Interpharm 2013

Medikationsmanagement als pharmazeutische Dienstleistung

(pj). Das Medication Therapy Management oder MTM ist ein neuer Weg der pharmazeutischen Betreuung, der in den USA bereits beschritten wird. In Deutschland wurde mit der neuen Apothekenbetriebsordnung ein Signal in diese Richtung gesetzt, die Umsetzung ist indes noch nicht geklärt. Ein ausführliches Medikationsmanagement hat weitreichende Konsequenzen, die neben einer besseren Betreuung des Patienten auch eine Änderung der pharmazeutischen Tätigkeiten implizieren, so Monika Alter, München.
Apothekerin Monika Alter

In den USA ist das Medication Therapy Management (MTM) seit rund zehn Jahren eine etablierte, gesetzlich verankerte pharmazeutische Dienstleistung, deren Inhalte in Leitlinien festgehalten sind und die von den Krankenversicherungen vergütet wird. Mithilfe des Medikationsmanagements sollen Medikationsfehler verhindert und daraus entstehende Folgekosten verringert werden. Das Medikationsmanagement führt in der Summe zu keinem Kostenanstieg, sondern zu einer Umverteilung der Aufwendungen. Die initialen Kosten steigen durch den Mehraufwand bei der Erarbeitung eines Patienten-orientierten Medikamentenplans an, dafür sinken die Folgekosten, da Medikationsfehler verringert werden.

Fünf Elemente des MTM

Das MTM besteht aus fünf Elementen, die aufeinander aufbauen. Das sind:

  • Therapiebewertung

  • persönlicher Medikamentenplan

  • Handlungsplan

  • Interventionen

  • Dokumentation und Nachbeobachtung.

Alle Bausteine sind Patienten- und nicht Arzneimittel-orientiert. Pläne und Interventionen berücksichtigen zahlreiche patientenindividuelle Parameter. Sie sind in einer für den Patienten verständlichen Sprache abgefasst, um so das Selbstmanagement des Patienten zu unterstützen. Durch eine ausführliche Dokumentation sind die erfolgten Interventionen chronologisch nachvollziehbar. Die erarbeiteten Pläne werden in regelmäßigen Abständen überarbeitet.

Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, sind fundierte klinisch-pharmazeutische Kenntnisse, kommunikative Fähigkeiten, Sicherheit im Umgang mit Laborparametern und genügend Zeit erforderlich – allein das Erstellen des Medikamentenplans erfordert 30 bis 90 Minuten.

In Deutschland fehlen noch die Inhalte

In der neuen Apothekenbetriebsordnung von 2012 ist das Medikationsmanagement als Aufgabe des Apothekers festgehalten, allerdings sind weder Durchführung noch die erforderlichen Kenntnisse oder die Art der Vergütung geklärt. Alter wies darauf hin, dass Verblisterung, Stellen von Arzneimitteln oder Interaktionschecks mithilfe einer gängigen Software nicht die Aufgabe eines Medikationsmanagements erfüllen. Dieses ist, wie die amerikanischen MTM-Elemente zeigen, wesentlich umfassender. Wie das Medikationsmanagement in Deutschland aussehen soll, ist noch unklar, auch hat noch keine inhaltliche Auseinandersetzung mit diesem neuartigen Konzept begonnen. Möglicherweise sind auch die Folgen eines Patienten-orientierten Medikationsmanagements noch nicht in allen Konsequenzen bedacht.

Rolle des Apothekers wird sich verändern

Neben einer besseren Arzneimittelversorgung und Betreuung des Patienten wird sich auch die gesellschaftliche Rolle des Apothekers verändern. Wie das Beispiel USA zeigt, erfährt der Pharmazeut durch diese neue Aufgabe eine andere Ausrichtung seiner Tätigkeit und arbeitet als Arzneimittelfachmann in einem interdisziplinären Behandlungsteam mit Patienten-orientierten Therapiezielen. Das heißt, mit der Implementierung eines Medikationsmanagements gesellen sich zu den herkömmlichen, arzneimittelbezogenen Tätigkeiten neue, Patienten-zentrierte Aufgaben.



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"Interpharm 2013 – Eine Patienten-orientierte Interpharm"



DAZ 2013, Nr. 13, S. 52

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