Prisma

Lebendimpfstoff gegen Malaria

Gleichzeitige Gabe von Sporozoiten und Chloroquin macht immun

cae | Tübinger Tropenmediziner haben einen neuen Impfstoff gegen Malaria in kleinen Gruppen erfolgreich getestet. Nach vielen negativen Erfahrungen mit Malaria-Impfstoffen bedeutet dies einen Lichtblick.
Foto: Sinclair Stammers/Science Photo Library/Agentur Focus
Fiebermücke (Anopheles) bei einer Mahlzeit.

Die Entwicklung von Malaria-Impfstoffen hatte bisher bei Antigenen des gefährlichsten Erregers Plasmodium falciparum angesetzt, denn in den endemischen Malaria-Gebieten Afrikas gibt es Einwohner, die gegen eine Infektion resistent sind, weil sie Antikörper gegen solche Antigene bilden. So entstand ein Impfstoff mit dem Wirkstoff GMZ2, einem rekombinanten Protein, das aus Teilen von zwei Proteinen von P. falciparum zusammengesetzt ist (GLURP und MSP3). Nach erfolgreichen Tests mit Mäusen verlief die klinische Prüfung von GMZ2 jedoch enttäuschend.

Die Arbeitsgruppe des Tropenmediziners Benjamin Mordmüller in Tübingen, die auch an der Entwicklung und Prüfung von GMZ2 beteiligt war, hat daneben den Ansatz verfolgt, die Immunität durch eine kontrollierte Infektion mit geschwächten Sporozoiten zu erzielen – Sporozoiten sind das Entwicklungsstadium der Plasmodien, in dem sie von der Mücke auf den Menschen übertragen werden. Die Schwächung der Sporozoiten erfolgte teils durch eine Bestrahlung, teils durch die Exposition gegenüber Chloroquin oder Mefloquin in den Probanden, denen sie intravenös injiziert worden waren. Hierbei erwies sich die Gabe von Chloroquin als am wirksamsten.

Es folgten Dosisfindungsstudien mit kleinen Gruppen, wobei teils die Menge der verabreichten Sporozoiten, teils die Applikationsintervalle variiert wurden. Zehn Wochen nach der letzten Gabe wurden die Probanden mit Malaria infiziert. Nur in einer Gruppe erkrankte kein einziger von neun Probanden: Sie hatten dreimal 51.200 Sporozoiten im Abstand von jeweils 28 Tagen erhalten. Bei der gleichen Dosis im Abstand von jeweils fünf Tagen erkrankten immerhin drei der acht Probanden; bei einer Dosis von nur 3200 Sporozoiten alle 28 Tage wurden aber sechs von neun Probanden krank.

Um den Wirkmechanismus plausibel zu machen, haben die Autoren die Reaktion von T-Helferzellen (CD4+) der Probanden gegenüber 22 spezifischen Proteinen von P. falciparum in vitro getestet. In mehreren Fällen erkannten die T-Helferzellen, die quasi das Gedächtnis des Immunsystems bilden, alle diese Proteine.

Um den neuen Impfstoff in einem großflächigen Langzeitversuch testen zu können, wollen die Tübinger ein Zellkultur-Verfahren zur Gewinnung der Sporozoiten entwickeln. Die bisher verwendeten Sporozoiten wurden aus den Mücken isoliert. |

Quelle

Mordmüller B, et al. Sterile protection against human malaria by chemoattenuated PfSPZ vaccine. Nature; Epub 15.2.2017

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