Rechtsstreit mit Apotheker

Buch „Die Krebsmafia“ muss vorerst aus dem Handel

Hamburg - 26.01.2018, 17:15 Uhr

Das Buch „Die Krebsmafia“ darf wegen einer einstweiligen Verfügung vorerst nicht mehr verbreitet werden. (Foto: Picture Alliance)

Das Buch „Die Krebsmafia“ darf wegen einer einstweiligen Verfügung vorerst nicht mehr verbreitet werden. (Foto: Picture Alliance)


Zwei Journalisten haben in ihrem Buch „Die Krebsmafia“ über kriminelle Vorgänge in der Zytostatika-Herstellung in Deutschland berichtet. Ein Hamburger Apotheker erzielte nun einen zweiten Erfolg gegen die Veröffentlichung: Die erste Auflage darf nicht weiter vertrieben werden.   

Schon der Titel des Buchs „Die Krebsmafia. Kriminelle Milliardengeschäfte und das skrupellose Spiel mit dem Leben von Patienten“ deutet an, dass es Ärger geben könnte: Die Autoren Oliver Schröm und Niklas Schenck haben in dem Sachbuch frühere „Stern“- und „Panorama“-Recherchen um fragwürdige „Kooperationen“ zwischen Onkologen und Zyto-Apothekern um neue Details angereichert. „Kein Bereich im deutschen Gesundheitswesen ist so skrupellos und kriminell wie das Geschäft mit Krebsmedikamenten“, hieß es in der Beschreibung des Buches: Statt Vertrauen sei Vorsicht geboten. „Mit dem Leid der Patienten machen Ärzte und Apotheker kriminelle Geschäfte“, erklärte der Verlag zur Veröffentlichung des Buches.

Doch damit ist nun zunächst Schluss. Nachdem vor einigen Wochen ein Hamburger Apotheker vor dem Landgericht (LG) Hamburg eine einstweilige Verfügung gegen „Die Krebsmafia“ erwirkt hatte, durften einige Passagen im E-Book zwar nicht weiter verbreitet werden – das Gericht gestattete aber den Abverkauf der ersten Auflage (Az. 324 O 598/17). Doch der Zyto-Apotheker legte vor dem Oberlandesgericht (OLG) Hamburg Rechtsmittel ein – und erhielt Recht, wie der Verlag Bastei Lübbe gegenüber DAZ.online bestätigte (Az. 7 W 3/18).

Verlag hat Widerspruch eingelegt

Am Abend des gestrigen Donnerstags „erreichte Bastei Lübbe eine weitere einstweilige Verfügung des OLG Hamburg, die nunmehr auch den Verkauf des physischen Buches untersagt“, heißt es in einer Stellungnahme des Verlags. „Da die neue einstweilige Verfügung erweiterte Passagen als die ersten einstweiligen Verfügungen des LG Hamburg enthält, muss auch die aktuelle, bereits überarbeitete E-Book-Fassung erneut vom Markt genommen werden, bevor sie überarbeitet wieder angeboten werden darf.“

Gegen die Beschlüsse des LG Hamburg habe der Verlag bereits Widerspruch eingelegt, erklärte eine Verlagssprecherin gegenüber DAZ.online. „Wir werden nun den Beschluss des OLG Hamburg sorgfältig prüfen, das diverse Äußerungen in Bezug auf den Antragsteller untersagt hat. Der Vertrieb der gebundenen Bücher wurde sofort gestoppt.“

Werbung für das Buch führte offenbar erst zu Komplettverbot

Das OLG Hamburg verbot die Verbreitung der ersten Auflage nicht wegen der Anzahl der untersagten Aussagen – sondern weil öffentlich damit geworben worden sei, dass die gebundene Erstauflage trotz der Verbote weiterhin verkauft werden dürfe. Dies bezieht sich offenbar auf eine Pressemitteilung des Verlags: „Die gedruckte Ausgabe des Buchs darf weiterhin verkauft werden“, hieß es dort schon in der Überschrift.

„Die Antragsgegnerin hat damit Werbung für eine Veröffentlichung betrieben, hinsichtlich derer sie bereits wusste, dass sie Äußerungen enthält, die sie nach der vorläufigen Einschätzung eines Gerichts nicht verbreiten durfte“, erklärt das OLG. „Wenn sie dann auch noch ausdrücklich auf diesen Umstand hinweist und ihn als Werbemittel dafür einsetzt, die Erstauflage der entsprechenden Publikation schnell abzusetzen, dann verdient ihr wirtschaftliches Interesse im Verfügungsverfahren keinen Schutz.“

Die Internetseiten des Verlags zum Buch „Die Krebsmafia“ waren am Freitag zunächst offline, auch bei Amazon war das Buch nicht mehr öffentlich gelistet. In den vergangenen Monaten hatte es deutschlandweit für Aufmerksamkeit gesorgt: Schröm war beispielsweise auch in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

In Jedem Beruf gibt es Schwarze Schafe?

von Barbaros Orhon am 27.01.2018 um 5:52 Uhr

Wo unzufriedene Menschen leben wird das immer vorkommen.Natürlich ist seine Unzufriedenheit (genetisch oder bürokratisch) kein Grund dafür,daß andere darunter leiden müßen.
Deshalb haben die beiden besonders schlaue Schriftsteller keinen Recht alle Ärzte und Pharmazeuthen in den gleichen Topf zu werfen,damit sie was verkaufen und Mißtrauen verursachen können.
Solange Menschen leben werden solche Fehler immerwieder aus welchem Grunde das entsehe,geben
Barbaros Orhon,Löningen

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: In Jedem Beruf gibt es Schwarze Schafe

von Bruschnitz am 01.02.2018 um 21:10 Uhr

Ja, aber leider hat es in diesem Geschäft mit dem Krebs sehr sehr viele schwarze Schafe.
Das ist leider die Tatsache!

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