Apothekertag Mecklenburg-Vorpommern

Pharmazeutische Praxis statt Politik beim Apothekertag

Rostock-Warnemünde - 11.11.2012, 07:59 Uhr


Der Apothekertag Mecklenburg-Vorpommern am Samstag, 10. November 2012, war ein pharmazeutischer und kein politischer Apothekertag. Wie immer war die Veranstaltung in die traditionsreiche Fortbildung der Scheele-Tagung eingebettet, die an diesem Wochenende im Ostseebad Warnemünde stattfand. Landespolitiker hatten die Veranstalter in diesem Jahr nicht zur Tagung eingeladen.

In ihrer Begrüßung wandte sich Christel Johanns, Präsidentin der Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern, gegen die These, die Kammer sei für die Ethik und der Verband für die Monetik zuständig. Vielmehr sei auch die Kammer im Gespräch mit Politikern, denn sie sei auch dafür zuständig, dass alle in Apotheken tätigen Personen ein „auskömmliches Einkommen“ erzielen könnten.

Die Erhöhung des Festzuschlages um 25 Cent bezeichnete sie als „Minimalzulage“. Johanns erinnerte an die vielfältigen Belastungen der Apotheken seit der Einführung des Kombimodells und betonte die Umsetzung der Rabattverträge. So seien die Kosten seit 2004 um 14,4 Prozent und die Tarifgehälter sogar um 18 Prozent gestiegen. Nun gebe es weitere Anforderungen durch die neue Apothekenbetriebsordnung wie Barrierefreiheit, Rezeptur, QMS und Umbauten. Johanns folgerte: „Die Kammern unterstützen die Forderung an die Politik, Leistungen angemessen zu vergüten. 25 Cent können nur ein Anfang sein“.

Zudem verwies Johanns auf die Milliarden-Überschüsse der Krankenkassen. Gesundheitsminister Bahr habe erklärt, dies sei das Geld der Versicherten. Doch Johanns forderte, die Apotheker sollten deutlich machen, dass dies auch ihr Geld sei, denn auch das Sonderopfer der Apotheker habe zu den Überschüssen beigetragen.

Die beiden Fachvorträge des Apothekertages verknüpften die Berufspolitik mit dem pharmazeutischen Alltag. Lutz Tisch, ABDA-Geschäftsführer Recht, erläuterte die Umsetzung der neuen Apothekenbetriebsordnung in die Praxis. Insbesondere zur Arzneimittelherstellung, zu den Lagerungsbedingungen und zur Realisierung der Barrierefreiheit bestehen offenbar noch etliche Fragen. Tisch betonte, es dürfe nicht sein, dass einzelne Apotheken einen wirtschaftlichen Vorteil aus der Nicht-Einhaltung von Regeln ziehen, während diejenigen belastet würden, die sich an die Regeln halten. Daher seien die vollziehenden Behörden gefragt, gerade die Vorschriften besonders sorgfältig zu überwachen, die solche Anreize bieten.

Tisch nannte insbesondere die Pflicht zur Rezepturherstellung in allen Filialen und den Botendienst mit Boten, die zum pharmazeutischen Personal gehören. Denn Tisch vertrat erneut entschieden die Auffassung, dass auch die Botenzustellung im Einzelfall durch das pharmazeutische Personal erfolgen müsse.

In einem weiteren Vortrag stellte Dr. Detlef Klauck, Apothekerkammer Sachsen-Anhalt, die Arbeit der Arzneimittelinformation Nord-Ost der Apothekerkammern (AMINO) vor. Die praxisgerechten und fachlich fundierten Informationen bilden eine hervorragende Grundlage für die Beratungsarbeit der Apotheken. 


Dr. Thomas Müller-Bohn