Präventionsprojekt in Bayern

Apotheker für Vorträge in Schulen gesucht

Berlin - 05.09.2018, 13:45 Uhr

Das auf Prävention spezialisierte WIPIG-Institut der Bayerischen Landesapothekerkammer sucht derzeit händeringend nach Apothekern, die in Schulen Vorträge zur Gesundheitserziehung halten möchten. ( r / Foto: WIPIG)

Das auf Prävention spezialisierte WIPIG-Institut der Bayerischen Landesapothekerkammer sucht derzeit händeringend nach Apothekern, die in Schulen Vorträge zur Gesundheitserziehung halten möchten. ( r / Foto: WIPIG)


Das Wissenschaftliche Institut für Prävention im Gesundheitswesen (WIPIG) der Bayerischen Landesapothekerkammer sucht im Rahmen des Präventionsprojektes „Apotheke und Schule“ Apotheker für Vorträge zur Gesundheitserziehung. Das Projekt trifft allgemein auf große Resonanz in den Schulen. Viele Apotheker beteiligten sich in den vergangenen Jahren bereits aktiv als Vortragende. Mit Beginn des neuen Schuljahres werden neue Mitstreiter dringend gesucht.

Gesundheitserziehung von Kindern ist eines der Anliegen, das sich das Wissenschaftliche Institut für Prävention im Gesundheitswesen (WIPIG) der Bayerischen Landesapothekerkammer auf seine Fahnen geschrieben hat. Das erfolgreich im Bereich Gesundheitsprävention arbeitende Institut wurde im Juli 2007 gegründet und hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, neue Präventionskonzepte zu entwickeln. Eines dieser Konzepte ist die Primärprävention an Schulen. Das Projekt „Apotheke und Schule“ ermöglicht interessierten Schulen – von der Grundschule bis zur Oberstufe – ihren Unterricht um den Bereich Gesundheitserziehung zu ergänzen. Der Clou dahinter: Die Vortragenden sind die örtlichen Apothekerinnen und Apotheker, die als Gesundheitsexperten ihr Wissen den Schülern mittels moderner Unterrichtsmaterialien vermitteln.

Neue Kooperation – zusätzliche Nachfrage der Schulen erwartet

Das WIPIG-Projekt „Apotheke und Schule“ wird unterstützt von dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus – und seit kurzem auch durch den Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. (BLLV). Das Engagement des BLLV wird vom WIPIG ausdrücklich begrüßt: WIPIG-Geschäftsführer Dr. Helmut Schlager bestätigt gegenüber DAZ.online, dass die Kooperation mit dem BLLV sehr erfreulich sei. „Durch diese zusätzliche Kooperation erwarten wir mehr Aufmerksamkeit in den Schulen“, erläutert Schlager zuversichtlich.

Der Kontakt mit dem BLLV sei schon Anfang des Jahres aufgenommen worden. Schnell wären sich alle Beteiligten einig gewesen, dass das Konzept „Apotheker und Schule“ wertvoll für die Schulen sei. Gemeinsam würde von nun an für das Unterrichtskonzept geworben, dass nicht nur für Schüler, sondern auch für Eltern und für die Lehrerfortbildung entwickelt wurde. Zusätzlich stehen bestimmte Themen auch für Vorträge in Kindergärten zur Verfügung.

Engagierte Apotheker gesucht

Die neue Kooperation werde zu deutlich ansteigender Nachfrage der Schulen führen. Es würden dementsprechend verstärkt Apotheker benötigt, die sich für das Projekt begeistern können und bereit seien, Vorträge in Schulen zu halten, beschreibt Schlager die derzeitige Situation. Die seit dem Schuljahr 2008/2009 in Bayern unter der Leitung des WIPIG stattfindenden Projekte hätten natürlicherweise einige Schwankungen in der Zahl der teilnehmenden Apotheker hinnehmen müssen. Die höchste Zahl mit über 900 in die Teilnehmerliste eingetragenen Apothekern wäre im Jahr 2013 registriert worden. 

Eine komplette Neuerstellung der Liste im Mai diesen Jahres, die unter anderem aufgrund der Datenschutzgrundverordnung notwendig gewesen sei, hätte eine Zahl von 92 Apothekern (Stichtag: 29. August 2018) ergeben. „Ich freue mich, wenn die erneuten Werbeaktionen wieder zu mehr Bereitschaft unter den Apothekern führen würde und wir wieder 200 bis 300 teilnehmende Apotheker haben werden“, so Schlager. So sei es auch eine der Aufgaben des WIPIG, Kollegen zu motivieren und sich für die Arbeit in den Schulen zu begeistern. Zudem sei auch Folgendes zu bedenken: „Wir erhoffen uns neben der Gesundheitserziehung auch eine Werbung für den Apothekerberuf.“ Eine quasi Nebenbei-Nachwuchswerbung sei eine gute Maßnahme, davon zeigt sich Schlager überzeugt.

Gesundheitserziehung unter Mitwirkung von Apothekern

Gesundheitserziehungsprogramme unter Mitwirkung von Apothekern gibt es schon seit einigen Jahren. Pionier war die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, die seit 2007 mit dem Vortragskonzept „Apotheke macht Schule“ spezielle mit dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport abgestimmte Themen in Schulen, auf Elternabenden und in der Lehrerfortbildung durch von der Kammer ausgewählte Apotheker vortragen lässt. Das Programm wird fortlaufend aktualisiert und richtet sich an Schüler der Altersstufen 5. bis 13. Klassen. „Apotheke macht Schule“ fand großen Zuspruch und wurde in mehreren Bundesländern übernommen. 

Schnell war auch die Bayerische Landesapothekerkammer von diesem Konzept überzeugt. So kam es im Laufe des Jahres 2007 zur Gründung des WIPIGs mit dem Ziel, Gesundheitsprävention in Gesellschaft und Politik zu fördern und neue Präventionskonzepte zu entwickeln. Die WIPIG-Verantwortlichen schlossen sich zunächst dem baden-württembergischen Konzept „Apotheke macht Schule“ an und übernahmen deren Unterrichtsinhalte – die DAZ berichtete. Zusätzlich erarbeiteten die Bayern eigene Themenschwerpunkte, die so in Baden-Württemberg nicht übernommen wurden. Unter dem Namen „Apotheke ist klasse!“ konnten bayerische Schulen darauf zurückgreifen. So stehen den Schulen in Bayern vielfältige Inhalte zur Verfügung, die jährlich aktualisiert werden – und heutzutage unter dem Begriff „Apotheke und Schule“ zusammengefasst sind. Sie richten sich mit speziellen Ernährungsthemen auch an Grundschüler und bei Bedarf auch an Kindergartenkinder.

Apotheker und Schule – Wie funktioniert das?

Gesundheitsprävention an Schulen ist wichtig. Darüber sind sich die Verantwortlichen einig. An den Schulen kommen die Konzepte zudem sehr gut an. Im mit modernen Materialien konzipierten Unterricht kann auf diese Weise Prävention für die Schüler zu einem greifbaren Thema werden. Die Schüler erfahren die altersgerecht aufbereiteten Informationen von Apothekern, die sich als Gesundheitsexperten aktiv am Präventionsgedanken beteiligen können. Für Apotheker und Schulen stehen neben den Informationen auf der Homepage des WIPIG zwei spezifische Flyer zur Verfügung, denen erste Informationen über das Konzept und die Themenschwerpunkte entnommen werden können.

 Vortragende Apotheker erhalten vom WIPIG ausgearbeitete und immer wieder aktualisierte Vorträge, meist Power-Point-Präsentationen, die teilweise ergänzt um Gesundheitsrätsel oder Malvorlagen einen interaktiven modernen Unterricht ermöglichen. Im Mittelpunkt stehen immer die Schüler, die zur Mitarbeit und zum Nachdenken angeregt werden sollen. Besonders beliebt seien alle Themen rund um gesunde Ernährung, Essstörungen und Drogenprävention, so WIPIG-Geschäftsführer Schlager. Ein Beispiel sei das speziell für Grundschüler ausgearbeitete Ernährungsprogramm „Gesund schmeckt besser – Powerfrühstück“, bei dem den Schülern während eines gemeinsamen Frühstückes die Nahrungsbestandteile und deren Bedeutung für den Körper erklärt werden.

WIPIG-Netzwerk – Liste mit teilnehmenden Apothekern

Bayern gehe einen etwas anderen Weg als Baden-Württemberg, erläutert Schlager die Unterschiede der Umsetzung der Konzepte. In Bayern könnten alle interessierten Apotheker kostenlos Mitglied im WIPIG-Netzwerk werden und sich in eine Liste eintragen lassen, aus der sich interessierte Schulen Vortragende aussuchen könnten. Das WIPIG-Netzwerk, eine Vernetzung verschiedenster Partner im Gesundheitswesen, stelle den Apothekern die Materialien für ihre Vorträge zur Verfügung. 

Interessierte müssten eine Nutzungsvereinbarung unterschreiben, auf deren Grundlage verschiedene Dinge wie Werbung für die eigene Apotheke oder bestimmte Produkte verhindert werden sollen, so Schlager. Ebenfalls seien die Apotheker verpflichtet, die Unterrichtsmaterialien nicht an Dritte weiterzugeben und diese auch nicht  zu verändern. Seit 2016 erhielten die Apotheker außerdem eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 75 Euro pro Vortrag. Voraussetzung sei allerdings, dass sie nach Beendigung des Vortrages ein Feedback in Form eines Kurzberichtes an das WIPIG gäben. Die Vorlage für die Kurzberichte könne online von der Homepage des WIPIG heruntergeladen werden.

Woche der Gesundheit und Nachhaltigkeit 2018

Vom 15.-19. Oktober 2018 richtet das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus die „Woche der Gesundheit und Nachhaltigkeit“ (WdGN) an allen bayerischen Schulen aus. Das Motto in diesem Jahr: „Schneller Kick oder nachhaltiger Genuss“ wird auch durch einige der Vortragsthemen des WIPIG abgedeckt. So wird dann auch in einem Schreiben des Kultusministeriums an die Schulen explizit auf das Programm „Apotheke und Schule“ hingewiesen. WIPIG-Geschäftsführer Helmut Schlager erwartet eine dementsprechend erhöhte Nachfrage der Schulen – und auf die wollen sie schon jetzt vorbereitet sein. „Ziel ist es, möglichst viele Apotheker zu begeistern, damit sie sich beteiligen und sich in die Listen eintragen lassen“, so Schlager.



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


3 Kommentare

Gesundheit und Schule

von Heiko Barz am 07.09.2018 um 12:02 Uhr

Dass Themen mit gesundheitlichem Terminus auf schulischer Ebene bisher unerheblich waren, ist seit langem bekannt. Aber es deutet sich ein Umdenken an. Wenn die Ernährungsqualitäten der Schüler allgemein betrachtet werden, dann fragt man sich doch, warum diese desolate Situation erst jetzt unter besondere Beobachtung kommt.
Eine qualitätsorientierte Gesundheitserziehung ist dabei genauso wichtig wie Musik, Religion und Sport. Es gibt manche Ansätze über die Morphologie des menschlichen Körpers im Themenbereich der Biologie, aber Aspekte um Gesundheitsvorgänge bezüglich dieser körperlichen Bestandsaufnahmen sind eher utopisch.
Nun kann man sich von amtswegen vorstellen, dass Apotheker als preiswerte Nebenerwerber, diese sozialmoralische Lücke schließen können, denn die Lebensweise vieler Heranwachsender ist gesungheitstechnisch dramatisch geworden.
Ob aber Apotheker diese gesellschaftlichen, und deutlich sichtbaren Auswüchse beheben können ist fragwürdig.
Nur wenn hier nachgebrabbelt werden soll, was von der WIPIG vorgegeben ist, dann kann das auch jeder Refrendar erledigen, da braucht man nicht das individuelle Wissenschaftspotential eines Apothekers!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Vermutlich

von Karl Friedrich Müller am 05.09.2018 um 15:18 Uhr

Für umsonst, das übliche Honorar für Apotheker.innen
Oder für die Ehre

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Zuerst lesen

von Stefan Haydn am 05.09.2018 um 21:00 Uhr

Genau hinschauen: 75€ Aufwandsentschädigung, wenn Kurzbericht abgeliefert wird

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.