Belgisch-deutsche-Grenzregion

AKW Tihange: Neuer Notfallplan im Kreis Viersen – wohl ohne Apotheken

Berlin - 10.07.2019, 17:40 Uhr

Der belgische Atom-Meiler Tihange 2 macht vielen Menschen in der belgisch-deutschen Grenzen nach seiner Wieder-Inbetriebnahme Sorgen. Nun gibt es aber einen Notfallplan, leider ohne Apotheken. (Foto: imago images / Belga)

Der belgische Atom-Meiler Tihange 2 macht vielen Menschen in der belgisch-deutschen Grenzen nach seiner Wieder-Inbetriebnahme Sorgen. Nun gibt es aber einen Notfallplan, leider ohne Apotheken. (Foto: imago images / Belga)


Tabletten innerhalb von zwei bis die Stunden in den Apotheken

„Wir haben in den Apotheken im Kreis auch keinen eigenen Vorrat davon“, sagt Regina Bormann, Kreisvertrauensapothekerin und Inhaberin der Marktapotheke in Tönisvorst-Vorst im Kreis Viersen. Aber man könne innerhalb von nur zwei bis drei Stunden die Tabletten vom Großhändler bekommen. „Wenn jetzt natürlich Hunderte gleichzeitig kommen, würde es eng“, sagt sie. In einem Flyer „Informationen zur Iodtabletten-Verteilung im Kreis Viersen“, der laut Planung des Kreises bald in Rathäusern, Arztpraxen und Apotheken ausliegen soll, wird dann auch darauf hingewiesen, dass man sich bereits präventiv mit entsprechenden Iodtabletten eindecken könne.

„Den Flyer haben wir aber auch noch nicht bekommen“, sagt Bormann. Und man sei auch nicht auf sie zugekommen hinsichtlich einer Planung als Verteilstelle für den Notfall. „Ich bedauere das. Schließlich sind wir Apotheker doch die Fachleute in Sachen Arzneimittel. Wir könnten auch im Notfall Rat geben“, sagt sie.

Infoflyer des Kreises Viersen. (Screenshot: DAZ.online)

Verteilstellen sind noch nicht definiert

Die Polizei dagegen habe Apotheken als gute Anlaufstelle der Menschen erkannt. „Gerade erst gab es eine Flyer-Aktion gegen ‚falsche Polizisten am Telefon‘, die sich besonders an Senioren richtete. Die hat die Polizei in den Apotheken auslegen lassen“, sagt Bormann. Auch mehr Information seitens der Behörden würde sich die Kreisvertrauensapothekerin wünschen.

Der Kreis will nun zumindest in der kommenden Zeit erstmal üben, wie es mit der Verteilung der Jod-Tabletten im Notfall funktioniert und wie der Transport aus dem zentralen Lager zu den kommunalen Verteilstellen ablaufen soll. Nicht auszuschließen, dass die Apotheken dann im Konzept doch noch eine Rolle spielen – bislang sind die Verteilstellen noch nicht genau definiert worden. In Aachen, Mönchengladbach oder dem Kreis Heinsberg seien dagegen Apotheken als Notfall-Ausgabestellen bereits vorgesehen, sagt der Kammer-Geschäftsführer Derix.

„Wir Apotheker wären jedenfalls dazu bereit. Dass wir für Notfälle gerüstet sind, haben wir ja beispielsweise bereits bei der sogenannten Schweinegrippe bewiesen“, sagt Bormann. Und auch seitens der Apothekerkammer Nordrhein gibt es Know-how – das auch Apotheker abrufen können. „Es gibt regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen und auch ein unter anderem im Internet abrufbares umfangreiches Infopaket zum Thema Iod-Tabletten bei nuklearen Unfällen“, sagt Derix.

Aber auch bei den Politikern im Kreis Viersen ist man wohl der Ansicht, dass es am besten wäre, wenn nichts passierte. „Ich kann mich nicht beherrschen, darauf hinzuweisen, dass die beste Prävention wäre, den Schrottmeiler abzuschalten“, zitiert die Rheinische Post etwa den Lokalpolitiker Hans Smolenaers (SPD) aus der Ausschusssitzung.

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Hinweis der Redaktion: (Stand 12. Juli 2019, 16:00): Eine Sprecherin des Kreises Viersen ergänzte, dass wohl auch nach der Übung nur die Kommunen als Ausgabestellen für Iodtabletten vorgesehen seien und nicht die Apotheken. „Als zuständige Katastrophenschutzbehörde sind wir verpflichtet, ein Konzept vorzuhalten, das die Iodtablettenverteilung im Ereignisfall regelt und wir müssen sicherstellen, dass dieses Konzept im Ereignisfall auch umgesetzt wird – und zwar alleine durch die zuständige Behörde des Kreises Viersen. Eine Konzeptumsetzung kann von uns nur bestmöglich sichergestellt werden, wenn diese durch kreiseigenes beziehungsweise durch Personal der kreisangehörigen Kommunen erfolgt, da wir nur in diesem Fall direkten Zugriff auf das Personal haben“, sagte die Sprecherin.



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2 Kommentare

GAU

von Joerg K am 25.07.2019 um 23:42 Uhr

Denken w ir einmal zurück...... 2. Weltkrieg Japan..... die haben überlebt, aber sicherlich auch Veränderungen am Erbgut dadurch abbekommen....
Viel schmimmer war Tschenobyl, denn damals sind tatsächlich mehr giftige Partikel über Europa nieder geregnegt als man wohl zugen könnte oder darf. Ich sebst weiß wie es sich anfühlt eine zu hohe Dosis Strahlung ab zu bekommen und das es dann merkwürdig metallisch im Mund schmeckt, das ist über 30 Jahre her und ich lebe noch immer..... Die Panik vor dem Super Gau ist wohl berechtigt, aber welche Energie Lösung haben wir? Die Grünen schreien jezt sogar das alle Konventionellen Kraftwerke abgeschaltet werden sollen und der Strompreis dann fast 1 Euro pro Kw sein wird.... genau das lähmt eine Wirtschaft und zwingt sie in die Knie... wo sind also die logsichen und richtigen Lösungen der Grünen um unseren Strombedarf bezahlbar sicher zu stellen? Ohen solche Lösungen sind wir weiter auf Großkraftwerke angewiesen ......

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Globuli, Jod oder Flucht

von Fallout-Boy am 10.07.2019 um 21:38 Uhr

Lassen wir es logisch angehen.

1) Es gibt einen GAU

2) Fast alle fliehen

3) Einige, wenige sesshafte Bürger bleiben und bestehen auf Jod, um ihre Lebenserwartung für die kommenden 10 Jahre zu sichern.

Wollen wir Apotheker in diesem Zirkus der 60er Jahre weiterhin auftreten?


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