Burs

von Conny am 20.11.2019 um 16:03 Uhr

Die Frau fängt ja schon ganz schwach an !

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Nestschutz

von Holger am 21.11.2019 um 8:15 Uhr

Mal langsam! Erstens hat ja wohl jede*r Neue in einem Amt oder Job am Anfang so etwas wie Nestschutz verdient. Zweitens ist das hier kein O-Ton von Frau Burs, sondern ein journalistischer Bericht. Drittens - wenn Sie so toll motzen können, warum kandidieren SIE eigentlich nicht für solche Posten?

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