Apotheken im Bundestag

Honorarerhöhung ohne Widerspruch

Berlin - 11.11.2016, 17:10 Uhr

Im Bundestag fand am Donnerstag die erste Lesung des AMVSG statt. (Foto:dpa)

Im Bundestag fand am Donnerstag die erste Lesung des AMVSG statt. (Foto:dpa)


Der Bundestag hat am gestrigen Donnerstag den Entwurf für das Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz in erster Lesung debattiert. Für Apotheker sieht dieser mehr Geld für Rezepturen vor. Und obwohl der Entwurf nichts zu einem Rx-Versandhandelsverbot enthält, war dieses doch Thema in der Debatte. 

Das Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz (AMVSG) sieht unter anderem mehr Geld für Apotheker in den Bereichen Rezeptur und dokumentationspflichtige Arzneimittel vor. Überdies sollen die Zyto-Verträge auf Apothekenebene abgeschafft werden. Stattdessen soll künftig mithilfe von Rabattverträgen zwischen Kassen und den Herstellern der für die Zubereitungen verwendeten Medikamente gespart werden.

Vor allem will die Große Koalition mit dem AMVSG die im Pharmadialog erarbeiteten Vorschläge umsetzen. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) betonte bei der 1. Lesung des Gesetzentwurfs im Parlament, dabei gehe es „um die Balance zwischen langfristiger Finanzierbarkeit und Innovationsfreundlichkeit“. Für ersteres soll das bis 2022 verlängerte Preismoratorium sorgen. 1,5 bis 2 Milliarden Mehrausgaben jährlich sollen damit vermieden werden.

Auf die Apothekenthemen ging Gröhe nur im Punkt der Zyto-Versorgung ein. Diese wolle er in einer Art und Weise weiterentwickeln, „die die Ortsnähe und die gute Zusammenarbeit sichert, etwa zwischen verschreibenden Onkologen und der selbstgewählten Apotheke, und gleichzeitig Wirtschaftlichkeitsreserven hebt“.

Die höhere Vergütung für Rezepturen und das Handling dokumentationspflichtiger Arzneimittel sprach Edgar Franke (SPD), der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, an. 100 Millionen Euro soll es mehr für die Apotheker geben. Diese Summe sei „vertretbar“ und „sachgerecht“, sagt Franke. Zumal nicht ausgeschlossen sei, dass die Apotheken nach dem Urteil des EuGH künftig mehr mit dem Versandhandel konkurrieren müssen.  

Fachkundige Apotheker-Hände statt Hermestransporter

Das EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung im grenzüberschreitenden Arzneimittelversandhandel war auch bei anderen Rednern Thema – ebenso wie das jetzt in diesem Zusammenhang diskutierte Rx-Versandhandelsvorbot. Und das, obwohl Gröhe dieses Verbot ausdrücklich nicht im AMVSG verankern will. Kathrin Vogler, gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion, betonte, dass ihre Partei das Rx-Versandverbot schon seit Jahren fordere. „Medikamente gehören in die fachkundige Hand des Apothekers oder der Apothekerin und nicht in den Hermestransporter“, sagte sie. Doch nach dem EuGH-Urteil könnten ausländische Versandapotheken jetzt mit Dumpingpreisen auf den deutschen Markt drängen. „Wenn noch mehr Apotheken im ländlichen Raum von kapitalgetriebenen internationalen Konzernen in Grund und Boden konkurriert werden, dann steht man nämlich demnächst in der Uckermark oder in der Eifel am Sonntag oder in der Nacht mit einer Krankheit ganz alleine ohne Medikamente da." Daher freut sich Vogler über die Bundesratsinitiative, die das Rx-Versandverbot im AMVSG unterbringen will. Sie hoffe, nun könne noch die SPD überzeugt werden und das Verbot noch mit dem AMVSG auf den Weg gebracht werden.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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6 Kommentare

Gabriel hat Grippe

von Frank Ebert am 11.11.2016 um 11:26 Uhr

Soeben hat Gabriel die Runde für die Nachfolge für Gauck wegen Grippe abgesagt. Beten wir alle, das Doc Morris rechtzeitig liefert !

» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten

AW: Gabriel hat Grippe

von Anita Peter am 11.11.2016 um 17:35 Uhr

Doc Morris ist bestimmt schon mit dem Apothekenbus zu ihm unterwegs.
Oder die Krankenschwester Schulz-Asche kümmert sich um ihn. Warum man sich als Krankenschwester überhaupt "Arzneimittelexperte" nennen darf, ist mir sowieso ein Rätsel.

AW: Gabriel hat Grippe

von Anita Peter am 11.11.2016 um 17:36 Uhr

Doc Morris ist bestimmt schon mit dem Apothekenbus zu ihm unterwegs.
Oder die Krankenschwester Schulz-Asche kümmert sich um ihn. Warum man sich als Krankenschwester überhaupt "Arzneimittelexperte" nennen darf, ist mir sowieso ein Rätsel.

AW: Gabriel hat Grippe

von Michael Zeimke am 12.11.2016 um 15:01 Uhr

Kopfgrippe?

Trump und RX

von Frank Ebert am 11.11.2016 um 11:08 Uhr

Gabriel hat gerade sein Veto gegen den Klimaschutzplan eingelegt. Gabriel will bei Rx erstmal abwarten. Steinmeier als Außenminister gratuliert nicht Trump. Hoeneß, Zumwinkel , VW,Schleppnetz oder wo sind 100 000 DM von Schäuble. Deutschland hat kein Recht auf seine Arroganz. Trump würde Deutschland First machen. Rx versandverbot, damit ein super funktionierendes System beibehalten wird. Damit in Deutschland die Arbeitsplätze erhalten bleiben. Damit in Deutschland Steuern bezahlt werden und nicht in Holland. 0,6 Prozent Packungsanzahl und unsere Celesio Politiker reden den Versandhandel mit Rx euphorisch herbei.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Wahl 2017

von Anita Peter am 11.11.2016 um 11:06 Uhr

Sollte die große Koalition das RX Versandverbot nicht auf den Weg bringen, werde ich bei der Wahl 2017 entweder die Linken oder AfD wählen. Da die Linke mit der SPD regieren will, wohl eher die AfD. Und ich werde alle meine Kunden, v.a. die Generation > 60 weiterhin darauf hinweisen, was Politik und Kassen hier vorhaben. Auf den Schluss AfD zu wählen, kommen hier alle Kunden innerhalb von 5 Minuten. Selbst SPD Stammwähler.
Aber macht nur so weiter. Die Kausalkette Brexit, Trump etc etc wird sich 2017 auch in Deutschland fortsetzen.

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