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Das ZL informiert: Viagra aus dem Internet

ESCHBORN (zl). Im Auftrag des Nachrichtenmagazins Focus untersuchte das ZL Viagra und Nachahmerpräparate aus dem Internet. Das Ergebnis der Gehaltsanalyse war verheerend.

"Billiger, per Mausklick und ohne Rezept", so werden die Potenzmittel Viagra®, Levitra® und Cialis® im Internet beworben. Wie es mit der Wirksamkeit dieser billigen Potenzpillen tatsächlich steht, das wollte das Nachrichtenmagazin Focus überprüfen und bestellte das original Pfizer-Präparat Viagra und vier Nachahmerprodukte im Internet.

In einem unauffälligen Briefumschlag kam per Luftpost aus Indien: CavertaTM (rote Viagra-Generika Pillen des größten indischen Pharmakonzerns Ranbexy) und ZenegraTM (blaue Pillen von Alkem). Runde blaue GenericTM Tabletten trafen aus dem Karibik-Staat Belize ein und die russische Originalpackung kam über die Niederlande.

Optisch einwandfrei ...

In allen Präparaten wurde der Wirkstoff als Sildenafilcitrat entsprechend 100 mg Sildenafil deklariert. Alle Tabletten waren optisch einwandfrei beschaffen und zeigten weder Beschädigungen noch Verfärbungen oder Flecke auf den Tablettenoberflächen. Aus jeweils einer der zur Verfügung stehenden Tabletten wurde der Wirkstoff Sildenafil extrahiert und in den resultierenden Probelösungen zunächst mithilfe einer dünnschichtchromatographischen Methode bezüglich Identität und Gehalt (semiquantitativ) untersucht.

Die DC-Untersuchung ergab, dass Sildenafil in allen Proben vorhanden war. Dabei konnten in vier Proben ein der Deklaration entsprechender Gehalt bestimmt werden, während ein Produkt einen geringeren Gehalt aufzuweisen schien. Daher wurde anschließend mithilfe eines empfindlicheren HPLC-Verfahrens der Gehalt des Wirkstoffes Sildenafilcitrat exakt bestimmt. Die Quantifizierung erfolgte dabei über die Peakfläche des Sildenafils aus der aufgearbeiteten Probe gegenüber der Fläche einer Referenzstandardlösung mit der deklarierten Konzentration.

...aber inhaltliche Mängel

Die HPLC-Analysen bestätigten die Ergebnisse der DC-Bestimmungen. Die Untersuchungen ergaben einen Gehalt von

  • 96,2 mg Sildenafil/Tbl. im Pfizer Originalpräparat (entsprechend 96% der Deklaration),
  • 99,9 mg Sildenafil/Tbl. im Pfizer Original-Viagra mit russischer Aufschrift (entsprechend 100% der Deklaration),
  • 97,7 mg Sildenafil/Tbl. in der Generika-Viagra-Probe aus Indien (entsprechend 98% der Deklaration),
  • 99,2 mg Sildenafil/Tbl. in der Generika-Viagra-Probe aus Indien (entsprechend 99% der Deklaration) und
  • 60,3 mg Sildenafil/Tbl. in der Generika-Viagra-Probe aus Belize (entsprechend 60% der Deklaration).

Damit entsprechen den Arzneimittelprüfrichtlinien das Pfizer Originalpräparat, das Pfizer Original-Viagra mit russischer Aufschrift sowie CavertaTM und ZenegraTM aus Indien. Das Generikum aus Belize dagegen weist einen deutlichen Mindergehalt auf und ist daher zu beanstanden.

"Das ist ein Skandal ohnegleichen" entrüstet sich der wissenschaftliche Leiter des ZL, Prof. Dr. Schubert-Zsilavecz. Unterdosierte Präparate können bei mangelnder Wirksamkeit den Patienten leicht dazu verleiten, die Dosis zu erhöhen. Erhält der gleiche Patient dann in einer späteren Bestellung korrekt dosierte Arzneimittel, so kann die Dosiserhöhung verheerende gesundheitliche Folgen haben.

Mit Sicherheit sind diese Gehaltsanalysen nicht statistisch repräsentativ, doch weisen sie auf erhebliche Qualitätsmängel hin, die bei Bestellungen von Arzneimitteln aus unklaren Quellen über das Internet auftreten können.

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