Marktforschungsunternehmen „Global Market Insights” 

Prognose: Der OTC-Markt wird weltweit wachsen

Remagen - 14.02.2018, 17:30 Uhr

Das Marktforschungsunternehmen „Global Market Insights”  geht davon aus, dass der OTC Markt in den nächsten Jahren wachsen wird. (Foto: benjaminnolte / stock.adobe.com)                                     

Das Marktforschungsunternehmen „Global Market Insights”  geht davon aus, dass der OTC Markt in den nächsten Jahren wachsen wird. (Foto: benjaminnolte / stock.adobe.com)                                     


Der zunehmende Druck auf die nationalen Gesundheitssysteme lässt die Selbstmedikation weltweit prosperieren. Das Marktforschungsunternehmen „Global Market Insights” geht bis zum Jahr 2024 von einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (Compound Annual Growth Rate, CAGR) von fünf Prozent aus. Immer mehr Unternehmen und immer mehr OTC-Produkte beflügeln allerorten die Expansion.

Das Marktforschungsunternehmen Global Market Insights sagt dem weltweiten Selbstmedikationsmarkt in einem Branchenbericht eine rosige Zukunft voraus. Die Aussichten stützen sich auf Haupttrends wie das zunehmende Selbstmanagement geringfügiger Gesundheitsstörungen, die damit einhergehende Kostenersparnis für die Gesundheitssysteme und die Zunahme an Rx-to-OTC Switches. Vor allem die Entlastung der Gesundheitssysteme soll in Schwellenländern signifikant zum Wachstum des Sektors beitragen. Für das Jahr 2016 beziffert Global Market Insights den OTC-Markt mit 114 Milliarden US-Dollar. In den nächsten 18 Jahren soll er alljährlich um fünf Prozent zulegen.  

Supplemente und Lifestyle-Arzneimittel als „Renner“

Aufgrund ihrer breiten Verwendung in entwickelten Ländern wie den USA, Deutschland, Japan, etc. dominierte im Jahr 2016 weltweit die Produktkategorie Vitamin-, Mineral- und sonstige Supplemente den Markt, und das könnte nach Einschätzung der Experten so weitergehen. Auch die Nachfrage nach Lifestyle OTC-Arzneimitteln, wie Präparaten zur Gewichtsabnahme und Einschlafhilfen soll in den entwickelten Regionen groß sein. Vor allem die Mittel zur Gewichtsabnahme könnten angesichts der zunehmenden Raten an Fettleibigkeit in vielen Ländern rund um den Globus noch zulegen, so die Vermutung.
Für nicht-rezeptpflichtige Medikamente gegen Erkältung, Husten und Grippe wird mit den klassischen saisonalen Schwankungen über den prognostizierten Zeitraum ein stetiges Wachstum vorausgesagt. Bei den Analgetika, die weltweit einen bedeutenden OTC-Marktanteil halten, könnten Faktoren wie die unkontrollierte Nutzung und Missbrauch die Entwicklung beeinträchtigen.

OTC-Switches und Fusionen

Der weltweite OTC-Markt sei in wenigen großen Volkswirtschaften der Welt hochkonzentriert, stellt der Branchenbericht weiter fest. Zusammen, entfielen im Jahr 2016 auf die USA, China und Japan fast 50 Prozent der Industrie. Aufgrund der Sättigung in einigen Produktkategorien wird für die USA und Japan im Prognosezeitraum nur ein bescheidenes Wachstum angenommen. Allerdings könnten technologisch bessere Produkte doch für eine Belebung sorgen. Der deutsche Selbstmedikationsmarkt soll über den Projektionszeitraum vor allem durch Bemühungen zur Zulassung von OTC-Arzneimitteln für die Behandlung chronischer Krankheiten getrieben werden, in Verbindung mit einer zunehmenden Investitionsbereitschaft in die Selbstmedikation und Maßnahmen zur Verbesserung von Gesundheit, Wohlbefinden und Fitness.

Expansion durch Fusionen und Übernahmen

Die OTC-Arzneimittelindustrie, eines der ältesten Geschäftssegmente in der pharmazeutischen Industrie, ist laut Global Market Insights mit zahlreichen lokalen und internationalen Unternehmen außerdem stark fragmentiert. Als prominente Akteure werden Unternehmen wie Bayer, Sanofi, Pfizer, Johnson & Johnson, GlaxoSmithKline, Takeda, Dr. Reddy Laboratorien und Cipla angeführt. Fusionen und Übernahmen kennzeichneten die Wachstumsstrategien der Branche. So habe das das Ranking der Top 10-Unternehmen in der Wettbewerbslandschaft in den letzten Jahren große Veränderungen erlebt. Die Einführung neuer Produkte und geografische Expansion seien weitere Strategien der Firmen, um ihren Einflussbereich auszudehnen. 

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Ein wichtiger Motor für die Verbreiterung und Vertiefung der Selbstmedikation sind Entlassungen von Wirkstoffen aus der Verschreibungspflicht. Nach einer jüngeren Erhebung gehört Deutschland seit Jahrzehnten zu den führenden Switch-Nationen der Welt. Wie aus der Publikation in der Zeitschrift „Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement“ hervorgeht, sind hierzulande 132 Wirkstoffe verschreibungsfrei erhältlich. Damit liegt Deutschland in Europa auf Platz zwei hinter Großbritannien (143 Wirkstoffe) und gefolgt von Italien (128), Frankreich (126), Schweden (80) und den Niederlanden (76). Weltweit führend sind allerdings Neuseeland (171), Australien (164) und die USA (155). Immer wieder hat Deutschland in Sachen Switches auch eine Vorreiter-Rolle übernommen, so zum Beispiel mit den „First-in-world switches“ der Triptane und Naratriptan und Almotriptan. Eine Ausnahmestellung als „Switch-Nation“ hat nach der Untersuchung Neuseeland inne, denn es hat in den letzten Jahren immer wieder ganz neue Indikationen für die Selbstmedikation erschlossen.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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