Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

08.09.2019, 07:29 Uhr

Es ist und bleibt die beste Lösung: das Rx-Versandverbot! (Foto: Andi Dalferth)

Es ist und bleibt die beste Lösung: das Rx-Versandverbot! (Foto: Andi Dalferth)


6. September 2019

Die Gesundheitsministerien der Länder haben ein Herz für die Pharma-Großhändler. Sie sehen, dass die Grossisten seit 2011 keine Veränderungen bei ihrem Großhandelshonorar bekommen haben. Nun empfiehlt der Gesundheitsausschuss dem Plenum des Bundesrats, eine Prüfbitte an die Bundesregierung zu beschließen: Das Bundesgesundheitsministerium möge prüfen, ob die Vergütung des vollversorgenden pharmazeutischen Großhandels noch ausreichend ist. Mein liebes Tagebuch, darüber sollte man in der Tat nachdenken. Denn: Geht’s unseren Großhändlern gut, geht’s auch uns Apothekers gut, oder?

 

Pragmatisch geht der Bundesrat mit den vorgesehenen Regelungen zum Botendienst um, die durch die Sammelverordnung zur Änderung der Apothekenbetriebsordnung und der Arzneimittelpreisverordnung eingeführt werden sollen. Mein liebes Tagebuch, wir erinnern uns:  Mit der neuen Regelung im Verordnungsentwurf soll der Botendienst künftig grundsätzlich auf Kundenwunsch – und nicht mehr nur im Einzelfall – zulässig sein. Der Botendienst kann auch dann erfolgen, wenn zuvor eine Beratung im Wege der Telekommunikation erfolgt ist. Fragt sich nur, ob und wann die Arzneimittel durch pharmazeutisches Fachpersonal ausgeliefert werden müssen. Hier macht der Gesundheitsausschuss des Bundesrats folgenden Vorschlag: „Vor der Aushändigung eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels muss die Beratung durch pharmazeutisches Fachpersonal ermöglicht werden.“ In der Begründung heißt es: Wenn der Apotheke keine schriftliche oder digitale Verordnung vorlag, ist der Einsatz von Fachpersonal „zweckmäßig“. Der Einsatz des Fachpersonals solle insbesondere verhindern, dass es bei der mündlichen Bestellung von Arzneimitteln ohne Rezept zu Verwechslungen kommt. Außerdem muss ja das Rezept bei Aushändigung der Arzneimittel durch Fachpersonal geprüft und abgezeichnet werden. Wenn aber die Verordnung als E-Rezept oder auf Papier vorliegt, muss der Botendienst aus Sicht der Länderexperten auch nicht durch Fachpersonal durchgeführt werden. Lediglich die Beratung durch Fachpersonal muss sichergestellt sein. Und diese Beratung kann ja auch z. B. per Telefon stattfinden. Der Gesundheitsausschuss legt übrigens Wert darauf, dass OTC-Arzneimittel grundsätzlich beratungsbedürftig sind, auch im Botendienst (wobei auch diese Beratung telefonisch erfolgen kann). Klingt doch alles vernünftig. Übrigens, mein liebes Tagebuch, bei dieser Änderung der Apothekenbetriebsordnung hat der Bundesrat durchaus ein Wörtchen mitzureden, dieses Papier muss nicht mehr in den Bundestag.

 

Viele Gesundheitsministerien der Länder stemmen sich gegen die geplante Apothekenreform. Vom Rx-Boni-Verbot im Sozialrecht halten sie nichts. Sie stellen sich hinter das Rx-Versandverbot. Deutlich haben das vor allem Bayern gemacht, Baden-Württemberg und https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2019/09/06-09-2019/nrw-ministerium-rx-versandverbot-zusaetzlich-zum-boni-verbotThüringen. Jetzt erklärt auch Nordrhein-Westfalen: Das Rx-Boni-Verbot reicht nicht aus, wir brauchen das Rx-Versandverbot. Mein liebes Tagebuch, erstaunlich, wie das bereits totgeglaubte Rx-Versandverbot eine Auferstehung feiert. Übrigens, auch NRW stemmt sich gegen die vorgesehene Regelung, dass Versandapotheken Abgabeautomaten für Arzneimittel aufstellen können – das stärke nicht die Vor-Ort-Apotheken. Wie wahr! Hoffentlich, wird der Protest der Länder gehört!



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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4 Kommentare

Klempner in weißen Kitteln ... same procedure as every year ...

von Christian Timme am 09.09.2019 um 7:37 Uhr

Nicht nur in Berlin werkeln nur noch Klempner des Standes und Politiker so vor sich hin ... und der Rest kommentiert noch nicht mal seinen Untergang auf dem kommenden DAT. Beliebigkeit wird zum Klebstoff der Zukunft erhoben um das zu erhalten was schon lange bröckelt. Die deutsche Apothekerschaft hat offenkundig die Fähigkeit verloren, überzeugende Mehrheiten mit echtem Gestaltungswillen hervorzubringen. Das ist wieder die beunruhigende Botschaft, die sich seit Jahren zeigt und auch dieses Jahr in Düsseldorf fortsetzt ... der Abgrund wartet und wartet ... und die Apothekers ???

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Botendienst erleichtern ?

von gabriela aures am 08.09.2019 um 10:18 Uhr

Da wird die ABDA aber massiv Einspruch erheben und voller Elan dagegen angehen.
Haben sich nicht kürzlich die Pharmazieräte unter dem Vorsitz von Herrn Bauer schon dagegen ausgesprochen ?

Oder Botendienst nur mit 5fach Formular ....

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Guten Morgen ,meine Lieben,

von gabriela aures am 08.09.2019 um 10:02 Uhr

an mancher Stelle bin ich nicht sicher, ob ich von einer neuen grotesken Volte beim Brexit oder doch beim RX-VV lese.
Beides seit 3 Jahren bestehende Baustellen, an denen nichts vorwärts geht, bei denen die Politik aber immer wieder mit „ich hätte da jetzt auch noch eine neue Variante“ eine Lösung weiter verzögert.

Soso, jetzt erkennen die Länder WIEDER mal, daß sie das Rx-VV möchten. Kann man ja WIEDER völlig gefahrlos fordern, da -wie oben geschrieben - diese Ländermeinung kein politisches Gewicht hat.
Bequeme Situation: die Landespolitiker können ihren Schäfchen zeigen, wie sie gekämpft haben, müssen sich aber vor der Gesamtbevölkerung und den Medien nicht als Ewigestrige, Digitalisierungsfeinde und rückständige Bremser verantworten.
„Wasch‘ mich, aber mach‘ mich nicht naß“.

Und wie der Pawlow‘sche Hund springt die Apothekerschaft wieder drauf an, wittert Morgenluft ....
Das RX-VV ist totototot und wir alle täten besser daran, nicht alles stehen und liegen zu lassen, sobald mal wieder ein/Politiker/in verkündet, daß er/sie immer noch und unverbrüchlich zum Versandverbot und zur Apotheke-vor-Ort steht.
Dieses Geschwafel (sorry) vom Heilberuf - Leute, ohne Zusatzverkäufe wären wir doch auf Hartz-IV-Niveau und die Dienstleistungen reissen uns ein weiteres TIEFES Loch in die ohnehin leere Tasche. Die Analyse von Dr. Herzog in einer der letzten DAZ sollten sich auch die Hardcore-Heilsbringer als Pflichtlektüre verordnen.

Wobei ich bei einem weiteren Punkt wäre: NEU DENKEN
Aber alleine mit dieser im eigenen Saft schmorenden Truppe in Berlin ist das nicht möglich - es braucht Fachwissen, unvoreingenommenes Anerkennen des Status Quo und ebenso unvoreingenommene Lösungsansätze.

Seit fast 3 Jahren wird rumgeeiert - seit mindestens 18 Monaten wurde fahrlässigerweise nicht ernsthaft nach Alternativen gesucht, dafür hat Spahn mit dem Zauberwort „Pharmazeutische Dienstleistungen“ geradezu hypnotisiert.


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von Anita Peter am 08.09.2019 um 8:13 Uhr

"Nun, mein liebes Tagebuch, unsere Standesführung konnte sich bei Jens Spahn nicht mit dem Rx-Versandverbot durchsetzen, da war nichts zu machen, Spahn wollte einfach nicht."

Woher hat unser Tagebuch diese exklusive Information? Spahn hat gesagt, er setzt das RXVV um, hat dann aber keine Kraft für andere Dinge wie Honorarerhöhung etc.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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