Beratungs-Quickie

Komplementäre Krebsbehandlung mit einer Misteltherapie

München / Stuttgart - 02.02.2017, 11:00 Uhr


Beratungs-Basics

Die Misteltherapie wird zur Verstärkung der autoregulativen Wirkung zur Unterstützung der Krebstherapie eingesetzt. Sie kann die unerwünschten Wirkungen einer Chemo- und Strahlentherapie abmildern. Für Mistelextrakte sind zellzerstörende und wachstumshemmende Wirkungen auf Tumorzellen sowie eine allgemein immunmodulierende Wirkung beschrieben. Die wichtigsten arzneilich wirksamen Bestandteile sind die Mistellektine und die Viscotoxine.

Iscador® P(ini) c(um) H(ydrar)g(yrum sulfuricum) enthält Kiefernmistelkraut-Extrakt und potenziertes (D4) Quecksilbersulfat. Das Arzneimittel wird angewendet gemäß der anthroposophischen Menschen- und Naturerkenntnis. Iscador® P cum Hg ist in der Iscadortherapie das Standardmittel zur Supportivbehandlung des Mammakarzinoms nach der Menopause.

Ein Therapiebeginn ist zu jedem Zeitpunkt der Krebserkrankung möglich. Optimalerweise beginnt eine Misteltherapie direkt nach der Diagnose (und nicht erst als palliative Maßnahme). So soll der Körper durch die abwehrsteigernde Wirkung des Mistelextraktes für die Operation zu gestärkt werden..

Eingeleitet wird die Behandlung mit einer sehr niedrigen Dosis, die nach und nach gesteigert wird, bis an der Einstichstelle eine Rötung erkennbar ist. Es handelt sich um eine erwünschte Wirkung, da sie anzeigt, dass der Körper auf den Mistelextrakt reagiert. Auch eine Besserung des Allgemeinbefindens, der psychischen Befindlichkeit oder eine Linderung von Schmerzzuständen sollen anzeigen, dass im optimalen Bereich dosiert wurde. Die Behandlung wird mit der ermittelten individuellen Dosierung fortgesetzt. Die Anwendung erfolgt in der Regel zwei- bis dreimal wöchentlich als subkutane Injektion einer Ampulle (1 ml). Eine Rhythmisierung der Injektionsintervalle, zum Beispiel Injektion am Tag 1, 2 und 5 jeder Woche wird empfohlen. Bei fortgeschrittener Krankheit kann eine tägliche Anwendung sinnvoll sein.

Nach erfolgter Einweisung kann die Patientin die Injektionen unter die Haut selbst vornehmen. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für Spritzen und Nadeln. Die Verabreichung erfolgt nach Möglichkeit in Tumor-oder Metastasennähe, ansonsten an stets wechselnden KörpersteIlen, wie Bauchregion, Oberarm oder Oberschenkel. Es darf nicht in entzündete Hautareale, dem operierten Hautbereich oder in Bestrahlungsfelder injiziert werden.

Die Misteltherapie ist grundsätzlich eine langfristige Therapie. Die Behandlungsdauer sollte mehrere Jahre betragen, wobei in der Regel Pausen zunehmender Länge eingelegt werden. Sie richtet sich nach dem individuellen Befinden und dem jeweiligen Rezidivrisiko. Der Arzt überprüft alle drei bis sechs Monate die Erhaltungsdosis anhand der Patientenreaktion sowie des Tumorverhaltens.

Die vorsichtige Dosissteigerung ist essenziell, da durch die Misteltherapie kein Fieber über 38° C auftreten soll: Während einer Chemotherapie kann Fieber (über 38° C und über länger als drei Tage) ein Anzeichen für einen infektiösen Prozess oder Tumorfieber sein. Eine geringe Steigerung der Körpertemperatur, lokale entzündliche Reaktionen (Rötung, Juckreiz) an der Injektionsstelle sowie eine leichte Schwellung regionaler Lymphknoten sind unbedenklich. Auch leichte Kopfschmerzen und kurzzeitige Schwindelgefühle sind keine Zeichen von Unverträglichkeit, sondern sollen auf eine wirksame Dosierung hinweisen. Wie bei örtlichen Reaktionen mit größer als vier bis fünf Zentimeter Durchmesser, wird empfohlen, die nächste Injektion dann allerdings erst nach Abklingen dieser Symptome und in reduzierter Dosis oder Stärke zu verabreichen.

Ein Auftreten allergischer Reaktionen ist möglich. Bei Anzeichen einer Allergie muss das Arzneimittel abgesetzt werden, gegebenenfalls ist eine ärztliche Behandlung erforderlich.



Manuela Kühn, Apothekerin
redaktion@daz.online


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