AK Sachsen-Anhalt zur Honorardebatte

Verlässliche Arzneimittelversorgung hat ihren Preis

Magdeburg - 29.08.2012, 10:48 Uhr


Die Apothekerkammer Sachsen-Anhalt will mit Vorurteilen gegenüber Pharmazeuten aufräumen: Apotheker öffnen nicht nur Schubladen, um verordnete Medikamente herauszugeben und Geld zu kassieren. Sie beraten auch zu vielen Gesundheitsthemen abseits des konkreten Arzneimittels. Zudem leisteten sie noch viel mehr, als der Patient zuweilen wahrnehme, lässt die Kammer heute in einer Pressemeldung verlauten.

Seit Jahren sparten die Krankenkassen durch die Apotheker und auf Kosten der Apotheker enorme Summen ein, konstatiert die Kammer. Jetzt sei die Schmerzgrenze erreicht. Auch in Sachsen-Anhalt sind Apothekerinnen und Apotheker frustriert und enttäuscht. Angesichts der geplanten 25-Cent-Honoraranpasssung fühlen sie sich von der Bundespolitik nicht ernst genommen. „Wir brauchen umgehend ein leistungsgerechtes Honorar, um den sich bundesweit bereits abzeichnenden Rückgang der Apothekenzahlen aufzuhalten“, fordert Kammerpräsident Dr. Jens-Andreas Münch. Die Apotheken seien bereit, auch in Zukunft eine flächendeckende wohnortnahe Rund-um-die-Uhr-Versorgung mit Arzneimitteln zu sichern. „Aber nirgendwo kann auf Dauer unter dem tatsächlichen Wert gearbeitet werden. Erst recht nicht, wenn es um die Gesundheit geht“, so Münch.

In der Pressemeldung wird die Zusammensetzung des Apothekenhonorars erläutert – ebenso, dass dieses seit Jahren unverändert sei. Die nun vorgesehene Anhebung des Fixzuschlages um 0,25 Euro pro Packung seien gerade einmal drei Prozent mehr für neun Jahre. Dies sei „völlig unzureichend und nicht zu akzeptieren“, betont Münch.

Unter anderem weist die Kammer auf die zuweilen aufwendige Rezepturherstellung in der Apotheke hin. Für viele Patienten sind individuelle Zubereitungen unverzichtbar. Doch der Apotheker kann für die Anfertigung einer einfachen Salbe gerade einmal fünf Euro „Lohnkosten“ bei der Krankenkasse abrechnen. Die wahren Kosten seien etwa doppelt so hoch, so Münch. Noch deutlicher werde das Defizit bei Kapseln: „Für 20 Kapseln erhält ein Apotheker 10,50 Euro. Tatsächlich entstehen für Herstellung, Prüfung und Dokumentation Kosten von rund dem Zehnfachen“, erklärt der Kammerpräsident.

Doch die in die Honoraranpassung eingebundenen Bundesministerien – allen voran das Wirtschaftsministerium – sind bislang noch nicht von der 25-Cent-Anpassung abgerückt. Dabei ist man bei der Kammer überzeugt, dass die vorliegenden Zahlen zum Apothekeneinkommen eine ganz deutliche Sprache sprechen. Verstanden wird sie offenbar dennoch nicht.


Kirsten Sucker-Sket


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