DAZ Wochenschau

Voltaren plus Sicherheit aus der Apotheke, Sibutramin plus Risiko aus dem Netz

08.05.2015, 13:34 Uhr


20 Tabletten Diclofenac 25 mg stellen für die Selbstmedikation kein übermäßiges Risiko dar und sollen nach den Vorstellungen des Verwaltungsgerichts Köln apothekenpflichtig bleiben dürfen. Dagegen bergen Schlankheitsmittel aus dem Internet unkalkulierbare Risiken, weil sie immer wieder gefährliche Substanzen wie Sibutramin enthalten können. Wer beim Blick in seinen Medikamentenschrank Zweifel bekommt und nicht mehr weiß, was wann wozu gut ist, dem helfen Projekte wie „Eine Tüte Sicherheit“ oder Athina. Vielleicht lässt sich so auch das ein oder andere dubiose Mittel aus dem Verkehr ziehen. Den Apothekern sei Dank!

Voltaren 25mg 20 Tabletten bleiben OTC. Das BfArM kämpft schon seit Langem dafür, dass die Packungsgrößen von OTC-Analgetika nicht über einen Bedarf für vier Tage hinausgehen. Danach dürfte eine OTC-Packung Diclofenac 25 mg maximal 12 Tabletten enthalten, Packungen mit 20 Tabletten wären verschreibungspflichtig. Eine entsprechende Auflage für Voltaren Dolo 25 mg hat das Verwaltungsgericht Köln jetzt aufgehoben. 20 Tabletten sind für das Gericht noch therapiegerecht. Besondere Risiken werden nicht gesehen. Das BfArM kann allerdings gegen dieses Urteil Berufung einlegen.

Substitutionsausschlussliste abschaffen. Das war das Plädoyer unserer Online-Umfrage zur Substitutionsausschlussliste. Hintergrund war die Diskussion um die geplante Erweiterung der Liste. Doch es gibt noch andere Möglichkeiten. Mit einer großzügigen Liste von Arzneimitteln, bei denen lediglich die Substitutionspflicht aufgehoben ist, wäre für Patienten wie für Ärzte und Apotheker viel gewonnen.

COPD-, Hepatitis- und Diabetes-Patienten profitieren. Das IQWiG hat in dieser Woche bekannt gegeben, dass es für Aclidiniumbromid plus Formoterol (Duaklir® Genuair® bzw. Brimica® Genuair®) bei bestimmten COPD-Patienten einen Zusatznutzen sieht, ebenso für bestimmte Patienten mit Hepatitis C, wenn sie mit  Ombitasvir/Paritaprevir/Ritonavir oder dem Wirkstoff Dasabuvir behandelt werden. Erstmals wurde auch einem neuen Antidiabetikum ein Zusatznutzen bescheinigt, dem Inkretinmimetikum Dulaglutid (Trulicity®). Der ist nach Ansicht des IQWiG jedoch nur gering und nur in Kombination mit kurzwirksamem Insulin mit oder ohne Metformin nachgewiesen.

Digoxin gefährdet Patienten. Herzglykoside haben eine geringe therapeutische Breite. Ungeachtet dessen werden sie bei Herzinsuffizienz und vor allem bei Vorhofflimmern eingesetzt. Jetzt bestätigt eine im European Heart Journal veröffentlichte Metaanalyse von 19 Studien mit über 300 000 Teilnehmern die Risiken einer Digoxin-Therapie. Das Mortalitiätsrisiko stieg unter einer Digoxin-Therapie um 21%, bei Patienten mit Vorhofflimmern sogar um 29%.

Gefährliches Sibutramin im Netz.  Das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic hat Schlankheits- und Nahrungsergänzungsmittel aus dem Internet analysiert und - wenig überraschend - nicht deklarierte Wirkstoffe  gefunden. Besonders besorgniserregend: viele Präparate enthielten das Amphetamin-Derivat Sibutramin, das wegen seiner potenziell tödlichen Herz-Kreislaufrisiken nicht mehr zugelassen ist.  

„Eine Tüte Sicherheit“. In Deutschland nehmen Projekte zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit immer mehr an Fahrt auf. Sachsen-Anhalt zieht eine positive Zwischenbilanz seines Medikationsanalysen-Projekts „Eine Tüte Sicherheit“. Das in verschiedenen Bundesländern etablierte ATHINA-Projekt stößt auf große Zustimmung vor Ort. Im Mittelpunkt beider Projekte steht immer ein Check aller Arzneimittel, über die der Patient verfügt, ein sogenannter Brown-bag- oder "Lidl-Tüten"-Check

„Fragen Sie Ihren ... Professor Glaeske!“ Von wenig Kompetenz und Vertrauen in die Ärzteschaft zeugt der Rat der Techniker Krankenkasse, bei Verordnung der neuen oralen Antikoagulanzien wie Pradaxa, Xarelto und Eliquis Professor Gerd Glaeske und sein Team zu konsultieren. Ob hier wirklich nur die Sorge um die Patienten im Vordergrund steht, darf angesichts der hohen Kosten der NOAKs bezweifelt werden.


Dr. Doris Uhl (du), Apothekerin
Chefredaktion DAZ

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