Probiotika

Wie Bakterien vor Darmentzündungen schützen

München - 05.05.2012, 10:00 Uhr


Einige Milchsäurebakterien können Entzündungen lindern und so Magen- und Darmbeschwerden vorbeugen. Wissenschaftler von der Technischen Universität München haben nun einen biochemischen Mechanismus entschlüsselt, der hinter dieser Schutzwirkung steckt.

In Versuchen mit Mäusen haben die Forscher beobachtet, dass Lactocepin – ein vom Milchsäurebakterium Lactobacillus paracasei produziertes Enzym – gezielt Entzündungsreaktionen unterbrechen kann, indem es entzündungsfördernde Botenstoffe im erkrankten Gewebe abbaut. Diese Chemokine werden als Teil der „normalen“ Immunabwehr benötigt, um Abwehrzellen zu den Infektionsherden zu leiten. Bei chronischen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ist der sonst so effektive Abwehrmechanismus gegen Infektionserreger aber gestört. Chemokine wie das IP-10 tragen dann dazu bei, dass das angegriffene Gewebe chronisch entzündet bleibt und nicht heilen kann.

Lactocepin ist in der lebensmitteltechnologischen Forschung ein alter Bekannter. Überraschend für die Forscher war jedoch dessen biomedizinische Wirkung, also die Kraft, mit der das Enzym ganz bestimmte Entzündungsbotenstoffe angreift und abbaut. Möglicherweise lassen sich so neue Ansätze für eine gezielte Prävention und Therapie von chronischen Darmerkrankungen und sogar von Hautkrankheiten entwickeln. Der entzündungshemmende Effekt von Lactocepin ist lokal begrenzt, Nebenwirkungen sind bislang nicht bekannt.

Bei der „Herstellung“ von Lactocepin durch die Milchsäurebakterien sind noch viele Fragen offen. Manche Bakterienstämme wie der untersuchte Lactobacillus paracasei produzieren hochpotente Lactocepine, bei anderen Mikroorganismen steht der Nachweis der Wirksamkeit noch aus.

Literatur: von Schillde, M.-A., et al.: Cell Host & Microbe 2012, Online: doi: 10.1016/j.chom.2012.02.006.


Dr. Bettina Hellwig


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