Arzneimittel und Therapie

Mit Licht gegen lichtbedingte Hautveränderungen: Photodynamische Therapie aktinischer Keratosen

Es fällt zunächst kaum auf: Im Gesicht, auf dem Handrücken oder an anderen stark sonnenexponierten Stellen wird die Haut stellenweise rau und färbt sich rötlich-braun. Kein Grund zur Sorge, meinen viele, ein bisschen Creme drauf, dann geht das schon wieder weg. Diese Einstellung kann fatal sein, denn bei den Hautveränderungen handelt es sich um aktinische Keratosen. Sie werden – untherapiert – mit der Zeit größer und schmerzhaft, in 10% aller Fälle entwickelt sich aus ihnen ein maligner Hautkrebs. Werden die Hautveränderungen frühzeitig behandelt, so lassen sie sich in der Regel normalisieren. Eine Behandlungsoption ist die photodynamische Therapie.
Foto Dr. P. MarazziSPLAgentur Focus
Aktinische Keratose Leichte Formen im Gesicht und auf den unbehaartenArealen der Kopfhaut können mittels photodynamischer Therapie mit einem5-Aminolävulinsäure-haltigen Pflaster behandelt werden.

Aktinische Keratosen treten hauptsächlich als Folge zu häufiger und intensiver UV-Bestrahlung auf, gehören also zu den lichtbedingten Hautveränderungen. In Deutschland erkranken jährlich rund 195.000 Menschen daran. Da sich die aktinische Keratose über Jahre hinweg entwickelt, sind vor allem Ältere davon betroffen. Die Hautveränderungen machen sich zu Beginn als Flecken oder sichtbare und fühlbare raue Stellen bemerkbar, die meist hautfarbig oder rötlich-braun erscheinen. Innerhalb von Monaten oder Jahren können die Veränderungen an Größe und Anzahl zunehmen. Beim Fortschreiten der aktinischen Keratose werden die Läsionen zunehmend unregelmäßiger, uneben, weißlich sowie warzenartig und fühlen sich rau und hart an. Es können sich zudem offene, wunde Stellen entwickeln. Meist ist dies dann der Zeitpunkt, zu dem Betroffene einen Hautarzt aufsuchen. Deutlich zu spät, denn wenn die aktinische Keratose bereits so weit fortgeschritten ist, ist die Gefahr groß, dass sie von einer eigentlich gutartigen Hauterkrankung in eine bösartige übergegangen ist. Denn klassifiziert werden aktinische Keratosen als In-situ-Plattenepithelkarzinome der Epidermis. Die initiale aktinische Keratose kann sich dabei zu einem invasiven Plattenepithelkarzinom weiterentwickeln. Schätzungsweise bei 10% aller immunkompetenten und bei 40% aller immunsupprimierten Personen ist dies der Fall. Obwohl die Hautveränderungen durch eine aktinische Keratose oft harmlos erscheinen, sollten sie daher frühzeitig untersucht und behandelt werden.

Therapieansätze bei aktinischer Keratose

Bei der Auswahl der Therapie der aktinischen Keratose spielen verschiedene Faktoren eine Rolle: Erkrankungsdauer, Progression, Lokalisation, Größe der betroffenen Region, Alter des Patienten, Co-Morbiditäten sowie Risikofaktoren wie eine positive Familienanamnese für Hautkrebs oder Immunsuppression.

Die zur Verfügung stehenden Therapieoptionen umfassen Exzision, Kürettage, Kryo- und Lasertherapie sowie verschiedene medikamentöse Behandlungsarten. Für letztere bieten sich verschiedene Arzneistoffe an wie Imiquimod (Aldara®), Diclofenac plus Hyaluronsäure (Solareze®) und 5-Fluorouracil (Efudix®). Eine weitere Therapieoption ist die photodynamische Therapie. Sie basiert auf einer selektiven Zerstörung von epidermal und dermal gelegenen Tumorzellen durch Anwendung einer photosensibilisierenden Substanz in Kombination mit Bestrahlung durch hochenergetisches Licht im roten Spektralbereich. In den Zellen entstehen durch die Photosensibilisierung und Bestrahlung reaktive Sauerstoffspezies, die ein Absterben der Zellen bewirken. Tumorzellen reagieren dabei sehr viel empfindlicher als gesunde Zellen, da sie einen höheren Turnover aufweisen. Die photodynamische Therapie wirkt somit selektiv auf den erkrankten Hautarealen.

Photosensibilisierung in Pflasterform

Als photosensibilisierende Substanz wird im Rahmen der photodynamischen Therapie vor allem 5-Aminolävulinsäure (ALA) verwendet. Noch bis Ende vergangenen Jahres standen dabei ausschließlich Magistralrezepturen in Creme- oder Gelform zur Verfügung. Das Problem dabei: Zwischen dem Auftragen der photosensibilisierenden 5-Aminolävulinsäure und der Bestrahlung liegt eine Einwirkzeit von vier Stunden. In dieser Zeit muss das behandelte Hautareal lichtdurchlässig abgedeckt werden, um eine vorzeitige Reaktion zu verhindern. Dicke, mit Alufolie unterfütterte Verbände waren bei den Cremes oder Gelen die Lösung dieses Problems. Für die Patienten konnte dies – je nach zu behandelndem Hautareal – unangenehm und vor allem optisch sehr einschränkend sein.

Vereinfacht wird die Behandlung durch ein 5-Aminolävulinsäure-haltiges Pflaster (Alacare®), das auf einer von der Spirig Pharma AG veranstalteten Pressekonferenz am 23. Mai 2012 näher vorgestellt wurde. Das vier Quadratzentimeter große Pflaster ist mit einer lichtundurchlässigen Oberfläche versehen, unter der sich 5-Aminolävulinsäure in einer Matrix eingebettet befindet. Aufgeklebt auf dem zu behandelnden Hautareal wird der Wirkstoff in der vierstündigen Einwirkzeit nach und nach aus der Matrix abgegeben, penetriert in die Haut und wird dort zu photoaktivem Protoporphyrin IX (PPIX) umgewandelt. Durch die anschließende Bestrahlung wird Protoporphyrin IX aktiviert und reaktive Sauerstoffspezies gebildet. In der Regel reicht eine einmalige Anwendung des Pflasters aus, um eine aktinische Keratose zur Abheilung zu bringen. Insgesamt können bis zu sechs Pflaster pro Behandlungseinheit auf verschiedenen Läsionen angewendet werden, wobei für die Behandlung größerer Läsionen die Pflaster überlappend aufgebracht werden können. Wenn das Pflaster nicht richtig auf den Läsionen haftet, kann es mit einem Klebestreifen fixiert werden. Nach vier Stunden wird das Pflaster entfernt und die Läsionen mit Rotlicht aus einer Schmalband-Lichtquelle mit einem Spektrum von 630 ± 3 nm auf der Oberfläche der Läsion bestrahlt. Es ist wichtig darauf zu achten, dass die richtige Lichtdosis verabreicht wird. Sie wird durch Faktoren wie Größe des Lichtfeldes, Abstand zwischen Lampe und Hautoberfläche und Bestrahlungsdauer bestimmt. Diese Faktoren variieren bei verschiedenen Lampentypen. Während der Lichtbehandlung müssen Patient und medizinisches Personal dem Lichtspektrum der Lampe entsprechende Schutzbrillen tragen, dagegen muss unbehandelte Haut, die die Läsion umgibt, während der Bestrahlung nicht geschützt werden. Das Abheilen der Läsionen sollte nach drei Monaten beurteilt werden. Die Wirksamkeit und Akzeptanz des 5-Aminolävulinsäure-haltigen Pflasters wurde unter anderem in einer placebokontrollierten Studie mit der Kryotherapie verglichen und konnte dabei seine Überlegenheit zeigen. Die Remissionsrate auf Läsionsebene lag zwölf Wochen nach der einmaligen photodynamischen Therapie mit dem Pflaster bei 89% (Kryotherapie: 77%, Placebo: 29%). Die Rezidivrate nach zwölf Monaten war niedriger (11% bei Alacare®, 18% bei der Kryotherapie). Zudem war die Patientenzufriedenheit unter der Pflastertherapie signifikant höher als unter der Kryotherapie. Aus ärztlicher Sicht wurde insbesondere die einfache Handhabung begrüßt.

Die photodynamische Therapie mit dem 5-Aminolävulinsäure-haltigen Pflaster stellt eine interessante Therapieoption insbesondere von leichten aktinischen Keratosen im Gesicht und auf den unbehaarten Arealen der Kopfhaut dar. Erstattet wird die photodynamische Therapie allerdings nur von den privaten Krankenkassen. GKV-Patienten müssen die Kosten für Pflaster und Behandlung selbst tragen.


ral



DAZ 2012, Nr. 22, S. 43

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