Celgene unter Druck

Biotechkonzern droht Milliardenstrafe wegen Off-Label-Marketing

Los Angeles - 09.01.2017, 12:55 Uhr

Wurden Thalomid und Revlimid systematisch im Off-Label-Use vermarktet? (Fotos: celgene)

Wurden Thalomid und Revlimid systematisch im Off-Label-Use vermarktet? (Fotos: celgene)


Celgene setzt sich zur Wehr

Die Entscheidung von Richter King, dass die Klage vor Gericht verhandelt werden kann, ist ein harter Schlag für Celgene. Das Unternehmen hatte argumentiert, Brown könne in keinem konkreten Fall ein Fehlverhalten von Celgene nachweisen. Demgegenüber erklärte der Richter, dass das auch nicht notwendig gewesen sei: „Aufgrund von Celgenes Verhalten sind gegenüber Krankenkassen und Gesundheitsbehörden falsche Angaben gemacht worden“. Laut Stat hat das Gericht auch Celgenes Einwand verworfen, die staatlichen Gesundheitsprogramme hätten von dem Off-Label-Use gewusst und die Präparate weiterhin bezahlt. Dahingegen konnte der Richter den weitergehenden Vorwurf der ehemaligen Mitarbeiterin nicht nachvollziehen, wonach Celgene sogenannte Kickback-Zahlungen an Ärzte geleistet habe.

Gegenüber DAZ.online zeigte sich ein Celgene-Sprecher erfreut, dass das Gericht einige Klagepunkte von Brown zurückgewiesen habe. „Wir glauben zudem weiterhin, dass die verbliebenen Punkte mit Bezug auf einen Off-Label-Use keine Substanz haben. Wir werden weiter entschieden dagegen vorgehen“, erklärte der Sprecher.

Brown wurde den Angaben nach im April 2001 bei Celgene als Immun-Spezialistin angestellt, habe aber überwiegend Tätigkeiten im Vertrieb ausgeführt. Während des Jahres 2007 sei sie misstrauisch geworden, weil sie auf Anordnung ihres Vorgesetzten Ärzte anrufen sollte, damit diese Abrechnungscodes ändern, die im Zusammenhang mit der Verschreibung von Celgenes Arzneien standen. Brown habe sich daraufhin beim Management über diese Praktiken beschwert und die Vermutung geäußert, dass diese illegal seien. Später habe sie die FDA kontaktiert und einen Anwalt eingeschaltet. Im Jahr 2010 habe sie schließlich im Auftrag der Regierung, von 24 Bundesstaaten, dem District von Columbia und der Stadt Chicago ihre Klage gegen Celgene eingereicht. 



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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