CVS

US-Apothekenkette verkauft Cannabidiol-Produkte in 800 Filialen

Berlin - 26.03.2019, 16:00 Uhr

Der Apothekenketten-Konzern CVS steigt ins Cannabisgeschäft mit CBD-Produkten ein. Abgesehen davon, dass es in Deutschland keine Apothekenketten gibt - wäre eine Nachahmung aus regulatorischer Sicht empfehlenswert? (Foto: imago)

Der Apothekenketten-Konzern CVS steigt ins Cannabisgeschäft mit CBD-Produkten ein. Abgesehen davon, dass es in Deutschland keine Apothekenketten gibt - wäre eine Nachahmung aus regulatorischer Sicht empfehlenswert? (Foto: imago)


BVL: entweder Arzneimittel oder Novel Food

Wie sieht es eigentlich hierzulande mit CBD-Produkten aus? Nach Auffassung des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) sind CBD-haltige Nahrungsergänzungsmittel derzeit nicht verkehrsfähig. Hersteller von CBD-Produkten müssen vor dem Inverkehrbringen entweder eine Arzneimittelzulassung beantragen oder einen Antrag auf Zulassung eines neuartigen Lebensmittels (Novel Food) stellen. Letzteren Weg hat nach Informationen des BVL noch kein Hersteller beschritten. Im Arzneimittelbereich unterliegt Cannabidiol seit 2016 der Verschreibungspflicht.

Ein starker Gegensatz zur Marktrealität. Medienberichten zufolge hat in Trier der erste Automat mit Nutzhanfprodukten seinen Betrieb aufgenommen. Weitere seien in Planung, erklärte der Automatenbetreiber. Im Netz werden schon seit geraumer Zeit zahlreiche CBD-Produkte wie beispielsweise Öle verkauft. Die Anbieter werben mit mannigfaltigen Wirkversprechen von Schmerzlinderung, Entzündungshemmung, Abnehmen, Immunmodulation bis hin zur Angstlösung. Eine eindeutige Zuordnung zu einer Produktkategorie oder Informationen zum Herstellungsverfahren fehlen häufig. Alles unseriös?  

Medizinisches Potenzial größer als angenommen

Eigentlich sollten Nicht-Arzneimittel per definitionem keine arzneilichen Wirkungen entfalten. Und längst nicht jede Produktaussage ist durch eine klinische Studie gedeckt. Noch nicht. Denn in dem nicht-psychotropen Cannabiswirkstoff steckt vermutlich ein größeres medizinisches Potenzial als angenommen. Im Gegensatz zum psychotropen THC wirkt Cannabidiol weniger durch direkte Interaktion mit Cannabinoid-Rezeptoren, sondern moduliert vielmehr das Endocannabionid-System als Gesamtheit. Und dieses erstreckt sich quasi über den gesamten Organismus. Cannabinoid-Experte Dr. Franjo Grotenhermen spricht sogar von einer Art individuellem „Endocannabinoid-Tonus“ beim Menschen. „Die etwa 200 menschlichen Endocannabinoide machen uns zu dem, was wir sind“, fasste der Mediziner in einem Vortrag auf der Cannabiskonferenz des DHV im vergangenen November zusammen.

Wissenschaft und Big Pharma haben das Potenzial von CBD jedenfalls erkannt. Derzeit laufen laut der Datenbank ClinicalTrials mehr als 100 CBD-Studien bei unterschiedlichen Indikationen wie beispielsweise posttraumatischer Belastungsstörung, Angsterkrankungen, Opioid-Entzugssyndromen, Schizophrenie oder Arthritis.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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