Pläne der Drogeriekette

„Die Schnittmenge zu Apotheken beim neuen Douglas-Konzept wird gering sein“

Stuttgart - 29.06.2018, 11:15 Uhr

Warum sucht die Parfümeriekette Douglas Apotheker? (Foto: imago)

Warum sucht die Parfümeriekette Douglas Apotheker? (Foto: imago)


Das neue Konzept: eine Light-Version der alten Idee? 

Die Sache hatte jedoch einen Haken: die Regeln zum Fremd-und Mehrbesitz. Kreke erklärte, Mindestvoraussetzung für ein solches Projekt sei, dass der Markt liberalisiert werde: „Für uns wäre ein solches Geschäftsfeld aber erst interessant, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und man auch flächendeckend filialisieren kann.“ Er hegte wohl die Hoffnung, dass der EuGH im Streit um das deutsche Fremd- und Mehrbesitzverbot in diesem Sinne entscheiden und die Regelungen für europarechtswidrig erklären würde – was ja bekanntermaßen nicht geschah. Auf die Frage, ob das neue Konzept sozusagen eine Light-Version der alten Idee ist, äußerte sich Douglas nicht.

Konkurrenz für die Apotheken bei der Kosmetik ....

Inwiefern Douglas den Apotheken und ihrem Kosmetiksortiment Konkurrenz macht, wird sich zeigen. Dieses Sortiment spielt in den Apotheken eine höchst unterschiedliche Rolle. Zulegen tut hier derzeit vor allem der Versandhandel. Der „Spiegel“ schreibt, für die Apotheken werde das Geschäft mit der Kosmetik wichtiger. Gründe sollen die zunehmende Konkurrenz durch den Versandhandel sein und der wachsende Druck durch die Kassen. Zwar erwirtschafteten Apotheken den größten Teil ihres Umsatzes mit Rezepten, die Margen seien jedoch mit 8,35 Euro (sic!) plus einem geringen prozentualen Anteil überschaubar. „Bei Sonnencremes und Vitaminampullen hingegen sind Gewinnmargen bis zu 30 Prozent möglich. „Manche Apotheken stopfen sich deshalb mehr als die Hälfte ihrer Fläche mit Kosmetik voll“, heißt es in dem Magazin.

Fakt ist, dass laut Zahlen von Iqvia (vormals Quintiles IMS) von 2017 das gesamte Marktvolumen für Kosmetik- und Körperpflegeprodukte in Deutschland 16,2 Milliarden Euro betrug. Davon wurden 1,4 Milliarden Euro (9 Prozent) in Apotheken einschließlich Versandapotheken umgesetzt. Gemäß einer Statistik der ABDA, die ebenfalls auf Daten von IMS Health beruht, setzten die Apotheken im Jahr 2015 mit dem ganzen Ergänzungssortiment 3,2 Milliarden Euro um. Demnach machen Kosmetik und Körperpflege über 40 Prozent des Ergänzungssortiments aus.

... und im Wettbewerb um Fachkräfte?

Und wie sieht es mit der Konkurrenz um Fachkräfte aus? Schließlich gilt der Apothekerberuf als Mangelberuf. Viele Absolventen zieht es lieber in die Industrie als in die Selbstständigkeit. Dort winken bessere Verdienstmöglichkeiten und weniger Verpflichtungen. Auch Douglas verspricht in seiner Stellenanzeige geregelte Arbeitszeiten ohne Nacht- und Notdienst. Dr. Reiner Kern, Pressesprecher der ABDA, hält es allerdings für unwahrscheinlich, dass nun reihenweise Apotheker bei Douglas anheuern: „Dass jemand mit so einer guten Ausbildung unbedingt bei einer Parfümeriekette anheuern will, halte ich nicht für ein Massenphänomen.“

Gegenüber dem „Spiegel“ gibt sich die Douglas-Chefin Tina Müller zuversichtlich. Sie plant – einen erfolgreichen Start in Hamburg vorausgesetzt –, das Konzept auch in anderen deutschen Großstädten einzuführen. Bislang habe man tolle Bewerbungen erhalten, sagt sie. Man habe viel weniger erwartet. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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