Arzneiversandhandel

Skandal: Rx-Arzneimittel mit Abhängigkeitspotenzial – ohne Rezept

Stuttgart - 08.10.2009, 11:27 Uhr


Dubiose Internetversender missachten die Rezeptpflicht auch bei Medikamenten mit Suchtpotential und versenden minderwertige Arzneimittel. Dies bestätigt ein aktueller Testkauf

„Es ist ein Skandal: Patienten werden von skrupellosen Versendern abgezockt und in die Abhängigkeit getrieben“, so Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, wissenschaftlicher Leiter des ZL. Bestellt wurden Arzneimittel mit dem schmerzstillenden Wirkstoff Tramadol und den Wirkstoffen Diazepam und  Lorazepam, die beide zu den Benzodiazepinen gehören und als Beruhigungsmittel eingesetzt werden. Alle drei Wirkstoffe sind in Deutschland verschreibungspflichtig und können bei langfristiger Einnahme abhängig machen.

 Wie die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände – ABDA in einer Presseinfo mitteilt, lieferten in der Stichprobe 11 Internetversender die Arzneimittel ohne Vorlage eines Rezepts. Zwei weitere Versender belasteten die Kreditkarte, lieferten aber keine Ware. Die Versender stammten unter anderen aus den Niederlanden, Großbritannien, Indien, Argentinien und Ägypten. Schubert-Zsilavecz: „Erschreckend ist, dass eine Lieferung aus einer holländischen Apotheke kam – die Niederlande gelten nach der Länderliste des Bundesgesundheitsministeriums als `sicheres Drittland´.“ Die Lieferung des verschreibungspflichtigen Medikaments aus Holland erfolgte nach der Beantwortung eines Fragebogens. Diese Simulation einer ärztlichen Beratung wurde dem Kunden zudem in Rechnung gestellt.

 Die analytischen Untersuchungen der Arzneimittel im ZL ergab, dass alle untersuchten Arzneimittel im Bezug auf Verpackung oder Tabletten minderwertig waren, so die Pressemitteilung. Einige Tabletten seien lose ohne jede Beschriftung in einem Plastiktütchen geliefert worden– der Patient habe also keine Möglichkeit gehabt, sie zu identifizieren. Bei allen habe ein deutschsprachiger Beipackzettel gefehlt, die Patienten hätten sich also nicht über die Risiken informieren können. Laut  ZL waren einige Tabletten porös, zerbröckelten leicht oder waren verfärbt. Eine Probe habe zu wenig Wirkstoff enthalten.


Peter Ditzel/abda