Gesundheitspolitik

Apotheker, bleib bei deinem Leisten!

Hauptstadtkongress: Diskussion über die Rolle der Apotheken in der Prävention

BERLIN (jz) | Apotheker sind wichtige „Player“ in der Prävention – und doch wird ihr Wissen und ihre Kompetenz bislang wenig genutzt. Im geplanten Präventionsgesetz spielen sie keine Rolle. Auf das Gesetz sollte die Apothekerschaft nicht zu sehr setzen, erklärte die Grünen-Abgeordnete Kordula Schulz-Asche am 11. Juni bei einer Diskussion im Rahmen des Hauptstadtkongresses. Und anstatt sich viele neue Projekte auszudenken, empfiehlt sie den Apothekern, in ihrer ureigenen Profession, etwa im Bereich der Neben- und Wechselwirkungen, eine stärkere Rolle einzufordern.

Die Apotheke und ihre Kompetenz ist im Präventionsgesetz, das sich derzeit in der Entstehung befindet, bislang nicht als Player vorgesehen. Dabei gebe es schon heute viele Präventionsprojekte in Apotheken, betonte Christian Belgardt, Präsident der Berliner Apothekerkammer. „Ich weiß nicht, ob der Politik bewusst ist, wie viel Prävention in Apotheken stattfindet.“ Die Apotheke sei dafür auch der optimale Ort mit vielen und niedrigschwelligen Kontakten. Er forderte, die Apothekerschaft stärker in die Präventionsarbeit einzubeziehen – und auch für ihre Leistung zu entlohnen. Letztlich gehe es um Wertschätzung und die Rückendeckung der Politik.

Leistung hat ihren Preis

Roy Kühne (CDU), Mitglied im Bundestags-Gesundheitsausschuss, plädierte für eine umfängliche Diskussion. Die Verantwortung müsse möglichst breit, auf mehrere Schultern verlagert werden. Ob die Apotheker am Ende noch ihren Platz im Präventionsgesetz finden werden, könne er nicht vorhersehen, so Kühne. Aber er hoffe, dass am Ende ein umfassendes Präventionssystem stehe. Dazu gehöre auch, den Patienten wieder klarzumachen, dass Leistung ihren Preis habe. Zudem sei es quasi Verschwendung, dass das enorme Wissen der Apotheker nicht stärker genutzt werde und sie vielmehr nur der „verlängerte Arm der Pharmaindustrie“ seien.

Medikationsmanagement als Hauptthema

Schulz-Asche warnte die Apotheker davor, sich zu viele Projekte und Aufgaben außerhalb der ­ureigenen Profession zu suchen. Stattdessen sollten sie verstärkt im Bereich der Neben- und Wechselwirkungen und an den verschiedenen Schnittstellen, etwa zwischen Krankenhaus und niedergelassenen Ärzten sowie zwischen Ärzten und Apotheken, aktiv werden. „Ich denke, dass das tatsächlich ein Bereich ist, in dem sich Apotheker lauter zu Wort melden sollten. Sie sollten im Bereich des Medikamentenmanagements eine stärkere Rolle ein­fordern.“ Das Thema Doppel-/Vielfach/-Falschmedikation sei ein riesiges Problem und die Apothekerschaft die für diese Aufgabe prädestinierte Berufsgruppe, betonte sie. Letztlich müssten die Akteure im Gesundheitswesen insbesondere in der Präventionsarbeit viel stärker zusammenarbeiten, forderte sie. Hier könne die Apotheke bzw. der Apotheker die Rolle des Koordinators und Moderators übernehmen.

Apothekerleistung deutlicher kommunizieren

Trotz zahlreicher existierender Präventionsangebote in den Apotheken wird diese Leistung in der Öffentlichkeit bis dato kaum wahrgenommen – haben die Apotheker also ein Kommunikationsproblem, wollte Moderator und AZ-Herausgeber Peter Ditzel vom Berliner Kammerpräsidenten wissen. Sollten die Kammern und Verbände hier mehr tun? „Wir machen ja auch Öffentlichkeitsarbeit“, erklärte Belgardt. Zum einen mit dem traditionellen Instrument der Plakate – hier sei auch ein Motiv „Wir sind die Präventologen“ denkbar – aber auch den neuen Medien. Wenngleich es nicht Kernaufgabe der Berliner Kammer oder der ABDA sei, zu sagen, dass die Apotheken Präventologen seien, weise man doch darauf hin. Er gestand allerdings ein: „Diese Botschaft müssen wir möglicherweise noch intensiver vermitteln.“ |

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