Arzneimittel und Therapie

5-ALA-Pflaster vereinfacht photodynamische Therapie

Der Photosensibilisator 5-Aminolävulinsäure (5-ALA) wird bei einer photodynamischen Therapie zur Behandlung aktinischer Keratosen eingesetzt. Bisher wurden in einem zeitintensiven Verfahren meist nur große Areale behandelt, da sich der Einsatz bei kleinen Behandlungsarealen durch die aufwendigen Schritte wie Okklusion und Aufbringung eines Lichtschutzes als nicht effektiv erwiesen hat. Jetzt befindet sich ein Pflaster in der Entwicklung, das vor allem bei kleineren Hautarealen die Behandlung wesentlich vereinfachen soll. Die Zulassung ist beantragt.

Die aktinische Keratose gilt als eine frühe Form des Hautkrebses. Es handelt sich dabei um eine auf die Epidermis beschränkte Proliferation durch UV- und hauptsächlich UVB-Licht transformierter Keratinozyten. Diese beeinflussen das Tumorwachstum auf zweierlei Arten: Zum einen weisen sie eine hohe Mutationsrate des Tumorsuppressorgens p53 auf. Zum anderen kann eine durch UV-Licht bedingte Überexpression der Cyclooxygenase 2 zur Tumorbildung beitragen, indem die Angiogenese stimuliert wird. Um der Entstehung eines Plattenepithelkarzinoms vorzubeugen sollte eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der aktinischen Keratose erfolgen. Dabei ist eine genaue Differenzialdiagnostik im Anfangsstadium wichtig, um die Hautveränderungen gegenüber ähnlichen Krankheitsbildern abzugrenzen. So wird zum Beispiel die Dermatoskopie (Auflichtmikroskopie) zur Unterscheidung von Basalzellkarzinomen und pigmentierten Neubildungen verwendet. Zum typischen Erscheinungsbild einer aktinischen Keratose zählen raue, schuppende Hautveränderungen, Papeln oder Plaques, die farbliche Ausprägung changiert zwischen hautfarben bis rötlich oder rötlich-braun. Die Größe beträgt in der Regel etwa einen Millimeter bis hin zu etwa zwei Zentimetern Durchmesser. Aktinische Keratosen können sowohl vereinzelt als auch multipel in größeren Arealen auftreten. Sie werden ganz überwiegend durch chronische Exposition gegenüber ultravioletter Strahlung induziert, speziell des Sonnenlichtes. Dadurch finden sie sich am Körper bevorzugt an den Sonnenterassen Stirn, Nase, Kopfhaut, Dekolleté, Armen oder Handrücken.

Verschiedene Therapiemöglichkeiten

Da aktinische Keratosen in rund 10% der Fälle in ein sich ausbreitendes Plattenepithelkarzinom übergehen, sollten sie grundsätzlich behandelt werden. Neben dem Herausschneiden (Exzision) und dem Herausschaben (Kürettage) gibt es eine Vielzahl weiterer Therapieverfahren. Zu diesen gehören die Kältetherapie (Kryotherapie) mit flüssigem Stickstoff, die Lasertherapie und die photodynamische Therapie (PDT). Darüber hinaus haben verschiedene Arzneistoffe (Diclofenac, Fluorouracil, Imiquimod, Retinoide) ihre Wirksamkeit in der lokalen Anwendung nachwiesen. Diclofenac ist ein Arylsäurederivat, das sowohl Cyclooxygenase 1 wie auch 2 hemmt. Untersuchungen zur Pathogenese epithelialer maligner Tumoren zeigten, dass die induzierbare COX 2 durch Förderung der Proliferation und Neoangiogenese sowie Hemmung der Apoptose die Karzinogenese fördern kann. Zur topischen Anwendung bei aktinischen Keratosen steht Diclofenac als 3%iges Gel zur Verfügung. 5-Fluorouracil ist ein Pyrimidinanalogon, das die Synthese der Pyrimidinnukleotide bei der Synthese der DNS hemmt. Imiquimod bewirkt nach Rezeptorbindung eine Induktion von Zytokinen und Tumornekrosefaktor, die vor allem die zelluläre Immunität steigern und dadurch antivirale und antitumorale Eigenschaft besitzen.

Funktionsweise der photodynamischen Therapie

Bei der photodynamischen Therapie wird ein Photosensibilisator (z. B. 5-Aminolävulinsäure [5-ALA] und Derivate wie das lipophile Methyl-5-amino-4-oxopentanoat [MAOP]) auf die Haut appliziert. Dieser dringt in die äußere Schicht der Haut ein und reichert sich in Zellen mit erhöhtem Stoffwechsel an. Tumorzellen akkumulieren aufgrund eines erhöhten Metabolismus vermehrt photosensibilisierende Stoffe. Durch Enzyme wird 5-ALA in Protoporphyrin IX umgewandelt. Dieses wird nach Bestrahlung mit hochenergetischem Licht aktiviert und gerät in einen angeregten, höherenergetischen Zustand (Singulettzustand). Dabei entstehen reaktive Sauerstoffspezies, die zu Zerstörung von Kohlenstoff-Doppelbindungen führen: Diese Schäden unterbrechen die Zellteilung, sodass einer Progression der aktinischen Keratosen zum Plattenepithelkarzinom vorgebeugt werden kann. Bei entsprechender Nachkontrolle erscheint heute eine einmalige Anwendung in den meisten Fällen ausreichend zu sein. Negative Effekte der PDT sind lokaler Schmerz bei der Bestrahlung, das Risiko der Photosensitivität sowie die Zeitverzögerung zwischen Auftragen der Creme und Behandlung. Im Vergleich zur Kryotherapie wurde die photodynamische Therapie bezüglich des kosmetischen Ergebnisses sowohl von den Patienten als auch den behandelnden Ärzten als signifikant besser bewertet.

Neues Pflaster vereinfacht kompliziertes Handling

Die gängigen PDT-Behandlungen sind relativ aufwändig in der Handhabung. Das zeitintensive Verfahren ist in der ärztlichen Praxis meist auf die Behandlung von großen Arealen ausgerichtet, da sich der Einsatz bei kleinen Behandlungsarealen als wenig anwenderfreundlich erwiesen hat. Mit dem neuen 5-ALA-Pflaster könnte die Behandlung aktinischer Keratosen milder aber auch moderater Ausprägung und die Therapie kleiner Behandlungsareale vereinfacht werden: Das sich zur Zeit in der Zulassung befindende Patch-System besteht aus einem mit 5-Aminolävulinsäure beschichteten, dünnen 4 cm² großen Pflaster. Klinische Studien zeigen die Wirksamkeit des 5-ALA-Pflasters, da sehr gute Ergebnisse bei der Heilung der Läsionen erzielt werden: Die Rate kompletter Remissionen nach einer Sitzung liegt bei bis zu 82%. Die spezielle Form des Pflasters erlaubt zudem eine flexible und gezielte Behandlung unterschiedlich großer Stellen – bis zu acht Pflaster können in einer einzigen Sitzung appliziert werden. Somit entfallen die bisher sehr zeitaufwendigen Schritte Kürettage, Okklusion und Aufbringung eines Lichtschutzes.

 

Quelle
 Aktinische Keratose. Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft und des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen in Zusammenarbeit mit der GD Gesellschaft für Dermopharmazie - Task Force Licht. Hautkrebs. Prävention, Stand September 2004. 
 Aktuelle Trends in der photodynamischen Therapie, 30. April 2009, Dresden, veranstaltet von der Intendis GmbH, München. 

 

ck

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